Nach einer über weite Strecken verhaltenen Vorstellung ihrer Mannschaft hatten die Leverkusener Anhänger dann doch noch Grund, den in diesen Breiten vielerorts beliebten Klassiker anzustimmen.
„Die Nummer eins am Rhein sind wir”, sangen sie nach dem 2:0-Sieg gegen den 1. FC Köln. Trainer Bruno Labbadia („Mir ist der Sieg im Derby wichtiger als die Tabellenspitze”) übernahm mit seiner Mannschaft zumindest bis morgen, wenn sich Hoffenheim und Hamburg im Spitzenspiel der neunten Runde gegenüberstehen, Platz eins in der Fußball-Bundesliga.
Bayer 04 kam zum siebten Heimsieg in Serie gegen den Nachbarn. Dabei verlebte Christoph Daum zunächst einen vergleichsweise ruhigen Abend an seinem 55. Geburtstag. Gut acht Jahre nach seiner „Weil ich ein absolut reines Gewissen habe”-Pressekonferenz, mit der die Kokainaffäre um den damaligen Leverkusener Coach Fahrt aufnahm, war er zum ersten Mal wieder in offizieller Mission im Bayer-Stadion.
Seine Elf trat mit dem Selbstbewusstsein auf, das sie sich mit drei Siegen in Folge angeeignet hatte. Die sechsköpfige Defensive arbeitete eine Halbzeit lang übereaus verlässlich, und im Aufbauspiel gefielen die Gäste mit klaren Pässen.
„Wir spielen nicht den Fußball, den wir hier gewohnt sind”, mäkelte hingegen Bayers Sportchef Rudi Völler in der Pause, „ich habe gar nicht das Gefühl, dass das ein Derby ist. Wir treten viel zu verhalten auf.” Nicht eine Torchance erarbeiteten sich die Hausherren, die augenscheinlich viel Respekt vor dem aufstrebenden Nachbarn von der anderen Rheinseite hatten, bis zum Seitenwechsel.
Leverkusens Patrick Helmes, der im Sommer zu Bayer gewechselt war und zuvor großen Anteil am Kölner Aufstieg hatte, konnte sich nicht entfalten. Als „Lucky Levs” hatten die Bayer-Fans ihre Profis mit einem riesigen Plakat vorab gefeiert. Ein Spieler, der wie der Comic-Held Lucky Luke schneller schießt als sein Schatten, fand sich in der Leverkusener Formation jedoch lange nicht.
Zu Beginn des zweiten Abschnitts erst kam Helmes erstmals vielversprechend in Position. Der Nationalspieler verzog aber. Die zweite Möglichkeit des bislang in der Liga bereits achtmal erfolgreichen Angreifers machte FC-Schlussmann Faryd Mondragon zunichte.
Den konnte freilich Innenverteidiger Manuel Friedrich überwinden. Nach einer Ecke von Arturo Vidal war der Ball über Simon Rolfes zu ihm gekommen. Als Pedro Geromel den Leverkusener Pirmin Schwegler im Strafraum mit der Schulter rammte, verhängte Schiedsrichter Michael Weiner einen Strafstoß. Der für Helmes eingewechselte Grieche Theofanis Gekas entschied die Partie mit einem strammen Schuss vom Elfmeterpunkt.
Auf der anderen Seite hatte Kölns Rechtsverteidiger Miso Brecko Nationaltorhüter Rene Adler mit einem Fernschuss noch in Verlegenheit gebracht. Kapitän Milivoje Novakovic, der fünf der acht FC-Tore in dieser Saison erzielte, fand nie die rechte Bindung.
Ein Großaufgebot der Polizei begleitete das Derby. Zu Auseinandersetzungen kam es, als Kölner Anhänger vor Beginn der Partie an Sicherheitskräften vorbei in ihren Block stürmten. Ein Ordner zog sich dabei einen Beinbruch zu. Während der Partie zündeten Kölner Rauchbomben. Als Bayers Außenverteidiger Michal Kadlec zum Eckstoß zu ihnen kam, explodierte ein Knallkörper in seiner Nähe.