VON UDO BONNEKOH
(RP) Die Abwehr mit körperlich oder oft geistig Abwesenden bleibt Leverkusens Problemzone. Labbadia muss heute gegen Hannover mehr aufs Ergebnis als auf schönen Fußball schauen. „Ein dreckiges 1:0 gehört dazu.“
Seine Idealvorstellung vom Fußball ist inzwischen hinlänglich bekannt, und sein stetiges Streben gilt der Erfüllung. Nur hat es mit dem harmonischen Zweiklang von „gutem Ergebnis und begeisterndem Spiel“ in und mit Leverkusen noch nicht richtig hingehauen. Und im Zweifel schaut Bruno Labbadia mittlerweile weniger blauäugig als eher stellensichernd pragmatisch lieber aufs Resultat. „Manchmal“, sagt Bayers Trainer, „gehört ein dreckiges 1:0 dazu.“
Dieser reduzierte Anspruch hat natürlich triftige Gründe. Die Leverkusener haben nach dem jüngsten Auftritt in Hamburg einiges Lob bekommen für den feinen Teil ihrer gespaltenen Vorstellung – und viel Kritik für Schusseligkeiten im zweiten Abschnitt einer mit 2:3 bewerteten Partie. Was die heutige Begegnung mit Hannover 96 (20.30 Uhr, BayArena) für Bayer bedeutet, sagt die Bilanz: vier Spiele, zwei Siege, zwei Niederlagen. Das ist perfektes Mittelmaß.
„Mich ärgert es auch, dass wir nicht Tabellenführer sind“, betont der Coach. Die Spitzenstellung im Klassement wäre ja möglich gewesen, nicht nur mit einem Dreier in der Hansestadt. Denn der Fußballlehrer glaubt die Fachwelt auf seiner Seite in seiner Einschätzung, dass „wir alle vier Spiele in der Hand gehabt haben“. Und es ist dem 42-Jährigen überhaupt kein Trost, Rang eins einzunehmen mit seiner Elf in der Trefferhäufigkeit. „Wir haben auch in Hamburg zu viele einfache Tore kassiert, alle in Überzahl, alle in einer geordneten Abwehr. Das müssen wir verändern“, bekräftigt Labbadia.
Mit der Abwehr aber ist das gerade jetzt so eine Sache. Sie ist die Problemzone schlechthin – entweder durch körperlich oder geistig Abwesende. Das eine wird sich auch heute nicht ändern: An eine Rückkehr von Lukas Sinkiewicz aus dem Krankenstand ist noch lange nicht zu denken, und Manuel Friedrich hat sich durch seine mit Gelb-Rot bestrafte Eselei am vergangenen Samstag selbst aus dem Team katapultiert. Was fehlende Präsenz trotz physischer Anwesenheit anlangt – etwa bei Karim Haggui oder Constant Djakpa –, muss der Trainer auf einen beschleunigten Lernprozess setzen oder Nichtnominierung. Das aber lässt sich bei Personalknappheit nicht so einfach durchziehen. Da Gonzalo Castro weiter ausfällt, muss Henrique wieder rechts aushelfen (und Stefan Reinartz aus dem Regionalliga-Team debütieren). Bei Michal Kadlec, dessen 45-Minuten-Auftritt in Hamburg Hoffnungen weckte, ist mit der Heimpremiere zu rechnen.
Dass Bayers Begegnung mit den Niedersachsen auch zum Wettstreit der um die erste Stelle in der Nationalmannschaft kämpfenden Schlussleute René Adler und Robert Enke geraten könnte, kümmert Labbadia nur am Rande. „Das sind zwei Torhüter auf hohem Niveau. Ich würd’ mich aber für den René freuen, wenn er die Nr. 1 würde.“ Labbadia hat andere Sorgen.