VON UDO BONNEKOH
(RP) Der Leverkusener Torhüter hat vom Zuschauen genug und drängt für die Partie in Hamburg in Bayers Elf. Gonzalo Castro muss nach misslungenem Trainingsversuch weiter pausieren. Für Labbadia ist der HSV „ein Titelkandidat“.
Er hat gestern geradezu paradiesische Zustände vorgefunden. Bei herrlichstem Sonnenschein tummelten sich um die 20 Profis auf sattem Grün neben der Haberland-Halle. Bayer Leverkusens Trainer Bruno Labbadia wunderte sich, weil „ich so viele Spieler noch nie bei einem Training hatte“.
Und als die Morgenarbeit verrichtet war, nahm sich selbst René Adler – für seine Verhältnisse außergewöhnlich – viel Zeit, um ein paar Fragen zu beantworten. Womöglich hat ihn die Aussicht auf das erhoffte Comeback am Samstag in Bayers Partie beim Hamburger SV animiert, ein bisschen mehr zu erzählen als sonst.
„Seit einer Woche bin ich richtig im Training“, sagt Adler, was so viel heißt wie: „Natürlich möchte ich am Samstag spielen, wenn der Trainer mich lässt.“ Schmerzen verspürt der Torwart nicht mehr am operierten Schultergelenk.
Außerdem: „Ich fiebere dieser Partie sogar entgegen, weil das in der Hamburger Arena immer ein Erlebnis ist.“ Darüber hinaus hat es der 23-Jährige satt, nur Zuschauer zu sein, denn „beim Zugucken bin ich nervöser als auf dem Platz“. Und noch ein Punkt ist wichtig für Deutschlands designierte Nr. 1: „Selbstverständlich möchte ich in der A-Nationalmannschaft spielen, aber das geht eben nur über gute Leistungen im Verein.“
Bruno Labbadia hat Adlers Rückmeldung als frohe Botschaft vernommen – und es ist keine Frage, dass er dem Stammkeeper wieder seinen Platz zuweist, allerdings nicht ohne Adlers bisherigen Stellvertreter Benedikt Fernandez über die Maßen zu loben. Was der Bayer-Coach als weniger angenehm empfindet, ist dies: Gonzalo Castro hat gestern probiert, den lädierten Muskel zu belasten, und den Versuch bald aufgegeben. „Es hat wieder gezwickt“, erläutert der geknickte Deutsch-Spanier, „und bevor irgend etwas ganz reißt, höre ich lieber vorher auf.“
Bei seiner Rückkehr ins Tor geht Adler natürlich davon aus, dass „wir unsere Entwicklung fortsetzen“ und ungefähr so auftreten wie beim Sieg in Stuttgart, denn „da haben wir gezeigt, was an Potenzial vorhanden ist“.
Dass der HSV womöglich noch ein anderes Kaliber darstellt als der VfB, schwant auch Adler, denn „die Hamburger haben sehr gut eingekauft und sich noch mal verstärkt“. Labbadia redet unverhohlen gar von einem „Titelkandidaten HSV, der nicht nur an Qualität zugelegt hat, sondern auch noch in der Breite“.
Da ist der Leverkusener Fußball-Lehrer im Vergleich zum Kollegen Martin Jol eher arm dran. Innenverteidiger Henrique muss wieder rechts für Castro aushelfen. Im Mittelfeld wird es auch leicht eng, wenn Arturo Vidal, der von Südamerika sofort nach Hamburg geflogen ist, weiter schwächelt wie gegen Hoffenheim. Im Sturm aber hat der Trainer eine solche Auswahl, dass Fanis Gekas nur Ersatz ist.