VON UDO BONNEKOH
(RP) Er hätte seine Premiere in der ersten deutschen Auswahl als legitimer Nachfolger von Jens Lehmann ja längst hinter sich haben sollen. Mitte August aber, beim ersten Länderspiel der Nationalmannschaft nach der EM gegen Belgien in Nürnberg, trug René Adler noch schwer an der Operation im linken Schultergelenk – körperlich wie seelisch.
Und es schien so, als müsste sich der vorzügliche Leverkusener Zerberus danach in eine Warteschleife begeben, sich beim erhofften Eintritt als Nr. 1 in Joachim Löws Ensemble in Geduld üben.
Nun aber gerät Bayers Ass ganz unvermittelt ins grellste Licht, weil sich der Kollege Enke schwer verletzt hat im Elitekreis des deutschen Fußballs, beim Training wie Adler damals auch bei einer vergleichsweise ungefährlichen Übung.
„Das“, sagt Bruno Labbadia in angebrachter Fairness, „tut mir natürlich sehr leid für Enke.“ Aber Bayers Trainer sagt in Sympathie zu seinem famosen Torwart auch: „Es freut mich selbstverständlich für René, wenn er am Samstag in Dortmund gegen Russland spielt.“ Das letzte Wort über die Aufstellung haben heute Löw und DFB-Torwart-Trainer Andreas Köpke, der sich Adler jüngst beim 0:1 gegen Berlin noch mal angeschaut hat.
Auch Labbadia findet es mittlerweile überhaupt nicht mehr erstaunlich, wie routiniert sich Adler für einen 23-Jährigen in einer derart herausgehobenen Position bewegt.
„Er hat Qualität, er hat Ausstrahlung“, betont der Leverkusener Coach, „und er weiß genau, was er will. Er ist absolut zielorientiert.“ Und wie steht es womöglich um die Psyche beim Debüt in Dortmund, vor 80 000 in einer so bedeutsamen Partie wie dem WM-Qualifikationsspiel gegen die Russen?
„Adler macht sich darum keinen Kopf, Vom Naturell her neigt er nicht zur Nervosität, auf dem Platz ist er total ruhig“, bekräftigt Labbadia. Diese Einschätzung hat Adler seinerzeit als Bundesliga-Novize beim Leverkusener Sieg auf Schalke, als er für den damals gesperrten Jörg Butt Knall auf Fall aufgerückt war, höchst eindrucksvoll bestätigt.
Weil sich so viele Leverkusener Ansehen erworben haben in Ländermannschaften jedweder Altersstufe, steht Labbadia unterdessen ziemlich allein auf dem Übungsgelände an der BayArena.
Die Torhüter Domaschke und Fernandez, die Feldspieler Friedrich, Kießling, Djakpa, Sarpei und Gresko sind als Rest geblieben. Teambetreuer Hans-Peter Lehnhoff muss sogar ein bisschen aushelfen. Gestern fanden Profis und Spieler aus dem Regionalliga-Team zum Mix, am Samstag (9.45 Uhr) trifft eine gemischte Leverkusener Elf in Duisburg-Wedau auf eine Länderauswahl.