Meier: Mit Bayer nicht auf Augenhöhe +++ Völler: Europa bleibt unser Ziel
„Wir sind froh, wieder da zu sein“, sagte Michael Meier gestern zu Rudi Völler.
Der Sportchef des 1. FC Köln traf den Sportdirektor von Bayer Leverkusen zum ersten rheinischen Gipfel der Saison 2008/09 in der Kölner BILD-Redaktion.
Endlich wieder Derby. Leverkusen gegen FC etwa in Düsseldorf?
Bayer will’s verhindern.
„Wir haben den Antrag bei der DFL gestellt, vorm Umzug nach Düsseldorf ein Heimspiel mehr in der Hinrunde zu haben“, verriet Völler, „ob das klappt, auch gegen Köln, wissen wir am 1. Juli. Dann kommt der neue Spielplan raus.“
BILD: Herr Meier, überholt der FC jetzt Bayer?
Meier: „Wir sind mit Bayer noch nicht wieder auf Augenhöhe. Unser Augenmerk sollte jetzt erst mal darauf liegen, dauerhaft erstklassig zu sein. So einen Gang durch die 2. Liga möchte ich nicht noch mal erleben. Das hält körperlich ja keiner aus.“
BILD: Herr Völler, wie haben Sie als „Nachbar“ den Kölner Aufstieg erlebt?
Völler: „Zwei Drittel der Saison hat man uns für unseren Fußball gelobt, während der FC kritisiert wurde. Im letzten Saisondrittel hat sich das total gedreht: Köln hat die Massen begeistert, ist aufgestiegen und wir haben den Uefa-Cup verpasst. Klar ist, dass das europäische Geschäft unser Ziel bleibt.“
BILD: Herr Meier, Pierre Womé kam vor drei Wochen als letzter Neuer. Die Fans warten auf weitere Erfolgs-Meldungen...
Meier: „Wir sind auf der Suche und könnten es uns mit Dienstverpflichtungen leicht machen. Aber wenn wir Geld hinlegen, lieber für einen Klassemann. Wir denken ambitioniert, deshalb haben wir ja auch zu Ivan Klasnic Kontakt aufgenommen. Ich bin auch guter Hoffnung, dass wir Substanz in die Mannschaft kriegen.“
BILD: Der Trainer-Wechsel Skibbe/Labbadia war für Bayer-Verhältnisse ungewöhnlich.
Völler: „Dass gerade mir die Entscheidung nicht leicht gefallen ist, brauche ich keinem zu sagen. Vieles unter Michael Skibbe war gut. Aber nach den letzten Wochen musste sich etwas ändern. Wir haben nur sieben Punkte aus zehn Spielen geholt. Das ist Wahnsinn.“
BILD: War Labbadia Ihr Top-Kandidat?
Völler: „Er war unsere Nummer 1, von Anfang an. Bei Bruno passt alles. Menschlich, fachlich. Der war schon alles Spieler akribisch. Und wie er mit bescheidenen Mitteln bei Greuther Fürth Teams wie Köln und Gladbach lange geärgert hatte – Hut ab.“
BILD: Kann er wie Christoph Daum alle sechs Monate aus dem Vertrag?
Völler: „Nein!“
Meier (lacht): „Das schützt in der Branche aber auch keinen vor einem Rauswurf. Aber noch mal – wir sind seit fast zwei Jahren mit dieser Vertragssituation gut gefahren. Wir sind aufgestiegen. Auf den Christoph lasse ich nichts kommen. Außer ihm wird es in der nächsten Saison nur drei Trainer geben, die in der Bundesliga schon mal Meister waren: Felix Magath, Armin Veh und Thomas Schaaf. Daum hält dem Druck Stand, er ist der Mann, der bei uns die Kontinuität reinbringen wird.“
BILD: Brauchen beide Klubs nicht dringend wieder eine große Identifikations-Figur. Einen Welt-Star, wie Rudi Völler es selbst bei Bayer als Spieler war...
Völler: „Mehr Identifikation als bei uns geht doch nicht. Nehmen wir René Adler - unser Poldi. Oder Gonzalo Castro...
Alle zehn Jahre hast du vielleicht mal das Glück, solche Talente rauszubringen.“
BILD: Beim FC war Toni Polster das letzte Gesicht.
Völler: „Auch mit dem Toni ist Köln abgestiegen.“
Meier: „Bei uns konnten sich doch in den letzten Jahren keine Gesichter herausbilden. Diese ständige Planungs-Unsicherheit. Heute würden Poldi oder Helmes dem FC gerne ihr Gesicht geben. Aber durch die fehlende Zuversicht in den Klub, konnten wir sie nicht halten. Wir hatten keine Chance.“
BILD: Dafür kamen Spieler aus aller Welt.
Meier: „Bei Jungs wie Mondragon oder Ümit Özat herrscht heute eine hohe Identifikation. Uns war klar, dass wir all diesen Spielern keine Zeit geben konnten. Wir brauchten ihre Erfahrung, um aufzusteigen. Ein Mondragon ist dabei zur Führungsfigur geworden. Ümit lebt den FC mittlerweile. Nachdem er den Film zum Jubiläum gesehen hatte, wollte er unbedingt den Harald Konopka, seinen ‚Vorgänger‘ auf der rechten Seite treffen. Um noch mal auf die Sache mit den Gesichtern zu kommen: Bayer hat gezeigt, wie‘s geht – aus der Position der sicheren Planung.“
BILD: Sind deshalb auch Spieler wie Ojigwe, Balitsch, Voronin, Sinkiewicz und Helmes vom FC zu Bayer gewechselt?
Völler: „Schauen Sie, Bayer ist heute nicht mehr mit dem Klub der 80er Jahre zu vergleichen. Junge Spieler wollen heute zu uns. Weil wir eine gute Truppe haben und attraktiven Fußball spielen.“
BILD: Und gut zahlen!
Völler: „Natürlich zahlen wir gut. Wir liegen aber hinten im oberen Drittel der Liga. Zudem haben wir unser Gehaltsvolumen seit 2002 fast um die Hälfte halbiert.“
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