VON UDO BONNEKOH
(RP) Bruno Labbadia will in Leverkusen nichts verändern um der Innovation willen, sondern weil es nach seiner Bestandsaufnahme nötig erscheint. Barnetta bekommt vom Coach eine gute Note im Eröffnungsspiel.
Seit rund zwei Wochen wirbelt er bei und für Bayer Leverkusen. Nun hat Bruno Labbadia nicht gerade die Revolution ausgerufen bei dem Klub, der im Ruf steht, gut geführt zu sein. Doch ein bisschen umstürzlerisch mutet das schon an, was der frisch installierte Cheftrainer beim Tabellensiebten der Fußball-Bundesliga auf die Schnelle in eine neue Richtung bewegt: Assistent ausgewechselt, den Trainerstab durch Zvonko Komes, einen für Fitness verantwortlichen Mann, aufgestockt – und ein neues Spielsystem verordnet. „Er hat uns in diesen Tagen alle ziemlich auf Trab gehalten“ sagt Rudi Völler gar nicht vorwurfsvoll.
Der Leverkusener Sportdirektor findet das von Labbadia angeschlagene Tempo „ganz gut“, und der flotte Angriff auf womöglich verkrustete Strukturen kann ja auch nicht schaden. Schon heute geht es weiter mit der personellen und organisatorischen Ausrichtung auf die kommende Spielzeit. „Ich verändere nichts, nur weil ich als innovativ gelten will“, sagt Labbadia, „ich habe eine Bestandsaufnahme gemacht und dabei ist mir einiges aufgefallen, was zu verändern ist.“
Am Samstag ist der noch nicht gar so erfahrene, aber offenkundig extrem ehrgeizige Fußball-Lehrer in Basel gewesen beim Eröffnungsspiel der Schweizer. Und da hat er einen der bei der Europameisterschaft tätigen Leverkusener gegen die Tschechen verlieren sehen: Tranquillo Barnetta, dem manch ein Fachmann in diesen Wochen den ganz großen, Begehrlichkeiten renommierter Vereine weckenden internationalen Durchbruch zutraut. „Barnetta hat gut gespielt“, betont der Bayer-Coach, „er hat defensiv stark gearbeitet, einige Bälle gescheit erobert, nur Pech im Abschluss gehabt.“
Ob Labbadia noch mal zu einer EM-Partie fährt, will er von der Situation abhängig machen. Spiele live schauen – das ist für ihn Weiterbildung, denn „da siehst du, wie andere Mannschaften organisiert sind, ihre Verhaltensweisen in gewissen Situationen“. Zuvorderst aber interessiert ihn Leverkusen. Wie ergeht es Barnetta, Theofanis Gekas bei der EM, wie René Adler und Simon Rolfes? Wie geht es mit Bernd Schneider weiter in der Rehabilitation? Kommt der Chilene Arturo Vidal früher als befürchtet zurück? Wann ist mit Vorstopper Thiago da Silva aus Brasilien zu rechnen? „Am ersten Trainingstag, am 23. Juni, will ich wissen, was los ist, da muss jegliche Planung stehen“, bekräftigt Labbadia. Um das zu gewährleisten, hat er in den letzten Tagen eben alle Mann auf Trab gehalten: Eddy Sözer, seinen vertrauten Co, Holger Broich, der mit Zvonko Komes noch ein paar Prozent in Sachen Fitness herausholen soll – vor und nach dem Training etwa. Die Rigorosität des Handelns hat für Labbadia nur einen Hintergrund: „Wir stehen vor einer sehr schwierigen Saison, vor viel Stress auf der Baustelle BayArena. Da können wir klagen oder dagegen angehen. Ich bin immer fürs Anpacken.“
Quelle: RP-Online