VON UDO BONNEKOH
(RP) Gonzalo Castro hofft und bangt bei der EM mit Spanien und Deutschland. Beim Zuschauen am Fernsehen blutet dem Bayer-Profi das Herz. Er startet neuen Anlauf auf die Nationalelf. Heute sieht er erstmals Labbadia als Chef.
Er ist während des Urlaubs ein paar Tage bei Verwandten in Gerona an der Costa Brava gewesen und ein paar Tage mit der Partnerin auf Ibiza. Und jetzt fühlt sich Gonzalo Castro, der jüngst sein 21. Lebensjahr vollendet hat, „sehr gut erholt“.
Gerade ihm, der sein erstes Bundesligaspiel bei Bayer Leverkusen im zarten Alter von 17 bestritten hat, war Regeneration zu wünschen, schließlich hat Castro – mit 33 Meisterschaftsspielen in der abgelaufenen Spielzeit – fast ein ähnliches Arbeitspensum hinter sich wie der Kollege Simon Rolfes als Dauerbrenner. „Für den Simon freut es mich natürlich, dass er jetzt bei der EM in der Partie gegen Portugal so aufgetrumpft hat“, sagt Castro.
Der gebürtige Wuppertaler, der sich bei aktiver Erholung gestern im Garten seines Domizils in Bürrig nützlich gemacht hat, hat es in diesen Tagen nicht einfach, psychisch. Spanier ist der gelernte Sport- und Fitness-Kaufmann von Geburt, also hofft und bangt er mit den Iberern. Und mit der deutschen Nationalmannschaft hätte er bei der Europameisterschaft sein können – mit seinem Potenzial zumal. Im engeren Kreis bei Löws Auswahl war er ja bis kurz vor Nominierungsschluss wie auch Stürmer Stefan Kießling.
„Klar, mir blutet ein bisschen das Herz, wenn ich jetzt vom Fernseher sitze und mir die Spiele anschaue“, sagt er. Und er zieht für sich einen sehr vernünftigen Schluss: „Natürlich ist das für mich schade. Aber dass ich aus dem Kreis herausgefallen bin, zeigt mir, dass ich mich noch verbessern muss.“ Das will er, mit reichlich sportlichen Talenten gesegnet, in dieser Spielzeit tun.
„In der nächsten Saison müssen wir mit Bayer wieder international spielen, ein anderes Ziel kann es gar nicht geben“, bekräftigt der nicht sehr groß geratene Techniker, der mit seinen natürlichen Gaben im ernsten Wettstreit zuweilen verschwenderisch umgeht.
Dass die Leverkusener diesmal nicht wenigstens im Uefa-Cup mitmachen, empfindet Castro einerseits als nicht hinderlich, weil „wir uns dann auf die Meisterschaft konzentrieren können und eine geringere Belastung haben“. Andererseits stört ihn das gewaltig, denn „es fehlen die Festtage, die internationale Spiele nun mal darstellen. Das ist immer etwas Besonderes“.
Heute nimmt Gonzalo Castro bei der angesetzten Leistungsdiagnose für alle Bayer Profis erstmals die Spur auf, die der frisch installierte Trainer Bruno Labbadia mit viel Unternehmungsgeist legt. „Ich bin gespannt“, sagt Castro, was vermutlich die übrigen Kollegen auch sagen würden, „wir werden uns auf Neues einstellen müssen.“
Die Nachricht, dass Michael Skibbe bei Bayer von seiner Arbeit entbunden wurde, hat Castro vor Wochen eher nebenbei mitbekommen, und dass Labbadia sein neuer Chef sein würde auch – im Urlaub in Spanien.