VON UDO BONNEKOH
Der Stürmer erzielte bei Leverkusens 4:0-Sieg gegen Hannover 96 sein viertes, fünftes und sechstes Saisontor. Bayer verlängerte den Vertrag mit dem aus Köln gekommenen Angreifer jetzt bis 2013. Auch Rolfes traf.
Leverkusen. Das ist ein von Hoffen und Bangen begleitetes Experiment gewesen mit der improvisierten Flutlicht-Anlage auf der Baustelle BayArena. Die Abend-Premiere hat geklappt, und die 1000 Lux haben gewiss gereicht, die Vorstellung pflichtgemäß auszuleuchten. Über weite Strecken allerdings hätte das Spiel auch noch viel Helleres von den Masten vertragen, weil sich das 4:0 von Bayer Leverkusen gegen Hannover 96 doch als äußerst unterhaltsame Besonderheit ausnahm – dank des dreifachen Torschützen Patrick Helmes vor allem, der den Niedersachsen vorkommen musste wie ein Gespenst, ein Fleisch gewordener Spuk.
Merkwürdig aber: Seit sich die Leverkusener Bilanz der vergangenen Wochen die Waage gehalten hat mit zwei Siegen und zwei Niederlagen, hat sich Trainer Bruno Labbadia erst mal vom Wunschdenken verabschieden wollen. So jedenfalls hat es der 42-Jährige beteuert, sich der Hoffnung auf eine attraktive Darbietung natürlich dennoch nicht versagt. Es gehe ihm gegenwärtig vorrangig um Ergebnis-Fußball, in noch angespannter Personalsituation ganz besonders.
Hannover elend schwach
Deshalb wusste der Coach zu schätzen, dass sich zumindest Gonzalo Castro arbeitsfähig meldete und die Abwehrformation bis auf den gesperrten Manuel Friedrich und den erstmals von Beginn aufgebotenen Michal Kadlec eine beinahe konstante Größe darstellte. Die elend schwachen Hannoveraner konnten damit überhaupt nicht dienen. Die Deckung der Niedersachen erwies sich schnell als eine mit Hünen besetzte Laiensspielschar.
Wie leicht sich die tapsigen Ismael und Eggimann von Leverkusens stürmischer Jungschar aushebeln ließen, damit durften Simon Rolfes und Patrick Helmes nun wirklich nicht rechnen. Deren schnelle Produktion mit Doppelpass und präzisen Schüssen erinnerte nicht nur Rudi Völler an den starken Teil des Leverkusener Auftritts beim 2:3 in Hamburg am vergangenen Wochenende. „Wir schalten unwahrscheinlich schnell von Abwehr auf Angriff um“, stellte der Sportdirektor hochzufrieden fest. Bei diesen sehr schönen, zwingenden Treffern erübrigte es sich, einen Vergleich zwischen den Torhütern Robert Enke und René Adler anzustellen mit Blick auf deren Chance in der Nationalmannschaft. Die Leverkusener Fans sangen hämisch was von „Schießbude Enke“.
Helmes hat es auch so gefallen, und der Ex-Kölner fühlt sich bei Bayer inzwischen derart gut aufgehoben, dass er seinen bis 2012 laufenden Vertrag noch um ein Jahr verlängert hat, wie Völler freudig mitteilte. Er hatte seine helle Freude an einer derart stimmigen Produktion. Jan Schlaudraff, der von der Isar an die Leine transferierte Feinmechaniker, sollte so etwas werden wie der Hannoveraner Helmes. Doch der Ex-Münchner musste auf Weisung seine bedienten Trainers das Feld verlassen. Eine Verletzung hat offenbar nicht vorgelegen. Und gerade so, als wollte Helmes den erweiterten Vertrag noch mit ein paar Schleifchen versehen, erwischte er den armen Enke nach einer feinen Passage über Renato und Castro sowie einer Flanke von Barnetta noch zweimal auf dem falschen Fuß. Dass Hannovers Manager Christian Hochstätter von „einem Klassenunterschied“ redete, verstand sich von selbst.
Quelle: Rheinische Post