Die Zeit wird knapp für Diego und Claudio Pizarro. Gegen Hannover 96 mussten beide wegen muskulärer Probleme aussetzen. Ob sie morgen gegen Bayer Leverkusen wieder dabei sein werden, war gestern noch nicht abzusehen. Diego absolvierte am Vormittag eine Laufeinheit und strahlte danach vorsichtigen Optimismus aus: "Ich glaube schon, dass ich eine Chance habe, spielen zu können. Aber das muss letztlich der Arzt entscheiden."
Und Claudio Pizarro? Der Peruaner ließ sich gestern lediglich behandeln und die Laufschuhe im Schrank. Tendenz? Unsicher. Trainer Thomas Schaaf: "Wir müssen wirklich abwarten. Es wird auf jeden Fall eng." Sportdirektor Klaus Allofs seufzte schon am Samstag: "Schade, dass das Spiel gegen Leverkusen schon am Dienstag ist. Jeder Tag mehr würde uns helfen." Definitiv fallen Daniel Jensen und Tim Wiese weiterhin aus.
Werder lobt sich selbst, aber der Boss übt Kritik - Gegen Leverkusen kommt es drauf an
1:1 in Hannover stellt Jürgen L. Born nicht zufrieden: "Es fehlt die Prise Salz"
Der Vereinsfunk bei Werder Bremen muss irgendwie gestört gewesen sein. Während sich Trainer Thomas Schaaf und Sportdirektor Klaus Allofs nach dem 1:1 (1:1) bei Hannover 96 redlich bemühten, die latent vorhandenen Fortschritte in den Mittelpunkt ihrer Stellungnahmen zu rücken, formulierte Club-Boss Jürgen L. Born eine gepfefferte Team-Kritik.
"Man wartet auf eine Explosion, und die kommt nicht. Irgendwie fehlt die letzte Prise Salz", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung und wühlte damit in den Wunden der sportlichen Leitung. Denn keinesfalls wollten sich Schaaf, Allofs und die Spieler andichten lassen, dass das 1:1 im kleinen Nordderby, zu dem der Ex-Bremer Christian Schulz (9.) und Hugo Almeida (41.) die Tore beigesteuert hatten, ein weiterer Misserfolg gewesen sei.
Klar, es galt bei allem die Einschränkung, "dass wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden sind. Wir hatten die Chancen, um dieses Spiel zu gewinnen", erklärte Coach Schaaf. Aber: "Die Leistung war in Ordnung. Wir haben insgesamt aktiver und geschlossener gewirkt."
Das vierte Unentschieden der Bundesliga-Saison und das siebte im 14. Pflichtspiel - es war also ein Fortschritt? Nicht, die Tabelle betreffend. Werder wird als Zehnter geführt. Das ist de facto nur Mittelmaß. Auch wenn dieser Begriff bei allen Bremer Beteiligten allergische Reaktionen auslöst. So erging von Torsten Frings der überhaupt nicht dezente Hinweis, dass der Abstand zu den Spitzenplätzen nicht groß sei: "Wir können ganz schnell wieder oben sein." Voraussetzung: Siege, Siege, Siege. Nicht Unentschieden wie gegen Hannover oder zuvor gegen Borussia Dortmund (3:3). "Wir können das Gewinnen nicht endlos aufschieben", sagte selbst Klaus Allofs, der den Fokus bereits auf das Duell mit Bayer Leverkusen morgen (20.00 Uhr) im Weserstadion richtete: "Wir müssen punkten. Die Partie wird ganz wichtig für uns. Wenn wir drei Zähler holen, würde das unsere Situation sehr verbessern."
Gegen Leverkusen kommt es drauf an
Mit anderen Worten: Gegen Leverkusen muss jene Explosion erfolgen, die Jürgen L. Born in Hannover noch vermisst hatte. "Wenn man ganz oben sein will, muss man besser sein. Wir müssen irgendwann den Hebel umlegen", forderte der 68-Jährige. Genau das sei aber geschehen, meinte Schaaf, der - wenn er Ohrenzeuge der Bornschen Ausführungen gewesen wäre - wohl eine sattgrüne Gesichtsfarbe angenommen hätte. Natürlich hatte auch er keinen Quantensprung gesehen. "Aber viele kleine Dinge waren besser. Wir müssen differenzieren zwischen Ergebnis und Leistung", warb er für Fairness im Umgang mit seiner Mannschaft.
Die hatte - nicht ganz unwichtig - auf Leistungsträger wie Torwart Tim Wiese, Per Mertesacker, Diego und Stürmerstar Claudio Pizarro verzichten müssen. Dennoch besaß Werder nach der Pause gleich drei Chancen, den Siegtreffer zu erzielen. Mesut Özil (58./70.) und Markus Rosenberg (72.) vergaben aber die Möglichkeit, den Befreiungsschlag zu landen. Das war in den Augen von Jurica Vranjes aber auch das einzige Manko: "Wenn wir von diesen drei Chancen zwei nutzen, dann sind wir wieder Werder Bremen."