Im Juli dieses Jahres hat Bayer 04 die Abteilung Frauenfußball des TuS Köln rrh. (rechtsrheinisch) mit allen Spielerinnen, Trainern und Betreuern sowie Organisationsstab integriert.
Weibliche Fußballfans in der Mehrheit? Frauen, die richtig was vom Fußball verstehen? Immer mehr junge Mädchen, die es in die Vereine zieht? Vor zehn Jahren hätte man(n) sich ob solcher Fragen noch gefragt, ob man im falschen Film sitzt. Doch seit Überraschungserfolgen wie „Kick it like Beckham“ (2002) und „FC Venus“ (2006) taugt das Thema „Frauen und Fußball“ sogar zu ganz großem Kino. Wächst da zusammen, was eigentlich schon lange zusammengehört?
Bei Bayer 04 darf man dies seit dieser Saison eindeutig bejahen. Denn seit Juli verfügt der Klub nun auch über eine Frauenfußball-Mannschaft. Die Integration des TuS Köln rrh. in die Fußballabteilung des TSV Bayer 04 Leverkusen beschert dem Verein nicht nur 110 neue Mitglieder, sondern ist für dessen Abteilungsleiter Jürgen Gelsdorf auch „eine absolut logische Entwicklung“.
„Die Bilder von den Fanmeilen während der WM 2006 und der EM 2008 haben doch gezeigt, dass zwei Drittel der Fans Mädchen und Frauen sind. Dass ein großer Teil davon irgendwann auch mal selber Fußball spielen möchte, liegt doch auf der Hand.“ So häuften sich in jüngerer Vergangenheit auch die Anfragen auf der Geschäftsstelle des TSV Bayer 04, warum denn der Verein noch nicht Fußball für Frauen anbiete. Wie groß das Interesse bei den weiblichen Fans ist, zeigt auch die Resonanz auf das Angebot der Fanbetreuung von Bayer 04. Das wöchentliche „Kicken für Mädchen“ erfreut sich allergrößter Beliebtheit. „Also haben wir uns gefragt: Warum eigentlich nicht“, sagt Stephan Rehm, Veranstaltungsmanager und Projektleiter Frauenfußball bei Bayer 04.
Da die Fußball-WM der Frauen 2011 in Deutschland stattfinden wird und Leverkusen sich als Austragungsort beworben hat, stellten auch DFB und das Organisationskomittee die Frage nach den fußballspielenden Frauen im Verein.
So nahm Bayer 04 im Mai 2008 Kontakt zu Werder Bremen auf, erkundigte sich nach deren Erfahrungen mit dem Frauenfußball, der dort vor einem Jahr eingeführt worden war. „Das Bremer Modell überzeugte uns, so dass wir anschließend Gespräche mit dem Fußballverband Mittelrhein (FVM) aufgenommen haben“, sagt Rehm. In diesen Gesprächen fiel immer wieder der Name von Doreen Meier. Die Trainerin des Zweitligisten TuS Köln rrh. , die übrigens ihren Trainerschein zusammen mit Bruno Labbadia gemacht hat, zeigte sich interessiert an einer Zusammenarbeit. „Und da der TuS Köln von seiner Infrastruktur her an Grenzen gestoßen ist, lag die Frage nahe: warum integriert ihr uns nicht gleich in den TSV Bayer 04“, sagt Maruan Azrak, der ehemalige Abteilungsleiter Frauenfußball des TuS Köln.
Auf der Abteilungsversammlung des Vereins Anfang Juni wurde dem Wechsel nach Leverkusen zugestimmt und einen Monat später erteilte auch der FVM dem Integrationsmodell seine Freigabe.
Schon am 17. Juli fand das erste Training der ersten Frauenmannschaft von Bayer 04 auf dem Trainingsgelände der Lizenzmannschaft statt. Und Doreen Meier sowie ihre 23 Spielerinnen fühlten sich in ihren Werkself-Shirts auch schon sichtlich wohl. „Wir haben hier einfach tolle Trainingsbedingungen. Das Umfeld ist natürlich ein sehr viel professionelleres, als es dies in Köln je sein konnte. Und auch wenn sich einige noch an den Namen Bayer 04 gewöhnen müssen, wir freuen uns riesig, jetzt hier zu sein und zu diesem Klub zu gehören“, sagte Meier.
Die Bayer 04 Fußball GmbH unterstützt den Frauenfußball finanziell und werde ihn, so Meinolf Sprink, Geschäftsführer der Bayer 04 Marketing GmbH, in ein Vermarktungskonzept einbetten. So werde man Anzeigen schalten, um für den Frauenfußball bei Bayer 04 zu werben. Darüber hinaus sei ein „Tag des Frauenfußballs“ am Jugendfußballzentrum Kurtekotten geplant. „Insgesamt wird das Thema Frauenfußball bei Bayer 04 eine spannende Sache, weil wir damit Neuland betreten“, sagt Jürgen Gelsdorf, aus dessen Fußballabteilung ein Mitarbeiter hauptamtlich als Ansprechpartner für den Frauenfußball verantwortlich sein wird.
Für Andreas Höffken, den Geschäftsführer des FVM, ist das Engagement der Leverkusener vorbildlich: „Bayer 04 darf sehr stolz darauf sein, dass diese Integration so schnell und professionell abgelaufen ist. Es gibt noch nicht so viele Bundesligavereine, die den Frauenfußball aktiv fördern und betreiben.“ Dass Bayer 04 mit seiner Frauenmannschaft gleich in der 2. Bundesliga Süd an den Start geht, dürfte für die Akzeptanz in Leverkusen nicht unwichtig sein. Die Mannschaft von Trainerin Meier hatte in der vergangenen Saison auch im DFB-Pokal für Aufsehen gesorgt, als man erst im Halbfinale scheiterte.
Trotz aller professionellen Rahmenbedingungen seitens Bayer 04 betont Jürgen Gelsdorf, dass das ehrenamtliche Engagement in der Abteilung Frauenfußball nach wie vor groß sein müsse. „Es wird hier kein Rundum-Sorglos-Paket geben. Von der Elternschaft muss schon noch viel Initiative kommen.“ Und dass nun nicht gleich mit Hilfe von Bayer 04 neue Topspielerinnen verpflichtet werden, verdeutlichte Meinolf Sprink mit einem netten Spaß: „Die Gerüchte, wonach Michael Reschke in Brasilien die Schwester von Marta verpflichten wolle, entbehren jeder Grundlage.
Quelle: bayer04.de