Naherholung in schwieriger Zeit

  • Bernd Schneider tut was für die Gesundheit und die Bildung in Sachen Heimatkunde. Über den alten Kumpel Ballack hält „Schnix“ den Kontakt zur Nationalmannschaft. Den EM-Auftakt gegen Polen verfolgt er am Fernseher, gegen Kroatien ist der Leverkusener im Stadion.


    Er ist im Moment beharrlich in Heimatkunde unterwegs, drei, vier Mal pro Woche. „Dazu habe ich ja sonst keine Zeit“, sagt Bernd Schneider und lacht. Er erradelt sich die nähere und weitere Umgebung, lernt dabei schöne Ecken diesseits und jenseits des Rheins kennen, hält den Kreislauf in Schwung und das Muskelsystem mobil. In den letzten Tagen ist der gegenwärtig nur beschränkt bewegliche Leverkusener Fußballprofi von Leichlingen zur Hitdorfer Fähre gefahren, hat sich übersetzen lassen und sich auf der anderen Seite des Flusses wieder in Richtung Heimat bewegt. 52 Kilometer ist er da gestrampelt, „an der frischen Luft“, wie er betont, „zu Hause auf dem Hometrainer oder vorm Bildschirm halt’ ich’s nicht lange aus“.


    Es sind dies jetzt schwierige Zeiten für „Schnix“, das Spielkind, den in den Fußball vernarrten Thüringer. Im Nacken zeugt eine mittlerweile relativ gut verheilte Narbe, fünf Zentimeter ist sie lang, von der nicht gar so einfachen Operation an der Halswirbelsäule. Bandscheibenvorfall ist das, was kein Mensch braucht und bei einem Sportler schon mal das Karriere-Ende bringt. Schneider hat den notwendigen Eingriff in Hannover prima überstanden. Beschwerden haben sich seitdem nicht eingestellt. Und mit dem Kopf, zwischenzeitlich per Halskrause arretiert, kann er auch wieder leidlich wackeln. Jetzt bleibt das nervtötende Warten auf die Nachuntersuchung bei den höchst fähigen Spezialisten in Niedersachsens Metropole.


    Und Europameisterschaft ist ja auch noch. Schneider hätte morgen eigentlich auf dem Platz stehen sollen in Klagenfurt gegen die Polen – im Mittelfeld an der Seite von Michael Ballack, seinem Freund, mit dem er derzeit nur per SMS kommuniziert („Ich will da nicht stören“). Leichlingen und Ascona, das Trainingslager der Nationalmannschaft, liegen auf diesem Weg nah beieinander. Und mit dem jungen Kollegen René Adler, dem Leverkusener Torhüter, telefoniert „Schnix“ sogar ab und zu. So was mildert das Leid der Abwesenheit bei einem großen Turnier. Nach Kärnten zum EM-Auftakt der Deutschen hat Schneider nicht unbedingt fahren wollen. Fernsehen daheim geht auch. Sagt er jedenfalls.


    Zur Partie der ersten deutschen Auswahl aber gegen Kroatien (in Klagenfurt) fliegt er an den Wörthersee, macht dort mit Familie gleichzeitig etwas Urlaub in einem piekfeinen Hotel direkt am Wasser. Dort in Velden logiert auch immer Bayers Ex-Manager Reiner Calmund, Kärntens EM-Botschafter, der seine Beziehungen hat spielen lassen für „Schnix“.


    Nur kein Risiko


    Rudi Völler, Bayers Sportdirektor, hat jüngst an dieser Stelle gesagt, dass er „den Bernd bald wieder bei uns angreifen“ sehen möchte. Doch wenn ein Großteil der Leverkusener Profis am 23. Juni unter Trainer Bruno Labbadia die erste Trainingseinheit absolviert, wird Schneider wohl noch nicht voll bei der Arbeit sein können. „Mal sehen, wie sich das mit dem Rücken entwickelt. Ein Risiko gehe ich auf jeden Fall nicht ein“, sagt Schneider. Bis dahin fährt er eben Rad – ob hier am Rhein oder in einer Woche am Wörthersee.



    http://www.rp-online.de/public…-in-schwieriger-Zeit.html