Ein später Gruß von Woronin

  • Es war ein überaus glücklicher Sieg. Zuvor war Leverkusen die eindeutig stärkere Mannschaft gewesen, die Berliner hatten allein ihrem herausragenden Torwart Jaroslav Drobny zu verdanken, dass es bis kurz vor Schluss 0:0 stand.


    Dieter Hoeneß hatte vor der Partie die Leverkusener als die „spielstärkste Mannschaft der Bundesliga“ eingestuft. Anscheinend waren die Worte des Hertha-Managers auch bis zu den Spielern vorgedrungen, denn die Berliner zeigten von Beginn an viel Respekt vor dem Gegner.


    Herthas Marschroute für die erste Halbzeit war leicht zu ersehen, die Mannschaft wollte sich mit aller Kraft ein 0:0 ermauern. Dass dies auch tatsächlich klappte, war allerdings ein mittelschweres Fußballwunder. Denn die Zuschauer, die im ersten Durchgang auf den Plätzen der Leverkusener Hälfte saßen, hatten Pech: Das Spiel fand vorrangig am Berliner Strafraum statt.


    Bayers Powerplay


    Die Leverkusener spielten ein einziges Powerplay. Schon nach 20 Spielminuten lautete das Eckenverhältnis 7:0 für Bayer. Dass keine Tore fielen, lag allein am schlampigen Abschluss der Gastgeber. Schon nach wenigen Sekunden hätte Patrick Helmes das 1:0 erzielen können, doch sein Schuss ging am rechten Torpfosten vorbei. Tranquillo Barnetta, Henrique und Manuel Friedrich hatten danach ebenfalls beste Möglichkeiten, doch sie scheiterten allesamt an Jaroslav Drobny. Der Torwart war gestern die einzige echte Größe in einer durchschnittlichen Berliner Mannschaft.


    Zum Glück für Hertha frustrierten die Leverkusener nach einer halben Stunde zusehends an der Ineffektivität ihres eigenen Treibens. Die Berliner wurden ab da an tatsächlich mal in der Hälfte des Gegners gesehen – auch wenn das nicht immer zur Attraktivität des Geschehens beitrug. Nach 33 Minuten bekam Hertha sogar den ersten Eckball zugesprochen, ein ordentlicher Schuss oder Kopfball aufs Tor folgte aber nicht. Leverkusens Torwart René Adler musste in der ersten Halbzeit überhaupt nur einmal eingreifen, um einen viel versprechenden Pass des bis dahin noch blassen Stürmers Andrej Woronin zu unterbinden. Daher kam Marko Pantelic auch nicht an den Ball - ein Grund mehr für den Serben, sich danach theatralisch mit dem Schicksal hadernd auf dem vorbildlich gepflegten Leverkusener Rasen zu wälzen.


    Auch Marc Stein musste passen


    Die ersatzgeschwächten Berliner – neben Lukas Piszczek, Gojko Kacar, Patrick Ebert musste gestern auch noch Verteidiger Marc Stein wegen einer Magenverstimmung passen – taten sich in der zweiten Halbzeit nicht mehr ganz so schwer. Dem überragenden Drobny hatten sie es allerdings zu verdanken, dass ein Schuss von Helmes kurz nach Wiederbeginn nicht im Berliner Tor landete. Wenig später hielt Drobny dann auch noch einen Distanzschuss von Arturo Vidal fest. Die 22500 Zuschauer wurden danach durch eine vergebene Torchance des stärker werdenden Woronins und ein Foul im Berliner Strafraum von Sofian Chahed am Leverkusener Sascha Dum aufgeschreckt – Schiedsrichter Knut Kircher gab allerdings keinen Elfmeter.


    Barnetta scheiterte dann noch einmal am Drobny und wenig später kam dann die Szene, mit der Woronin zum Held des Spiels wurde: Der Ukrainer setzte sich im Leverkusener Strafraum gekonnt durch und setzte einen gewaltigen Schuss ins rechte lange Eck – es war sein erstes Tor für Hertha überhaupt.


    Auswärts stark


    Mit dem glücklichen Sieg bei Bayer konnten die Berliner ihren Ruf festigen, in dieser Saison eine ordentliche Auswärtsmannschaft zu sein. Neun Punkte aus vier Spielen haben die Berliner nun schon auf gegnerischen Plätzen geholt. Das ist eine stolze Bilanz, auch wenn diese Bilanz gestern ein wenig ermauert wurde. Aber schließlich zeigte Woronin endlich auch einmal, dass er wichtig für Hertha sein kann.