Ein buntes Billigprodukt

  • (RP) Die Leverkusener benötigen keine große Investition bei ihrem Sieg in Frankfurt und raffen sich erst im zweiten Abschnitt zu erkennbarer taktischer Ordnung auf nach vorherigen fliegenden Platzwechseln.


    Sie benötigten nun wirklich keine Konferenz, keine Sitzung im Debattierklub, um zu einem einhelligen Ergebnis zu gelangen. Bayer demonstrierte beim 2:0 in Frankfurt nicht nur auf dem Feld Geschlossenheit, auch im Urteil über die Qualität des Treffens in der beeindruckenden Arena dicht beim Flughafen fanden sich alle zu einer Union zusammen. „Wir haben ein bisschen kraftlos gewirkt“, meinte Torwart René Adler unmittelbar nach Rudi Völlers Feststellung, das „schwächste Leverkusener Saisonspiel gesehen zu haben“. Adler freilich, wenig beschäftigt, zog aus allem Negativen einen positiven Schluss. „Vielleicht zeichnet uns das aus, dass wir auch die schlechteren Spiele gewinnen.“


    Zumindest einer im Leverkusener Ensemble hat ganz individuell Honig gesogen aus dem kollektiven Erfolg, zustande gebracht in einer Billig-Produktion, in der Sparversion gewissermaßen. „Ich glaube, das war ganz gut“, sagte Stefan Kießling, der im Kampf um einen Platz im Kreis der Nationalmannschaft viel an Engagement investiert. Klar, ein Tor sei ihm erneut verwehrt geblieben, aber „trotzdem war die Leistung gut, ich seh’ das, der Trainer sieht das und das Team auch“. Vielleicht hat das ja auch der Bundestrainer auf der Tribüne so gesehen. Vor allem in zwei Szenen hob sich Kießling ab: als er nach einem herrlichen Pass von Pirmin Schwegler in Frankfurts Strafraum eindrang und dort nach einer Finte von den Beinen geholt wurde und als er sich sehr mutig allein zu einem langen Solo aufmachte (mit einem unglücklichen Ende). „Da bin ich ausgerutscht“, sagte der Franke, der neben Henrique beste Leverkusener.
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    Mit 2:3 hat Bayer Leverkusen beim Hamburger SV verloren.


    Hamburg - Bayer Leverkusen


    Kießling, der junge Vater, hat in seinem Eifer nicht das Glück wie Arturo Vidal, der wieder mal dicht an einem Platzverweis wandelte, beinahe einen Strafstoß verursacht hätte, aber eben richtig stand beim Kopfball zum 2:0. Der Chilene zeigte sich da ebenso als Profiteur (Torwart Nikolov ließ die Kugel nach einem Freistoß von Michal Kadlec abprallen) wie Patrick Helmes (beim Elfmeter nach Kießlings unfair gestopptem Dribbling).


    Insgesamt gaben die Leverkusener dem Publikum ein sehr diffuses Bild von sich. Eine strikte taktische Ausrichtung ließ sich im bunten Gemisch von fliegenden Platzwechseln und eigenmächtiger Erweiterung von Zuständigkeitsbereichen nur schwerlich erkennen. „In der zweiten Halbzeit war das besser, da haben wir mehr aus der Ordnung heraus gespielt“, sagte Bruno Labbadia. Und der Trainer hatte sich arrangiert damit, dass „wir diesmal kein Feuerwerk abgebrannt und uns nicht auf einem hohen Niveau bewegt haben“. Das aber soll die Ausnahme bleiben.


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