Nach dem Wechsel von Michael Skibbe zu Labbadia erzählt man sich in Leverkusen hinter vorgehaltener Hand gar von einem „Kulturschock“ für die Bayer-Profis. Nicht nur weil Labbadia anders als sein extrem sachlicher Vorgänger mit jedem Satz und jeder Bewegung eine mitunter beängstigende Erfolgsbesessenheit ausstrahle. Gleich von Beginn der Vorbereitung an setzte der vom Zweitligisten Greuther Fürth rekrutierte Branchen-Aufsteiger täglich drei Einheiten auf den Plan. Um 7.45 Uhr versammelt sich der Kader (noch ohne EURO-Urlauber) zu Stabilisationsübungen. Es folgen gemeinsames Frühstück, eine Vormittags- und Nachmittagseinheit, dazwischen gemeinsames Mittagessen und Regeneration auf eigens im VIP-Bereich der BayArena bereitgestellten Feldbetten. Die obligatorische Ruhephase ist unerlässlich, übersteigt die neue Trainingsintensität das gewohnte Programm doch deutlich. Dass bereits auffällig viele Akteure meist wegen muskulärer Probleme kürzer treten mussten (etwa Vidal, Gresko, Haggui, Djakpa), passt da ins Bild. In Fürth war es Labbadia eben gewohnt,dass seine Spieler sich bereits während der Saisonpause nach einem von ihm ausgearbeiteten Trainingsplan für die Vorbereitung präparierten. Der Acht-Stunden-Tag (und mehr) ist also in Leverkusen ebenso gängige Praxis wie beim HSV (übrigens schon unter Jol-Vorgänger Huub Stevens) und auf Schalke.
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Labbadia verbat sich zeit seiner Trainer-Karriere das Du. Sein ehemaliger Fürther Kapitän Daniel Felgenhauer: „Er achtet auf eine gewisse Distanz. Wir haben alle zu ihm aufgeschaut.“
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Und von Labbadia ist aus Fürth überliefert, dass er nicht selten von Auswärtsspielen in der Nacht zurückkehrte, um sich zwei Stunden später in den ersten Flieger gen Osten zu setzen und dort bis zu vier Spiele am Tag anzuschauen. Das eigene Training verpasste er trotzdem nie. In der Liga soll es auch andere Fälle geben ...
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Labbadia legt traditionell mit jedem seiner Spieler einen „Fahrplan“ über Entwicklungsschritte fest.
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Quelle: Kicker 56/2008 Druckausgabe