Kießling-Interview: "Machen Reifeprozess durch"

  • Stefan Kießling spricht im Exklusiv-Interview bei eurosport.yahoo.de über das Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft bei der EURO, den neu eingeführten Zehn-Stunden Tag unter Bayer-Trainer Bruno Labbadia und den Reifeprozess des jungen Teams in Leverkusen.


    Wie haben Sie die EM verbracht?


    Stefan Kießling: Urlaub habe ich nicht gemacht. Ich war die ganze Zeit in Leverkusen, mal ein paar Tage in der Heimat. So habe ich ein bisschen die Zeit genossen.


    Ein Wort zum Abschneiden der deutschen Mannschaft...


    Kießling: Ich denke, sie war verdient im Finale, leider hat es da nicht geklappt. Die Spanier waren einen Tick besser und hatten den glücklicheren Tag. Mit dem zweiten Platz kann man zufrieden sein, das ist eine super Sache.


    Sie waren ja leider nicht dabei. Was war der Grund dafür?


    Kießling: Für mich ist das abgehakt. Ich habe auch keine Lust mehr, darüber zu reden. Der Trainer hat sich dafür entschieden. Ich werde Gas geben, wie ich es immer getan habe, um wieder dabei zu sein.


    Richten wir den Blick in die Zukunft. Wie ist Ihr erster Eindruck von Bruno Labbadia?


    Kießling: Der erste Eindruck ist gut. Vom Trainingsablauf her ist es für uns alle eine Umstellung gewesen. Wir versuchen, das so gut es geht umzusetzen und hängen uns voll rein.


    Bruno Labbadia hat den Zehn-Stunden-Tag eingeführt. Wurde das nur hoch gespielt oder war ist das wirklich so?


    Kießling: Es waren zehn Stunden. Wir haben uns morgens um halb acht getroffen und ab sechs durften wir aus der Kabine raus. Das sind zehneinhalb Stunden. Gut, das gehört dazu. Die ersten zwei Wochen waren hart, aber wir haben gut trainiert. Am Ende werden wir sehen, ob uns das weiter gebracht hat oder nicht.


    In der letzten Saison lief es ja nicht schlecht mit Bayer, aber am Ende ist ihnen die Puste ausgegangen. Was kann man tun, damit das nicht noch einmal passiert?


    Kießling: Ich glaube nicht, dass uns die Puste ausgegangen ist. Es waren viele Faktoren, die da zusammenkamen, da wäre es nicht richtig, eine Sache herauszunehmen. Wir haben zwei Drittel der Saison überragend gespielt. Im letzten Drittel hatten wir einen Durchhänger, wie ihn eine junge Mannschaft eben einfach hat. Leider hatten wir nicht das Glück, einen Sieg mehr geholt zu haben, dann wären wir im UEFA Cup und hätten die ganze Diskussion nicht gehabt. Aber so ist Fußball. Jetzt werden wir alles daran setzen, dass wir übernächste Saison wieder international dabei sind.


    Ist der Druck in der Meisterschaft jetzt größer, weil Sie nicht international spielen?


    Kießling: Wir waren seit Jahren international vertreten. Und dann ist klar: Wir kriegen ein neues Stadion und wollen unbedingt wieder dabei sein - das ist das Ziel, das wir verfolgen und auch verwirklichen wollen.


    Es gab keine namhaften Verstärkungen. Muss da noch jemand kommen?


    Kießling: Wir haben letztes Jahr gesehen, dass wir eine gute Mannschaft haben. Mit dieser jungen Mannschaft machen wir einen Reifeprozess durch und da gehört es dazu, nicht einfach fünf, sechs Neue zu kaufen, nur weil wir mal ein Ziel verpasst haben. Mit Patrick Helmes haben wir einen guten Neuzugang, aber auch andere gute Neue bekommen. Das sind alles junge Spieler, die sich jetzt integrieren müssen. Wir müssen uns so weiterentwickeln, dass wir irgendwann ganz oben mitspielen können.


    Die BayArena ist eine Baustelle, die Rückrunde spielen Sie in Düsseldorf. Ist das vielleicht ein Nachteil für Sie?


    Kießling: Man muss einfach da spielen, wo das Spiel angesetzt wird. Natürlich ist es schön im eigenen Stadion zu spielen. Wir bekommen jetzt ein Schmuckkästchen hingestellt und freuen uns darauf. Die Saison müssen wir so erfolgreich wie möglich absolvieren. Die Spiele in Düsseldorf müssen wir hinnehmen, obwohl man fast von Auswärtsspielen sprechen kann. Vielleicht ist das aber zusätzliche Motivation, durch die wir das ein oder andere Spiel mehr gewinnen.


    Zum Abschluss ein Ausblick auf die Saison. Marschieren die Bayern einfach durch oder kann sie jemand stoppen?


    Kießling: Die Bayern spielen immer um die Meisterschaft mit und sind haushoher der Favorit. Die anderen Vereine, die da oben mitkämpfen, müssen eine gute Saison spielen, um das zu Erreichen. Warum sollte es nicht einer schaffen. Unser Ziel ist der internationale Bereich und darüber sprechen wir erstmal.
    Das Interview führte Karl Dzuba / Eurosport


    Quelle