1. Bundesliga 2008/2009

MARCELL JANSEN: »Der HSV und ich - das passt!«
Premierenauftritt - dieser Typ kommt an

Die Euphorie kennt kaum noch Grenzen. Knapp 2000 Fans, fünf Mal so viele wie sonst üblich, tummelten sich um den Trainingsplatz an der Nordbank Arena. Einer hatte sogar eine Meisterschale dabei. Und sie alle wollten IHN sehen - Marcell Jansen, Stareinkauf des HSV, frisch verpflichtet vom FC Bayern. Die Fans kamen zu früh - erst heute wird der Acht-Millionen-Euro-Einkauf das erste Mal mit seinen neuen Kollegen trainieren. Als Vorgeschmack auf den dann zu erwartenden Hype diente der gestrige Tag allemal.

Um 12.45 Uhr war Jansen, gemeinsam mit Freundin Julia aus München kommend, in Hamburg gelandet. Ein paar Fotos und Autogramme später ging es zum Medizincheck zu Teamarzt Oliver Dierk. Nachmittags dann wurde der 23-Jährige der Öffentlichkeit vorgestellt - stilsicher, in einem Kapuzen-Pulli der HSV-Rothosen-Kollektion. Er wirkte befreit - und gab bereitwillig Auskunft über ...

... seine ersten Eindrücke: "Ich freue mich riesig, hier zu sein. Schon auf dem Hinflug haben mir einige nette ältere Herrschaften gesagt, dass ich jetzt ja endlich in einer vernünftigen Stadt bin. Allerdings kenne ich Hamburg bis jetzt eigentlich nur von den Nutella-Drehs und den Spielen hier in der Stadt."

... seine Beweggründe für den Wechsel: "Hamburg war immer ganz oben auf meiner Liste. Schon vor meinem Wechsel von Gladbach nach München. Jetzt war natürlich mein Gespräch mit Jürgen Klinsmann der Hauptgrund. Ich hatte das Gefühl, dass mein Stellenwert und meine Perspektive von ihm etwas anders gesehen werden als von mir. Deshalb habe ich auf den Wechsel gedrängt. Und scheinbar auch die richtigen Worte gefunden, um jetzt hier beim HSV zu sein."

... den Moment der Entscheidung: "Am Mittwochmorgen wusste ich eigentlich Bescheid. Tagsüber regelten sich dann die Dinge, mein Berater stand die ganze Zeit mit dem HSV in Kontakt."

... den HSV: "Ich finde hier einen sehr guten Verein vor, bei dem ich mich entwickeln und Gas geben kann. Viele Spieler hier kenne ich schon aus meiner Jugendzeit. Und von der Spielphilosophie hat mir der HSV schon immer gefallen. Es passt zu mir."

... seine Erwartungen: "Ich möchte das verkörpern, was ich in Gladbach getan habe. Ich bin eher ein offensiver Linksverteidiger und will mich austoben. In München konnte ich diese Rolle so nicht spielen."

Martin Jol, seit Jahren ein erklärter Jansen-Fan, konnte sein Glück auch am Tage nach der Verpflichtung kaum fassen. "Er war auf meiner Liste, aber ich dachte, dass das unmöglich sei", so der Trainer. "Aber die Leute hier haben es möglich gemacht." Ein dickes Lob an Klubboss Hoffmann und Sportchef Beiersdorfer, die den Linksverteidiger bei den Bayern loseisten.

Wann aber wird der Nationalspieler sein Debüt für den HSV geben? Womöglich schon morgen in Bielefeld. "Er wird im Kader sein", so Jol. "Als deutscher Spieler wird er ja nicht lange brauchen, sich einzugewöhnen ..."

Wohnen werden Jansen und seine Julia zunächst im Hotel. Dann aber soll's ein Haus auf dem Lande sein - denn der Nationalspieler kommt mit Hund und Pferd nach Hamburg. "Ich weiß nicht, ob es so gut wäre, wenn ich mit denen durch die Stadt spaziere", sagte Jansen - und grinste.

Der Typ macht Spaß. Und sorgt für Euphorie. Bis 2013 läuft sein Vertrag. Wie sehr die Fans sich auf ihn freuen, wird er schnell merken. Heute, auf dem Platz neben der Arena.

NEVES: Einer wie Diego?
Letzte Details ungeklärt / Anflug verzögert sich

Der Platz neben ihm war frei. Als Dietmar Beiersdorfer um 15.50 Uhr an der Sylvesterallee vorfuhr, hielten die Kiebitze vergebens nach Thiago Neves Ausschau. Ursprünglich wollte der Sportchef den brasilianischen Spielgestalter gleich mitbringen. "Aber es sind noch kleine Details zu klären", erklärte er, sichtlich erschöpft von dem 16 Stunden langen Flug. Kann die Nummer etwa noch platzen?

Niemand beim HSV rechnet damit noch ernsthaft. Nach Alex Silva (23), der wegen der WM-Qualifikationsspiele mit Brasilien erst am 12. September nach Hamburg kommen wird, ist auch der Deal mit Neves so gut wie gesichert. Doch erst wenn auch die letzten Kleinigkeiten geklärt sind, wird Fluminenses Spielmacher die Maschine nach Hamburg besteigen. Was aber ist Neves für ein Typ? Kein Van-der-Vaart-Verschnitt. Eher einer wie Bremens Diego. Mit ihm gewann er in Peking olympisches Bronze. "Dass er dort an der Seite von Diego und Ronaldinho gespielt hat, war sicher kein Zufall", lobt Klubboss Bernd Hoffmann.

Seit Wochen war der HSV an Neves dran - und schien chancenlos zu sein. Barcelona, der FC Sevilla und Juventus signalisierten Interesse an dem genialen Rechtsfuß. Atlético Madrid legte Neves noch Anfang der Woche einen Vertrag vor. Das Problem der Spanier: Sie boten der Investorengruppe, die die Hälfte der Transferrechte des 23-Jährigen in Händen hielt, nur eine Sofortzahlung von sechs Millionen Euro. Der HSV bekam für 7,5 Millionen den Zuschlag, besitzt nun sogar 80 Prozent der Transferrechte. "Der Spieler will unbedingt nach Hamburg", so Hoffmann.

Neves - genial am Ball, ungemein torgefährlich. Ein Risiko bleibt. In Brasilien gilt der Mittelfeldstar (acht Länderspiele, drei Tore) als schwieriger Charakter. Zudem neigt er zur Resignation, sobald seine Gegner ihn hart angehen. "Dann hadert er mit Gott und der Welt und ist nicht mehr bei der Sache", so ein brasilianischer Spielerberater. Gepflogenheiten, die der 1,82 Meter große Ballzauberer wird ablegen müssen.

Neves zum HSV. Beiersdorfer wird noch aus einem anderen Grund zufrieden sein. Durch die Verhandlungen mit Silvas Agenten Marcel Figer (Sohn von Berater-Legende Juan Figer) und Neves Chef-Berater Leo Rabello hat der Sportchef bei den wichtigsten Spielervermittlern Brasiliens mehr als einen Fuß in der Tür.

Info:
Reaktionen

Piotr Trochowski "Ich habe noch am Mittwoch mit Marcell Jansen telefoniert - er freut sich riesig! Dass wir jetzt so aufgerüstet haben, ist auch ein Zeichen an die Konkurrenz. Wir haben uns in der Breite gut verstärkt, können mit den Teams oben mithalten."

Joris Mathijsen "Bis zuletzt hatten wir ja fast nur verkauft. Nun aber ist unser Kader sehr gut aufgestellt. Keiner hat erwartet, dass wir Jansen verpflichten und dazu zwei Spieler, die für Brasilien bei Olympia waren."

Martin Jol "Ich hatte Marcell schon bei Tottenham auf dem Zettel. Als Trainer kann man nur sehr zufrieden sein. Er ist sehr talentiert, groß, stark - was will man mehr. Letzte Woche habe ich noch nicht damit gerechnet, dass es klappt."

Dietmar Beiersdorfer "Wir haben Marcell schon lange beobachtet, waren auch letztes Jahr interessiert, hatten aber keine Chance gegen Bayern. Jetzt haben wir noch mal Kontakt aufgenommen. Es ist die perfekte Partnerschaft."

NEUZUGÄNGE: 26,5 Millionen Euro für vier neue Stars
So stemmte der HSV seine Top-Transfers

Die Konkurrenz schaute in den vergangenen Tagen erstaunt zu. Ein Star nach dem anderen wechselte zum HSV, der Vorstand des Vereins ging in die Vollen. Insgesamt 26,5 Millionen Euro kosten die verpflichteten Mladen Petric (4,5), Alex Silva (6,5), Marcell Jansen (8,0) und Thiago Neves (7,5). Wie kann der Klub das alles finanzieren?

Bernd Hoffmann beruhigte die Gemüter zügig. "Wir sind in einer guten wirtschaftlichen Situation und haben die Substanz unseres Kaders deutlich erhöht", ließ der Klubboss verlauten. Der HSV verfügt nicht nur über jede Menge Stars - der Großteil der Top-Spieler besitzt langfristige Verträge und einen hohen Wiederverkaufswert.

Die Finanzierung der vier Neuen konnte der Verein problemlos stemmen. Auf der Habenseite standen nicht nur Einnahmen durch die Verkäufe von Rafael van der Vaart (13,5 Millionen Euro von Real Madrid) und Vincent Kompany (8,5 Millionen von Manchester City), sondern auch ein erhöhter Spielraum durch den Abgang von Juan Pablo Sorin. Rund zwei Millionen Euro sparte der HSV durch die Vertragsauflösung. Hinzu kamen Gelder durch neue Sponsoren oder die Verlängerung bestehender Verträge (z.B. mit Sinalco).

Allerdings: Geld für die Vertragsverlängerungen mit Nigel de Jong und Ivica Olic muss erst wieder eingespielt werden. Thimothee Atouba könnte mit einem Abgang neuen, möglichen Spielraum verschaffen. Bislang gibt es noch keine konkreten Offerten für den Kameruner - der nun allerdings einen Tag länger Zeit hat, sich transferieren zu lassen. Die DFL stimmte einer Verlängerung der Wechselperiode von Sonntag auf Montag (Mitternacht) zu.

www.mopo.de

Auszug zur möglichen Spieltagsansetzung der Uefa-Cup Teilnehmer,
www.newsclick.de:

Angesichts der Tatsache, dass gleich sechs Bundesliga-Teams in den Uefa-Cup eingezogen sind und an einem Donnerstag im Einsatz sein werden, tut sich bereits das nächste Problem auf: Wer darf am folgenden Wochenende am Sonntag spielen, und wer muss schon am Samstag antreten, nur 48 Stunden nach seinem Uefa-Cup-Auftritt?

VfL-Trainer Magath plädierte gestern für so viele Sonntagsspiele wie möglich. "Alles andere wäre eine Wettbewerbsverzerrung", meint Magath. Spielplangestalter Götz Bender ist offenbar flexibel. "Es ist nicht auszuschließen, dass wir einzelne Spiele komplett auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Wir haben mit den Vereinen schon Ausweichtermine bis zum Ende des Jahres besprochen", sagte Bender dem Sport-Informations-Dienst.

Die für diese Saison eingeräumte Möglichkeit, ein drittes Sonntagsspiel anzusetzen, soll aber die Ausnahme bleiben. Bender: "Wir müssen dann entsprechend der Fernsehverträge der ARD-Sportschau dieses Spiel in gewisser Weise zurückgeben, indem wir an einem anderen Spieltag nur ein Sonntagsspiel ansetzen. Deshalb wollen wir von dieser Möglichkeit nur sehr vorsichtig Gebrauch machen." Bis Dienstag will die Deutsche Fußball Liga (DFL) das Problem gelöst haben, damit Klubs und Fans wissen, wann sie ihren Verein anfeuern dürfen.

Einzelne Spiele komplett verschieben - Ausweichtermine bis zum Ende des Jahres?!? Da bin ich mal gespannt, ob damit spieltagsunabhängige (kein Fr., Sa., So.) Tage mit gemeint sind. Bei der 1. Runde würde uns der 7. Spieltag (Hertha H) betreffen.