zuletzt aktualisiert: 30.10.2008 - 00:00
VON UDO BONNEKOH
Bremen. Drei Spiele zuletzt, drei Siege, kein Gegentor – Bayer Leverkusen ist eifrig dabei, Big Points zu sammeln. „Und am Freitag wollen wir die nächsten holen, denn Wolfsburg ist ja auch ein direkter Konkurrent im Kampf um internationale Plätze“, sagte Simon Rolfes nach Bayers 2:0 in Bremen mit unübertreffbar hellem Strahlen. Der Kapitän präsentierte sich beim vierten Auswärtserfolg als umsichtiger Chef einer harmonischen Arbeitsgemeinschaft, die Werder mit anspruchsvoller Zermürbungstaktik klein hielt. Die gern als Resultat aufgebrachter Geduld angesehenen Treffer durch Vidal und Manuel Friedrich setzte Bruno Labbadias Elf jedenfalls recht spät, als die Hanseaten sich schon dem Zustand der Verzweiflung näherten. Sportdirektor Klaus Allofs redete schließlich verklausuliert von einer Krise.
Leverkusen aber ist in der Bundesliga obenauf zur Herbst-Zeit, in der sich in aller Regel vorn und hinten die Grüppchen in der Tabelle bilden. Deshalb maß Allofs’ Kollege Rudi Völler dem Triumph an der Weser fast mehr Bedeutung bei als den eher erwarteten Erfolgen davor in Frankfurt und Köln. „Wir haben dem Bremer Druck der ersten Viertelstunde standgehalten, nie die Ordnung verloren und die zweite Halbzeit überlegen gestaltet“, betonte der Bayer-Sportdirektor.
Trotz seines Wohlgefallens an der prächtigen Verfassung des Ensembles, das bei Gelegenheit erforderliche Schwerarbeit (Vidal, Henrique) mit spielerischer Leichtigkeit (Renato, Rolfes) zu verbinden versteht, ist Völler weiter vorsichtig in der Beschreibung von Zielen: „Wir tun nach wie vor gut daran, auf dem Boden zu bleiben.“ Nur einen Moment lang sorgte der 48-Jährige für leichte Irritation. Bei der Frage, ob Bayer in seinem Hoch von der Abwesenheit auf internationaler Bühne profitiere, antwortete er: „Fragen Sie mal in Bremen oder Stuttgart nach, warum sie 2004 und 2007 Meister geworden sind! Es lag daran, dass sie international nicht gefordert waren.“ Kaum später drehte sich Völler noch mal um zu den Diskutanten und bekräftigte: „Aber Vorsicht, das heißt nicht, dass wir jetzt automatisch den Titel holen.“
Aber Kandidat sind die Leverkusener gegenwärtig gewiss, wenn die Defensive dermaßen dichthält und sich die eher fürs Grobe zuständigen Vidal und Friedrich auch noch als funktionierende Vertreter für diesmal enthaltsame Stürmer hervortun. „Es gab so ein paar Szenen heute“, sagte Rolfes beim Abgang und strahlte weiter, „nach denen ich sicher war, dass uns nicht passieren würde.“