Rheinischer Trainer-Gipfel
Daum: Wir haben einen Investor für den FC!
Köln – Noch zwei Tage, dann geht es für die rheinischen Klubs los.
Im zweiten Teil des großen EXPRESS-Doppelinterviews mit Kölns Christoph Daum und Leverkusens Bruno Labbadia wünschen sich beide Trainer die Abschaffung des passiven Abseits.
Labbadia spricht über die Verantwortung der Eltern in der heutigen Zeit und Christoph Daum enthüllt: „Öffnet sich die Liga für Investoren, haben wir sofort einen an der Hand!“
Daum & Labbadia - Zweiter Teil des rheinischen Trainer-Gipfels ›
Herr Labbadia, haben Sie vor Ihrem Bundesliga-Debüt etwas Lampenfieber?
Bruno Labbadia: Nein. Aber ich freue mich unglaublich. Wer da nicht brennt, hat in der Bundesliga nichts verloren. Sie ist unglaublich reizvoll. Es gibt nur wenige Ligen, die so interessant sind wie die unsere. Auch das Medieninteresse ist enorm gestiegen. Die Spieler sind ja fast schon Popstars.
Spieler als gefeierte, überbezahlte Popstars – gefällt Ihnen das?
Christoph Daum: Man muss einige Spieler daran erinnern, woher sie kommen. Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen. Der Hype ist ja enorm. Hebt jemand ab, reicht manchmal nur die eine Frage: Was würde deine Mutter zu deinem Verhalten sagen? Die Spieler müssen auch wissen: In letzter Instanz entscheidet der Trainer.
Labbadia: Verantwortlich für soziales Verhalten sind aber nicht nur wir Trainer und die Spieler selbst, sondern vor allem auch wir als Eltern, die sie erziehen. Man muss das richtige Maß finden zwischen Lob und Tadel. Wenn zum Beispiel gearbeitet wird, muss das sehr konzentriert geschehen. Und wenn es etwas zu feiern gibt, muss man es auch mal richtig krachen lassen - dabei ist aber der Zeitpunkt entscheidend.
Daum: Wir heißen ja Fußballlehrer, das impliziert ja, dass wir auch Pädagogen sein müssen. Wir müssen den Spielern Orientierung geben.
Die Spieler verdienen immer mehr. Was halten Sie von der Einführung einer Gehaltsobergrenze?
Daum: Ich halte das für wünschenswert und würde das unterstützen.
Labbadia: Das wird aber nur schwierig durchzusetzen sein. Der Profi von heute kann sich alles leisten. Also kannst du mit mehr Geld nicht mehr Leistung rauskitzeln. Da geht es um Ziele. Entscheidend ist der eigene Antrieb, das eigene Ego: Wo will ich hin, was will ich erreichen...
Werden Sie von allen Spielern gesiezt?
Labbadia: Ich duze die Spieler, bin aber kein Freund davon, von ihnen geduzt zu werden. Schon als Spieler mochte ich keinen Trainer duzen.
Daum: Bei mir – ein Sie.
Gibt es irgendetwas, eine Regel zum Beispiel, die Sie im Fußball ändern möchten?
Daum: Das passive Abseits würde ich sofort abschaffen. Ich wünsche als Trainer eine Berechenbarkeit der Schiedsrichter. Doch die sind sich bei einigen Abseitsentscheidung nicht einmal selbst einig.
Labbadia: Ich sehe es genau wie Christoph. Jeder, der heute bewusst auf Abseits spielt, geht ein gefährliches Spiel ein. Wegen dieser Regel stehen viele Mannschaften tiefer.
Viel diskutiert wird die Abschaffung der 50-plus-1-Regel (Sie besagt, dass ein Verein in einer Aktien- oder Kapitalgesellschaft immer 50 % plus eine Stimme halten muss/die Red.). Sollte Sie demnächst kippen, würden Ihre Vereine sofort davon profitieren?
Daum: Sofort. Der FC ist ein „Blue Chip“ (aus dem Börsendeutsch für besonders wertvvoll/die Red.). Wir hätten sofort jemanden an der Angel, der uns ganz neue Möglichkeiten verschaffen würde. Dieser stellt sich ja einen Profit vor. Und der wäre mit dem FC zu erreichen.
Noch mal die Nachfrage: Der FC hätte sofort jemanden, der mehrere Millionen in den Klub pumpen würde?
Daum: Ja, es wäre sofort jemand da. Viele Investorengruppen haben Interesse an einem Einstieg beim FC. Aber halt nur bei einer Abschaffung der bisherigen Regelung, sonst gehen sie lieber woanders hin, nämlich ins Ausland.
Labbadia: Wir haben mit der Bayer AG seit Jahrzehnten einen sehr verlässlichen Partner und müssen nicht suchen.