VON UDO BONNEKOH
(RP) Bei der vorherrschenden Leverkusener Personalknappheit hat Trainer Labbadia an Abläufen noch nicht automatisieren können. Und die Mannschaft fürs Pokalspiel am Sonntag beim Zweitliga-Aufsteiger Oberhausen stellt sich fast von selbst auf. Helmes und Kießling sind im Sturm gesetzt.
Sie können ein Lied davon singen, wie dauerbelastend tief der Frust früh in der Saison sitzen kann, wenn schon der erste ernsthafte Auftritt der Spielzeit völlig vergeigt wird.
Zur Erinnerung: Frohgemut sind die Leverkusener vor Jahresfrist nach Hamburg gefahren zu einem Zweitliga-Aufsteiger und zurück sind sie gestutzt und kleinlaut gekommen aus St. Pauli nach einem 0:1 am Millerntor im Anfangsstadium des Pokals. Dass Bayers neuer Trainer Bruno Labbadia ziemlich Bammel hat vor einem solchen Szenario, ist leicht nachzuvollziehen, obwohl es so scheint, als ließe er solche Gedanken erst gar nicht an sich heran. „Keine Frage, wir sind der Favorit, und das bin ich gerne. Ich laufe grundsätzlich lieber vorneweg“, sagt der Fußballlehrer tapfer vor der Pokalpartie am Sonntag (17.30 Uhr) bei Rot-Weiß Oberhausen und voller Hoffnung auf eine erfolgreiche Premiere als Bayers Vormann. Denn: „Wir brauchen erst mal Ergebnisse.“
Diesen Satz wiederholt Labbadia gern im Bewusstsein, dass der Ruf gerade bei einem Debütanten schnell Schaden nehmen kann, und auch deshalb, weil das Resultat demnächst nicht allein stehen soll für die Güte seiner Arbeit. Ergebnis plus Attraktivität – das jedenfalls ist seine gewinnende Formel für die Zukunft, wenn sich alles aufs Feinste ergänzt. Im Moment muss sich der Coach noch in der Kunst der Improvisation üben, weil sich in der Kürze der Zeit und bei Personalknappheit nichts hat automatisieren lassen im Ablauf. „Ich habe momentan 16 Feldspieler im Kader und zwei Torhüter“, klagt der Coach, „die vier Dauerverletzten Sarpei, Gresko, Sinkiewicz und Schneider stehen für unsere Problematik.“ Also heißt es in Oberhausen erst mal schuftend anschaffen in gemeinsamer Anstrengung. „Und wenn das Teamwork stimmt, kann auch noch die individuelle Klasse entscheidend sein“, betont der Hesse.
Die Aufstellung der Mannschaft ist für Labbadia beim derzeit vorherrschenden Mangel keine Herausforderung. „Ich denke nur über zwei Posten nach“, sagt er. Dabei geht es um eine Stelle in der Innenverteidigung: Henrique oder Karim Haggui ist da die Frage, die andere stellt sich im Mittelfeld, in dem Renato Augusto der Star werden kann, wenn „er sein Potenzial bald zeigt“. Patrick Helmes und Stefan Kießling sind vorn gesetzt, weil „sie gut harmonieren“. Außerdem ist der Trainer ein stürmischer Liebhaber des Zwei-Spitzen-Systems. Da muss Theofanis Gekas („er hat aufsteigende Form“) erst mal zuschauen.
Erbhöfe scheint es bei Labbadia nicht zu geben, was auch als Botschaft an die Junioren zu verstehen ist. „Wenn einer von den Jungs gut arbeitet, gehört er zum Kader, wenn einer von ihnen besser ist als einer aus der ersten Elf, spielt er.“ Das ist ein Wort.