Änderungen in der Fußball-TV-Landschaft
Fußball total am Samstag!
Mit einem neuen Spielplan-Modell ab 2009 hofft die Liga nach dem Crash auf den Finanzmärkten und dem Einbruch der Premiere-Aktie ihr Fernsehhonorar von momentan 409 Millionen Euro zu retten.
Die Fußball-Fernseh-Landschaft wird sich ab der kommenden Saison gewaltig ändern. Bundesliga und 2. Liga werden nach kicker-Recherchen an den Wochenenden an je vier verschiedenen Terminen spielen. Das sehen die Geheimpläne der DFL vor, die vor einer Woche die Ausschreibung der TV-Rechte angekündigt hat und sie in sechs Wochen vergeben will. Das Bundeskartellamt hat nach kicker-Informationen einer zeitlichen Verkürzung des Verfahrens zugestimmt.
Nach dem "schwarzen Freitag" für den Ligapartner Premiere mit dem Einbruch der Aktie des Pay-TV-Senders um 50,4 Prozent schrillen die Alarmglocken in der Liga, die bisher emotionslos dem Crash auf den internationalen und nationalen Finanzmärkten zugeschaut hatte.
Premiere ist mit 220 von insgesamt 409 Millionen Euro TV-Honorar wichtigster Geldgeber der Liga. Sollte Premiere vom Markt verschwinden, wäre die Existenz vieler Vereine bedroht. "Die Klubs bangen um 100 Millionen Euro", hatte der kicker schon am 4. September berichtet, nachdem der Deal zwischen der DFL und der Kirch-Tochter Sirius über 460 Millionen Euro für die kommende Saison und drei Milliarden Euro bis zum Jahr 2015 geplatzt war.
Am Freitag hatte Premiere einen drohenden Verlust von bis zu 70 Millionen Euro vor Finanzergebnis, Steuern und Abschreibungen für das Jahr 2008 angekündigt und eingeräumt, nur 2,41 statt der bislang genannten 3,35 Millionen Abonnenten zu haben. Darunter befinden sich nach kicker-Informationen nur etwa 800 000 Kunden, die ein Abo allein wegen des Fußballs eingegangen sind.
Premiere, und mit ihr die Liga, müssen hoffen, dass der australische Medienzar Rupert Murdoch (77) gute Miene zum bösen Spiel macht. Murdoch hatte schon beim Kirch-Crash 2002 etwa 1,7 Milliarden Euro über Premiere verloren. Der Manager des neuen Premiere-Hauptaktionärs New Corporation hat an diesem "schwarzen Freitag" erst einmal einen dreistelligen Millionenbetrag eingebüßt. Stockt Murdoch jetzt trotzdem seine Beteilgung von momentan 25,1 Prozent bei Premiere auf?
Das erhofft sich die Liga. DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, der in intensiven Gesprächen mit dem neuen Premiere-Management steht, äußerte gegenüber dem kicker: "Wir begrüßen ausdrücklich, dass das neue Management im Hinblick auf die Zahlen für Transparenz sorgt. Das ist wichtig für uns als Geschäftspartner. Wir waren und sind der Meinung, dass die Bundesliga unbedingt angewiesen ist auf ein starkes Pay-TV-Segment. Deshalb hatten wir auch auf innovative Modelle gesetzt, die wir aufgrund der Entscheidung des Bundeskartellamtes nicht umsetzen durften. Weil wir dieser Auffassung sind, werden wir in der kommenden Ausschreibung für Pay-TV-Anbieter attraktive Paket-Konstellationen anbieten."
Das neue Modell (siehe Grafik) räumt dem Pay-TV über zwei Zweitligaspiele am Samstag (13.30 Uhr), ein Bundesligaspiel am Samstagabend um 18 Uhr sowie ein weiteres Bundesligaspiel am Sonntag um 15.30 Uhr insgesamt 270 Minuten mehr für Liveübertragungen am Wochenende ein als bisher. Mit dem Bundesligaspiel am Samstag um 18 Uhr würde die ARD-Sport- schau in Konkurrenz mit dem Pay-TV stehen, hätte aber mit der Wiedereinführung von (zwei) Samstagsspielen in der 2. Liga eine Alternative. Das ZDF-Sportstudio würde mit der Free-TV-Berichterstattung über dieses Spiel aufgewertet.
Die Fans werden sich mit dem neuen Modell wohl anfreunden müssen, denn: Bricht der Liga der Pay-TV-Markt weg, werden sich die Klubs nur noch über drastische Erhöhungen der Eintrittspreise finanzieren können.
kicker.de