Neue Trikots schlicht wie selten
VON TOBIAS KAUFMANN, 25.07.08, 12:51h, AKTUALISIERT 25.07.08, 17:48h
Mitte August beginnt die neue Bundesliga-Saison. Und wie jedes Jahr stellt sich die Frage nach dem schönsten Trikot. Das ist diesmal schwer, denn trotz der großen Zahl an Herstellern unterscheiden sich die Hemden kaum noch.
Der Trend zum Schmucklosen hält an: Die Trikots der 18 Fußball-Bundesligisten für die neue Saison sind in ihrer Mehrzahl schlicht. Man kann das schön finden - oder fantasielos. Punkte, Streifen und sonstiger Zierrat sind auf den meisten Leibchen, wenn überhaupt, nur sehr versteckt angebracht, Einfarbigkeit bestimmt das Bild. Billiger sind die Trikots dadurch nicht geworden, im Gegenteil: So teuer wie dieses Jahr waren die Original-Trikots für die Fans der meisten Klubs noch nie. Daran zeigt sich nicht nur, dass solche Einnahmen für die Vereine enorm wichtig sind, sondern auch, dass die Hersteller ihre Produkte als Hochleistungsartikel vermarkten. Atmungsaktiv, leicht, schweißabsaugend, winddicht - vermutlich kann man mit den neuen Stoffen sogar zum Mond fliegen. Rakete vorausgesetzt.
Vier Werbebotschaften pro Trikot
Insofern haben die eher langweiligen Outfits einen tieferen Sinn: vom hochwertigen Material soll Designer-Schnickschnack möglichst wenig ablenken. Darüber hinaus müssen auf jedem Hemd inzwischen vier Werbebotschaften gut erkennbar platziert werden: Hauptsponsor, Hersteller, sowie auf je einem Ärmel das Liga-Logo und der Schriftzug des Hauptsponsors der Liga. Da macht sich ein Wirrwarr aus blauem, weißem und schwarzem Gedöns wie auf dem Trikot von Arminia Bielefeld in der vergangenen Saison nicht gut.
Diese Saison ist dasselbe Trikot blau, mit einem weißen Brustbalken. Das Trikot des VfL Wolfsburg, im Vorjahr Grün-Weiß halbiert, ist nichts anderes als grün. Ein niedersächsisches, konservatives Grün, weit entfernt von jenem Neon-Glanz, der Fußballtrikots vor zehn Jahren noch regelmäßig umgab und den Zuschauern die Augen verdarb.
Umso interessanter werden Details wie seltsame Sponsorenlogos, alberne Schriftarten für die Spielernamen oder kleine modische Wagnisse. In Wolfsburg fällt das Auge sofort auf das "Ein-Herz-für-Kinder"-Herz mitten auf der Brust. VW will sein Team offenbar vom Image der biederen Konzernkicker befreien und setzt dafür auf Charity. Schlau - und sicher komisch, wenn ein VfL-Verteidiger mit Kinderhilfherzchen auf dem Hemd zur Blutgrätsche ansetzt und seinem Gegenspieler den Knöchel bricht.
Nadelstreifen im Revier
An Hässlichkeit übertroffen wird dieses Gesamtkunstwerk eines Trikots nur von dem blauen Puma-Trikot der TSG Hoffenheim, dessen Billigcharme von einem TV-Digital-Balken auf der Brust noch unterstrichen wird.
Was fällt sonst noch auf? Im Revier setzen gleich zwei Klubs auf Nadelstreifen: Dortmund Schwarz auf Gelb, Bochum Weiß auf Blau. Der VfB Stuttgart hat zu seinem traditionellen roten Brustbalken einen schwarz-roten Kragenschmuck aufs weiße Trikot erhalten - vielleicht ein Hinweis auf eine wie auch immer geartete Verwandtschaft zum AC Mailand? Borussia Mönchengladbach, das sich traditionell in die goldenen Siebziger zurückwünscht, hat dieser Sehnsucht mit einem lupenreinen Retro-Shirt Ausdruck verliehen: Weiß mit einem senkrechten Streifen in Grün und Schwarz.
Das einzige wirkliche Experiment hat Hertha BSC gewagt. Der althergebrachte und etwas altmodische Blau-Weiße Streifenhörnchen-Look wurde mit knallorangen Zierelementen ergänzt. Sowas ist in der Saison 2008/09 schon ein Wagnis.
Die modische Gleichförmigkeit steht im Kontrast zu einer Hersteller-Vielfalt, wie es sie in der Liga noch nie gab. Adidas, Puma, Nike, Saller, Jako, Lotto und Kappa haben Konkurrenz von zwei Liga-Neulingen bekommen. Hannover 96 läuft mit Jerseys des hierzulande völlig unbekannten US-Fabrikanten Under Armour auf, die sich allerdings optisch kaum vom Vorgängermodell unterscheiden. Besonderheit ist allenfalls, dass man die Trikots online immer noch nicht kaufen kann: Der Internet-Fanshop ist noch nicht fertig. Und der 1.FC Köln hat die Ehre, die Adidas-Tochter Reebok im Oberhaus bekannt zu machen. Wenig überraschend haben die Trikotdesigner sich strikt an den Trend gehalten: Das Hemd ist rot. Nichts weiter. Aber das ist ja immerhin viel besser als Grün.
Fotoline : Die neuen Trikots der Bundesligisten [18 Bilder]