Kicker-Interview mit Friedrich

  • Leverkusen: Neue Ambitionen des Innenverteidigers
    Friedrich: "Ich habe es gespürt"


    Die vergangene Saison endete für ihn bitter enttäuschend: Mit Leverkusen den UEFA-Cup-Platz verspielt, persönliches Leistungstief, vom Bundestrainer vor der EURO ausgebootet. Manuel Friedrich (28) spart nicht mit Selbstkritik - und formuliert neue Ambitionen.


    kicker: Herr Friedrich, bangen Sie nach der Henrique-Verpflichtung um den Stammplatz bei Bayer?


    Manuel Friedrich: Wir haben einen gesunden Konkurrenzkampf, doch den gab es letzte Saison auch schon bei vier guten Innenverteidigern. Da war es richtig schwer, zu spielen. Aber ich habe mich durchgesetzt. Das gehört logischerweise auch diesmal zu meinen Zielen: spielen, mit Bayer zurück ins internationale Geschäft. Und: Ich will wieder zurück zur Nationalmannschaft!


    kicker: Wie sehr hat Sie die Nichtnominierung für die EM getroffen?


    Friedrich: Getroffen sehr, überrascht nicht. Mir war es schon seit Februar klar, seit dem Spiel in Österreich (3:0 für Deutschland, d. Red.).


    kicker: Warum das?


    Friedrich: An den Reaktionen nach dem Spiel habe ich es gespürt. Eigentlich wusste ich es schon im Moment meiner Auswechslung, dass das im Kopf des Bundestrainers war. Es hat mir niemand direkt sagen müssen, es war Intuition.


    kicker: Doch in Österreich spielten auch etliche andere schlecht.


    Friedrich: Ich war ja nicht schlecht. Ich war extrem schlecht. So zu spielen, schafft so schnell keiner mehr.


    kicker: Was war damals los?


    Friedrich: Im Winter war ich am rechten Meniskus operiert worden, hatte danach gerade ein Bundesligaspiel gemacht. Normal braucht man zwei, drei Wochen, bis die Abläufe wieder passen. Joachim Löw hatte mich extra ein paar Mal gefragt, ob es geht. Ich habe jedes Mal gesagt, es geht. Ich wollte das Länderspiel unbedingt machen. Es war leider die falsche Entscheidung.


    kicker: Hätten Sie Löw abgesagt...


    Friedrich: ... wäre ich mit zur EM gefahren, da bin ich überzeugt.


    kicker: Haben Sie mit Löw über Ihren falschen Ehrgeiz geredet?


    Friedrich: Darüber habe ich nachgedacht, es aber dann doch gelassen. Es war meine Entscheidung und meine Verantwortung. Da wollte ich im Nachhinein auch keine Entschuldigungen mehr suchen.


    kicker: In der Liga sind Sie nach lange Zeit stabilen Leistungen im letzten Saisondrittel eingebrochen.


    Friedrich: So ging es ja der ganzen Mannschaft. Da hat einer den anderen runtergezogen. Ich hatte allein im Klub 44 Pflichtspiele gemacht. Das war ich nicht gewohnt.


    kicker: Ermutigt Sie jetzt auch die schwache EURO der Rivalen Mertesacker und Metzelder, wieder in Sachen Nationalelf anzugreifen?


    Friedrich: Nein. Beide sind und bleiben überragende Innenverteidiger, die sehr gut zusammenspielen. Glauben Sie etwa, Spanien wäre im Finale nicht vor unser Tor gekommen, wenn ich auf dem Feld gestanden hätte? Ich nicht!


    kicker: Aber was spricht für Sie?


    Friedrich: Wenn ich meine Leistung im Verein bringe, sehe ich keinen Grund, warum ich es nicht in den Kader schaffen sollte. Aber ich will das allein für mich. Nicht, um dem Bundestrainer oder sonst wem etwas zu beweisen. Diese Art Motivation funktioniert bei mir nicht.


    kicker: Motiviert es Sie, dass Ihr neuer Trainer Bruno Labbadia eine Führungsrolle von Ihnen fordert?


    Friedrich: Das kenne ich ja schon aus Mainz und mache das sehr gerne. Zumal ich mit 28 schließlich eh einer der Ältesten bei Bayer bin.


    Thiemo Müller


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    Wenn die Zeit kommt, in der man könnte, ist die vorbei, in der man kann.