Bayer träumt im Geheimen vom Titel
Träumen ist erlaubt, konkret davon zu reden verpönt. «Abgerechnet wird am Ende», wiegelte Bayer 04 Leverkusens Kapitän Simon Rolfes nach dem 2:0 bei Werder Bremen Fragen nach der Aussicht auf den ersehnten Gewinn der deutschen Fußball-Meisterschaft ab.
1997, 1999, 2000 und 2002 verfehlte der Werksclub den Titel knapp und wird seitdem als «Vizekusen» verspottet. «Die ganze Mannschaft, das passt», schwärmte Bayer-Sportdirektor Rudi Völler vor dem Bundesliga-Spiel gegen den VfL Wolfsburg. Allerdings warnt der ehemalige Nationalstürmer trotz des Höhenflugs des Tabellenzweiten vom Rhein, die Bodenhaftung nicht zu verlieren: «Wir sollten den Ball flach halten.»
Leverkusens Trainer Bruno Labbadia will indes nicht alle Emotionen unterdrücken. «Ein bisschen Euphorie schadet unserem Verein nicht. Wir haben aber noch nichts erreicht», sagte er. Der Titelgewinn würde Bayer 04 in dieser Saison allerdings besonders gut passen, da im Juli 2009 die für 54 Millionen Euro modernisierte BayArena fertiggestellt sein und eine neue Ära begründen soll.
Eine Fortsetzung der Erfolgsserie von zuletzt drei Zu-Null-Siegen gegen die Niedersachsen könnte dazu ein weiterer Schritt sein. «Wolfsburg ist ein ähnliches Kaliber wie Bremen und eine unglaublich disziplinierte Mannschaft», meinte Labbadia. «Wir müssen viel Bewegung bringen, um den VfL zu fordern.» Offen ließ er, ob er weiterhin auf Pirmin Schwegler im linken Mittelfeld setzt oder dessen genesenen Schweizer Landsmann Tranquillo Barnetta in die Startelf beordert.
Bei Wolfsburg nimmt Weltmeister Andrea Barzagli sein Team vor der schweren Hürde in die Pflicht. «Jetzt müssen wir auswärts was zeigen. Wir sollten unsere Lektion aus der Bayern-Niederlage gelernt haben», meinte der italienische Abwehrchef, der als einziger Wolfsburger in dieser Saison noch keine Minute fehlte. So war der Italiener auch mitverantwortlich dafür, dass die «Wölfe» in den fünf sieglosen Auswärtsspielen Punkte vor allem in der Schlussphase häufig verschenkten. Das soll in der BayArena nicht passieren. «Wir müssen mehr Gas geben und wie zu Hause daran denken: Ein Spiel dauert 90 Minuten, nicht nur eine Halbzeit», forderte Angreifer Edin Dzeko.
VfL-Trainer Felix Magath sieht das ebenso - auch eingedenk der 2:4-Pleite am vergangenen Wochenende bei Bayern München, wo eine 2:0- Führung noch verspielt wurde. Diese Schwäche leistete sich die beste Heimmannschaft der Liga drei Tage später beim 3:0 gegen Borussia Mönchengladbach nicht und blieb vor allem ohne Gegentor. «Das war wichtig. Wenn wir oben dran bleiben wollen, müssen wir jetzt aber nachlegen», bestimmte Magath unmissverständlich.