Der rheinische Fußball-Gipfel, Teil 2

  • Meier: Unsere Seriosität hat bundesweit gelitten!


    Von PHILLIP ARENS, KARL-ERICH JÄGER und ULRICH BAUER


    Fan-TV.


    Eigene Fernseh-Sender für die Klubs. Neue Wege für die Bundesliga-Vermarktung.


    Einer warnt davor – Bayer-Sportchef Rudi Völler!


    „Ich hab’s beim AS Rom erlebt und weiß, wovon ich rede“, sagte Völler beim rheinischen Gipfel mit FC-Manager Michael Meier in der Kölner BILD-Redaktion.


    Was meinen Sie?


    „Der Roma-Channel hatte sein Studio neben meiner Trainer-Kabine. Vor jeder Einheit kam der Regisseur und fragte, wann wir drehen könnten. Klub-TV hört sich toll an, aber das war anstrengend. Dazu kommt, dass Roma nur drauf zahlt.“


    BILD: Herr Meier, Herr Völler: Was erwarten Sie von der neuen Saison?


    Meier: „Früher hätten wir uns mit Frankfurt oder Hannover gemessen. Aber während wir in der 2. Liga waren, ist auch da eine Menge passiert und viel investiert worden. Wir müssen den Schwung aus der 2. Liga mitnehmen – wie der KSC im letzten Jahr in der Hinrunde.“


    Völler: „Die Qualität der Bundesliga wird steigen, allein durch die Rückkehr von Köln und Gladbach gibt’s eine ganz andere Wucht im Mittelfeld. Und Hoffenheim? Die werden nicht kleckern, sondern klotzen. Auch wenn sie nach außen immer etwas den Ball flach halten.“


    BILD: Wer könnte die Überraschungs-Elf werden?


    Meier: „Wolfsburg.“


    Völler: „Die müssen ja eigentlich um die Plätze zur Champions League mitspielen. Felix Magath kennen wir ja als Top-Trainer. Aber wie er jetzt dem VW-Chef Winterkorn das Geld aus den Rippen schneidet – das ist schon ein Meisterstück.“


    BILD: Stichwort Geld. Mit welchen Etats planen FC und Bayer die Saison?


    Meier: „Glauben Sie uns ruhig, dass bei beiden Klubs vernünftige Leute am Werk sind. Da wir aus der 2. Liga kommen, wird der Etat niedriger als bei Bayer sein. Wir werden die Höhe nicht kommunizieren. An den Zahlen wirst du immer aufgehängt.“


    BILD: Wie wichtig wäre gerade für den FC ein potentieller Geldgeber?


    Meier: „In all den Gesprächen mit möglichen Partnern wurden uns immer vorgehalten: ‚Ihr müsst stabil in der Bundesliga sein!‘ Interessant ist, dass trotz der Fahrstuhlfahrt die Marke FC werbemäßig völlig unbelastet geblieben ist.“


    BILD: Der Ruf in der Öffentlichkeit auch?


    Meier: „Der FC ist ein Unikat. Die Unruhe ist diesem Klub in die Wiege gelegt worden. Ob verschuldet oder nicht: Unsere Seriosität hat bundesweit gelitten. Da muss man nur das Thema ‚Podolski-Prozession‘ nehmen. Dafür konnten wir ja nichts. Im Rheinland wird uns dagegen viel verziehen.“


    BILD: Anderes Thema. Durch den Stadion-Umbau spielt Bayer in der Rückrunde in Düsseldorf. Mit wie vielen Fans kalkulieren Sie während dieser Zeit?


    Völler: „Schwer zu sagen. Wir wollen natürlich, dass unsere Dauerkarten-Kunden komplett mit nach Düsseldorf fahren. Unser Ziel ist es, dort auch Fans zu gewinnen, die dann wieder mit nach Leverkusen kommen. Es kann natürlich sein, dass bei Duellen gegen West-Klubs für uns eine Auswärtsspiel-Situation entsteht.“


    Meier: „Ich glaube nicht, dass sich die Düsseldorfer dafür interessieren werden. Ich weiß noch, als ich Manager in Leverkusen war. Da bekamen wir im Uefa-Cup den FC Barcelona zugelost – mit Bernd Schuster. Ich war dafür, nach Müngersdorf auszuweichen. Die Kölner ließ das Spiel kalt. Heißt: So sehr die Fans moderne Stadien lieben. Bei der Wahl ihres Vereins bleiben sie konservativ – die kümmern sich nur um ihre Mannschaft.“


    Der Stadion-Umbau in Leverkusen interessierte Meier plötzlich besonders.


    Meier: „Warum habt ihr denn nicht gleich ein neues Stadion gebaut, als für 70 Millionen Euro umzurüsten?“


    Die Frage sei „berechtigt“, gab Völler zu. „Aber, wir haben uns mal für diesen Weg entschieden. Und wir werden noch einige WM-Stadien in den Schatten stellen...“


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