Patrick Helmes: „Mein Papa hat meine Karriere gerettet“

  • Leverkusen – Der Vater: Uwe Helmes, 50, Stürmer. Fast-Aufsteiger mit Fortuna Köln 1986. Der Sohn: Patrick, 24. Nationalspieler. Pokalheld beim 3:2-Zittersieg gegen Oberhausen.


    Beide an einen Tisch zu bringen – kein Problem. Noch dabei: der EXPRESS-Redakteur. Der spielte mit Papa Helmes vor 22 Jahren bei der Fortuna zusammen.


    Herr Helmes, erinnern Sie sich noch an den alten Trainingsplatz der Fortuna, die Radrennbahn?


    Uwe: Klar, am ersten Tag marschierte ich in die Baracke, das war die Umkleidekabine. Da saß eine Seniorengruppe. Die aßen Kuchen, tranken Kaffee. Ich dachte, ich sei im Altersheim.


    Und dann?


    Uwe: Als ich den Oldie-Tisch hinter mir hatte, kam ich in die Kabine. Die Jungs sagten: Du musst deine Klamotten mit nach Hause nehmen und waschen. Und wenn du duschen willst, musst du dich beeilen. Wenn der Boiler leer ist, gibt es nur kaltes Wasser.


    Haben Sie davon etwas mitbekommen, Patrick?


    Patrick: Klar. Mama stöhnte, die musste meinem Vater immer die Klamotten waschen.


    So etwas wäre doch heute unvorstellbar, oder?


    Uwe: Das ist der Lauf der Zeit. Bei uns früher gab es das erste, das zweite und das dritte Programm. Wir waren schon froh, wenn unser Spiel einmal im Monat irgendwo im Fernsehen gezeigt wurde. Heute stehen sogar bei jedem Training Live-Kameras herum.


    Patrick: Als Fußball-Profi bist du in der heutigen Zeit gläsern. Kannst nicht einfach mal rausgehen. Und wenn du was Falsches sagst, hat es direkte Auswirkungen.


    Uwe: Wir waren früher freier.


    Ihr Sohn verdient dafür mit Fußball Millionen. Sie haben einen Bruchteil dessen verdient. Neidisch, Herr Helmes?


    Uwe: Nein. Ich kam von Duisburg zur Fortuna, hatte einen guten Vertrag mit Herrn Löring (der verstorbene Fortuna-Boss; die Red.) vereinbart.


    Beim Fußball-Tennis ausgespielt?


    Uwe (lacht): Nee, nee. Hatte schon gehört, dass man da chancenlos war. Aber auf den Schäng lasse ich nichts kommen. Er hat mir und meiner Familie immer geholfen. Ein Supertyp.


    Sie waren damals drei Jahre alt. Haben Sie etwas von Herrn Löring mitbekommen, Patrick?


    Patrick: Ja. Ich war mit meinem Papa oft im Vereinslokal Bacchus, saß beim Schäng auf dem Schoß. Und da gab es immer lecker Essen.


    Ihr Sohn ist fast ein Popstar. Davon konnten Sie nur träumen.


    Uwe: Mein Junge hat sich das hart erarbeitet.


    Patrick: Und mein Papa hat mir immer geholfen. Ich wollte sogar schon aufhören.


    Wie bitte?


    Patrick: Sie haben richtig gehört. Ich war damals 16 Jahre alt, bin vom FC zurück nach Siegen gegangen, B-Junioren. Der Trainer mochte mich aber nicht.


    Und?


    Patrick: Das war ein Herr Gerd Brachthäuser.


    Können wir das schreiben?


    Patrick: Ja klar. Mit dem will ich nichts mehr zu tun haben. Wenn der mich sieht, traut er sich nicht mehr, mich anzuschauen. Er schämt sich.


    Was ist damals passiert?


    Patrick: Er wollte mich kaputt machen, steckte mich in die B-2-Jugend. Aschenplatz, Kreisklasse. Ich schoss Tore am Fließband, aß nach dem Training Pommes und Gyros. Ich wollte einfach den Spaß zurück haben. Aber dann wollte ich nicht mehr, habe meinem Vater zu Hause die Abmeldung auf den Tisch gelegt und habe mich dann verdrückt.


    Wie hat der Papa reagiert?


    Uwe: Ich habe ihm auch einen Zettel auf den Tisch gelegt. Suche Wohnung mit Zimmer, Küche, Diele, Bad.


    Sie wollten Ihren Sohn rauswerfen?


    Uwe: Na ja, hätte ich nicht gemacht. Aber die Drohung zeigte Wirkung.


    Patrick: Mein Vater hat gesagt: Junge, beiß dich durch. Ich habe weitergemacht, hatte mit Andreas Langenbach einen tollen Trainer, habe ein Jahr Kreisliga gespielt und wieder Spaß bekommen. Mein Papa hat meine Karriere gerettet.


    Hat Ihr Vater auch danach eine wichtige Rolle gespielt?


    Patrick: Ja. Er hat mir noch in Siegen gesagt: Pat, du schießt Siegen in die Zweite Liga, dann gehst du zum FC. Und als es in Köln hoch herging wegen des Wechsels zu Bayer, hat er gesagt: Jetzt schießt du den FC in die Erste Liga. Dann kannst du mit ruhigem Gewissen wechseln.


    Uwe: Meine Frau und ich haben sehr gelitten, als die Sache mit Pats Wechsel zu Bayer so hochkochte.


    Sie arbeiten auch bei Bayer. Als Scout.


    Patrick (lacht): Mein Vater und ich gehen den Weg gemeinsam.


    Quelle: Express