Die Beobachter staunten nicht schlecht: Beim Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft stürmte Patrick Helmes an der Seite von Miroslav Klose, und Joachim Löw heizte die Spekulationen vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Russland munter an.
«Patrick Helmes spielt eine wichtige Rolle in meinen Planungen», sagte der Bundestrainer. «Er sprüht vor Spielfreude.» Löw schwärmte vom «unglaublichen Potenzial» des 24-jährigen Angreifers von Bayer 04 Leverkusen, der nach sieben Spieltagen gemeinsam mit dem Hoffenheimer Vedad Ibisevic die Torschützenliste der Bundesliga mit sieben Treffern anführt. «Dieser Spieler wird in den kommenden Monaten immer wichtiger werden», prophezeite Löw.
Womöglich schon beim Spiel gegen Russland. Wenn Löw tatsächlich Lukas Podolski wieder ins linke Mittelfeld zurückziehen sollte, wie er im Training andeutete, könnte schon in Dortmund die große Stunde von Helmes schlagen - trotz der Konkurrenz von Mario Gomez oder Kevin Kuranyi. Helmes gibt im Training Gas, auch vor der Presse äußerte er sich offensiv: «In der Bundesliga läuft es gut. Jetzt hoffe ich, dass ich auch hier zum Einsatz komme. Ich bin topfit, ich fühle mich gut.»
Löw ließ Helmes schon als Zweitligaspieler in der Nationalelf debütieren. Gegen den Angreifer (7 Länderspiele/0 Tore) spricht die Unerfahrenheit, für ihn die Form und der Überraschungseffekt. Der Aufstieg aus der 2. Liga und der Wechsel über den Rhein vom 1. FC Köln zu Bayer Leverkusen haben seine Aktien auch bei Löw gewaltig gesteigert. «Man spürt, dass ihm der Wechsel gutgetan hat. Er blüht auf», sagte Löw. Schnelligkeit, Torabschluss und Schusstechnik zeichnen Helmes aus, und darum prophezeit der Bundestrainer: «Der Patrick wird diese Saison noch viele Tore machen.»
Helmes kommt im Herbst auch die Enttäuschung des Sommers zugute. Die Ausbootung aus dem vorläufigen EM-Kader nach dem Trainingslager auf Mallorca war «nicht angenehm», gestand er. Aber dafür konnte er die komplette Saisonvorbreitung beim neuen Club bestreiten, «das war positiv». Und seine Ansprüche sind gewachsen, auch im DFB-Team: «Gegen Russland auf der Tribüne zu sitzen, ist nicht mein Ziel.»
Natürlich weiß er, dass Klose und Podolski «einen Vorsprung haben, sie treffen in der Nationalmannschaft sehr oft». Und er weiß auch, dass er von den insgesamt fünf Angreifern der «mit den mit Abstand wenigsten Bundesligaspielen» ist. Und er weiß um seine Schwächen, die er noch hat. «Das Kopfballspiel ist nicht ganz mein Ding.» Aber er weiß auch, dass seine Unbekümmertheit in einem Druck-Spiel wie gegen Russland ein Vorteil sein kann. «Ich bin bereit», verkündete Helmes.