VON STEFAN SCHNEIDER
Leverkusen (RP) Nicht jedes Spiel dauert 90 Minuten. Bayer Leverkusens Bundesliga-Fußballer erledigten ihren Termin für die offiziellen Mannschaftsfotos gestern bedeutend fixer – und gaben dabei doch alles.
Das Vorgeplänkel beginnt schon vor 9.30 Uhr. Ein stetig wachsendes Fotografenrudel sammelt sich am Eingang des Bayer-Trainingsgeländes, muss aber vorerst Abstand halten zur Rasenfläche, auf die sich gleich alle Blicke, Linsen und Objektive richten werden. Um die Anwesenden zu fesseln, reichen vier zusammengestellte Bierzeltgarnituren – das Podium für Bayers Bundesliga-Kicker, die für 10 Uhr zum Fototermin erwartet werden. Noch lässt sich keiner der Ballzauberer sehen. Lediglich Greenkeeper Dieter Prahl tuckert mit einem Trecker vorbei und transportiert gut verpackte Tornetze von A nach B.
Zigarillo-Dost
Aufwärmphase Uli Dost betritt die Szene. Bayers Pressesprecher genießt ein Zigarillo, das Trainingsgelände ist schließlich (noch) keine offizielle Nichtraucherzone. Dost marschiert zielstrebig zum Podium und zaubert fünf Bayer 04-Fanschals hervor, die er fein säuberlich auf einer der Bierzeltgarnituren drapiert. „Die Spieler kommen!“, ruft plötzlich ein Junge, der sich trotz seines geringen Alters schon als Nostalgiker entpuppt: Sein Trikot mit der abblätternden Rückennummer 15 ziert der Schriftzug Rink.
Das Fotografenrudel macht eine Gasse frei. Stefan Kießling setzt als Erster seinen Fuß auf den Rasen, er schlenkert ein Paar Turnschuhe. Simon Rolfes und Sascha Dum sind ihm dicht auf den Fersen. Die Turnschuhe fliegen auf einen kleinen Haufen. 46 Fußballerbeine orientieren sich zu den Bierzeltgarnituren, auch die der Rekonvaleszenten Bernd Schneider und Lukas Sinkiewicz sowie des Geburtstagskindes Vratislav Gresko (wurde gestern 31). Flugs wird eine Dreierkette kreiert: eine Reihe Spieler, eine Reihe Trainer- und Betreuerstab, eine Reihe Spieler. Uli Dost gibt den Dirigenten, bugsiert Neuzugang Constant Djakpa an die richtige Position. Sportchef Rudi Völler, im legeren Hemd-über-die-Hose-Look, bleibt in der Beobachter-Rolle.1. Halbzeit 10.11 Uhr, das Spiel beginnt. Zum Glück geht’s nicht gegen den 1. FC Köln, denn die Bayer-Profis verfallen mit dem Anpfiff in völlige Starre, gucken weder rechts noch links, sondern bloß geradeaus in die auf sie gerichteten Kameras. Klar, dass sie den besser postierten Mannschaftskameraden nicht registrieren. Und da ist ja überhaupt keine Bewegung im Spiel, nur die Kniescheiben von Patrick Helmes zucken ein bisschen. Wieso sagt denn der Trainer nichts? Wahrscheinlich, weil er vorausschauend ist. In der Tat: Auch Bruno Labbadia sieht nach vorn. Er strahlt Zuversicht aus. In der zweiten Halbzeit wird sich das Blatt schon wenden.
2. Halbzeit Na also: Bayer löst die Dreier-Kette auf und startet eine Charmeoffensive. Bei den Einzelfotos wirft jeder all’ seine individuellen Fähigkeiten in die Waagschale – angeführt von Simon Rolfes, der jegliche Zweifel an Leverkusener Spielkunst mit seinem strahlendsten Lächeln vertreibt. Bernd Schneider knetet konzentriert seinen Kaugummi, Manuel Friedrich bringt Freude durchs Flachs ins Spiel. So fluppt’s, Labbadias Jungs sammeln ihre ersten Zähler in dieser Saison. Dass es „nur“ Sympathiepunkte sind, stört keinen.
Nachspielzeit Um 10.25 Uhr ist die Schlacht erfolgreich geschlagen, die Fotografen packen ihre Utensilien ein, die Spieler klatschen sich ab. Patrick Helmes hat noch nicht genug. Einer hübschen Reporterin spricht er einen Satz ins Mikrofon. Das macht er gut, die Frau lobt und lächelt. Noch ein paar Punkte fürs Sympathiekonto . . .