Leverkusen (RPO). Wenn man derzeit im Internet nach Neuigkeiten über Bernd Schneider googelt, findet man überwiegend Aktuelles über den bekannten DTM-Piloten. Ein Indiz dafür, dass er um den Fußballprofi gleichen Namens derzeit ruhig geworden ist.
Doch damit kann der 81-malige Nationalspieler offenbar gut leben. "Mir geht es mittlerweile wieder ganz gut, ich fühle mich täglich besser und hoffe, dass ich schon bald wieder mit dem Training beginnen kann", sagte der Mittelfeldspieler von Bayer Leverkusen, der wegen einer Bandscheiben-Operation die EM-Endrunde in Österreich und der Schweiz verpasst hatte.
"Ich hoffe noch immer, dass er zurückkommt, erst im Verein und dann bei uns. Einen Abschied im Stille hätte er nicht verdient. Er fiebert immer mit der Nationalmannschaft mit und freut sich, wenn wir gewinnen. Das zeigt auch, welch leidenschaftlicher Fußballer er ist", sagte Bundestrainer Joachim Löw über den 34-Jährigen, der seit seinem grandiosen Auftritt im WM-Finale 2002 gegen Brasilien (0:2) nur der "weiße Brasilianer" genannt wird.
Schneider, der beim 2:1 gegen Russland vor Ort in Dortmund der deutschen Mannschaft die Daumen gedrückt hat und anschließend Löw eine Glückwunsch-SMS übermittel hat, fieberte auch in Mönchengladbach beim Match auf wieder auf der Tribüne mit "meinen Jungens", von denen er die meisten allerdings seit längerem nicht gesehen hat.
"Ich wollte die Mannschaft auf Einladung von Oliver Bierhoff eigentlich im Düsseldorfer Teamquartier besuchen. Davon habe bei dem ganzen Trubel der letzten Tage aber Abstand genommen, damit sich die Spieler voll und ganz auf das Match konzentrieren konnten", berichtete Schneider, der vor seiner OP Vize-Kapitän der DFB-Auswahl gewesen war.
Auch wenn er im Moment nicht selbst eingreifen kann, ist er sowohl in Leverkusen als auch beim DFB-Team stets mit dem Herzen dabei. "Es ist einfach nur toll, dass es in Leverkusen und bei der Nationalmannschaft so gut läuft", erklärte der Mittelfeldspieler, der im Gegensatz zu manch anderem trotz der wachsenden Konkurrenz seine Felle nicht davonschwimmen sieht: "Ich habe kein Problem damit, wenn andere Spieler bei Leverkusen oder in der Nationalmannschaft auf sich aufmerksam machen. Ich freue mich, wenn sie gut spielen und bin keiner, der Konkurrenten den Erfolg neidet. Zudem ist mir klar, dass beide Mannschaften auch ohne Bernd Schneider gut spielen können."
Er selbst möchte allerdings schon bald wieder angreifen. "Am liebsten würde ich sofort wieder mit dem Training beginnen, aber ich muss geduldig sein. In der Reha mache ich tagtäglich Fortschritte, so dass ich optimistisch bin, dass ich bald wieder einsteigen kann. Und dann muss ich mich erst mal wieder im Klub durchsetzen, ehe wir von der Nationalmannschaft sprechen", sagte Schneider.
Der in Jena geboren Profi, dem Bayer-Sportchef Rudi Völler eine Verlängerung seines bis 2009 laufenden Vertrages bereits in Aussicht gestellt hat und der in der Bundesliga-Rückrunde wieder angreifen will, schätzt damit seine Situation äußerst realistisch ein.
Vor allem in der Nationalmannschaft gibt es derzeit im Mittelfeld ein Überangebot an guten Spielern. Schneider weiß deshalb auch, dass es für ihn schwer wird, nach 2002 und 2006 in knapp zwei Jahren in Südafrika seine dritte WM-Endrunde zu bestreiten.
"Erst muss ich wieder völlig gesund werden und dann ich kann ich wieder träumen", meinte er und dachte dann doch noch laut an einen würdigen Karriereabschluss. "Vielleicht kommt die WM 2010 ja noch mal hintendrauf. Das wäre schon eine tolle Sache."