VON UDO BONNEKOH
(RP) Die Leverkusener nutzen ihre Freiheiten und schenken den Hoffenheimern tüchtig ein. Stefan Kießling wirkt besonders entspannt und profitiert zuletzt vom Kollegen Gekas, der sich in schwieriger Lage befindet.
Er blieb liegen mit Schmerzen im Knie nach einer Karambolage mit einem Gegner ganz hinten in der Ecke der BayArena. Achim Münster, der Arzt, und Sven Elsinger, der Masseur, mussten Theofanis Gekas beim Abgang stützen. Der Grieche allerdings, der sich in wenigen Einsatz-Minuten als nützlich erwies, war der einzige Leverkusener, dem es nicht so gut ging nach dem 5:2 gegen 1899 Hoffenheim. Der Rest der Mannschaft tat sich fröhlich feiernd zusammen nach diesem absolut vergnüglichen Lust-Spiel mit vielen Freiheiten. Vor allem Stefan Kießling, von den Fans auf den Zaun zur Stimmungsmache gebeten, wirkte äußerst entspannt am Ende eines für ihn und das Team außergewöhnlich einträglichen Nachmittags. Und der zweimal erfolgreiche Franke („Ich bin jetzt mehr Stürmer, und drei Tore zu Saisonbeginn sind nicht schlecht“) strahlte erst recht, als er seinen knapp sieben Monate alten Sohn Tyler im Kinderwagen liegen sah.
Mit Gekas aber, der Kießling die Kugel zum 5:2 als Delikatesse vorgelegt hatte, ist das so eine Sache. „Eine schwierige Situation“ nennt das Trainer Bruno Labbadia, wenn er Bayers besten Schützen der Vorsaison zu Kießlings und Patrick Helmes’ Gunsten der Bank zuschlagen muss. 86 Minuten musste „Fanis“ warten, obwohl Helmes nicht übermäßig viel investiert hatte in die bewegte Partie. Auch Arturo Vidal, der zum Unmut der heftig murrenden Fans nach der Pause völlig von der Rolle geriet und starrsinnig Fehler an Fehler reihte, durfte über Gebühr lange bleiben. „Ich sehe doch auch, wenn jemand schwächelt“, sagte Labbadia, „doch ich muss ja auch taktisch denken.“
Es gab bei den Leverkusenern gleich ein paar unsichere Kantonisten mehr als Vidal. Henrique etwa, der auf rechts für Castro eine saubere Partie ablieferte, war unter der Woche krank, sein Einsatz schien sogar gefährdet; Renato Augusto, der in der ersten Halbzeit vorzügliche Brasilianer, weiß mit seinen Kräften noch nicht ökonomisch genug umzugehen und ist deshalb früher oder später am Limit; Constant Djakpa, der mit Ungeschick den Elfmeter zum 2:3 verschuldete, gehört mit seinem ungezügelten Temperament auch zu den Pappenheimern, die besondere Beobachtung des Trainers verdienen.
Bruno Labbadia, der sich mit jedem Erfolg ein Stück mehr Autorität im Team verschafft, weiß auch im Sieg klaren Kopf zu behalten. „Wir haben uns nach der Pause – im Unterbewusstsein vielleicht – zurück gezogen. Das darf man gegen einen solch starken Gegner nicht“, sagte der Fußball-Lehrer, der beseelt ist von dem Gedanken, jeden Spieler ein Stück zu entwickeln – auch Helmes, der „noch viel tun muss bis zur Weltklasse“.
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Quelle: http://www.rp-online.de