Von Dirk Mesch, 30.10.08, 22:45h
Der VfL Wolfsburg will Bayer Leverkusens Höhenflug stoppen. Doch in der BayArena konnte das diese Saison bisher auswärtsschwache Team in elf Versuchen nicht gewinnen; unterdessen werden die Leverkusener immer selbstbewusster: Verteidiger Gonzalo Castro nennt den Titel offen als Ziel.
LEVERKUSEN - Wer mit einer solchen Auswärtsbilanz anreist, der taugt eigentlich nicht als Schreckgespenst. Keinen einzigen Sieg und nur läppische drei Punkte hat der VfL Wolfsburg in der laufenden Bundesligasaison bislang in fremden Stadien errungen. Für eine Truppe, die Bayern-Manager Uli Hoeneß vor dem ersten Anstoß immerhin als „Geheimfavorit“ auf die Meisterschaft ausrief, zu wenig. Und dennoch glaubt Bruno Labbadia, dass die niedersächsischen Werksfußballer am heutigen Halloween-Abend seiner Bayer-Betriebself in Leverkusen durchaus Saures geben könnten. „Wolfsburg ist ein Kaliber wie Werder Bremen“, warnte der Trainer vor dem VW-Team.
„Es ist an der Zeit, an den Titel zu denken“
Das bedeutet für den Bayer-Mann trotz des dienstäglichen 2:0-Erfolges seiner Mannschaft an der Weser nichts anderes als das, was der Herr Hoeneß denkt. Die mit reichlich Automobil-Millionen aufgemotzte Truppe von Felix Magath gehört wohl auf lange Sicht zwangsläufig zum beneideten Bundesliga-Adel; die Ansprüche im lange Zeit vor sich hindümpelnden Club haben sich extrem nach oben verschoben. Allerdings hat man sich auch in Leverkusen angesichts der beeindruckenden Erfolge in jüngster Zeit vom devoten Duckmäusern verabschiedet und zählt sich inzwischen selbst zum aristokratischen Kreis: „Es ist jetzt mal an der Zeit, auch an Titel zu denken“, nahm Verteidiger Gonzalo Castro kein Blatt mehr vor den Mund. „Wir sind einfach sehr hungrig.“
Deswegen beeindruckt es den Deutsch-Spanier herzlich wenig, dass laut einer vom Sport-Informations-Dienst in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage des Dortmunder Marktforschungsinstituts „promit“ nur 1,1 Prozent der Befragten Bayer den großen Wurf zutrauen. „Natürlich haben wir noch nicht wirklich etwas erreicht“, befand Labbadia, dem aber das Rennen von vorne weg viel Spaß macht. „Ich bin lieber der Gejagte, als dass ich selbst jagen muss.“
Aufgrund der Wolfsburger Auswärtsschwäche erwartet heute alle Welt einen Sieg vom Tabellen-Zweiten, zumal der VfL bei elf Versuchen noch nie in Leverkusen gewinnen konnte. Doch Magath hat sich nach dem 3:0 gegen Mönchengladbach viel vorgenommen: „Wenn wir oben dran bleiben wollen, müssen wir jetzt nachlegen“, forderte der Alpha-Wolf. Da gefällt sich einer in der Rolle des Schreckgespenstes.
Die voraussichtlichen Aufstellungen: Leverkusen: Adler; Castro, Friedrich, Henrique, Kadlec; Rolfes; Renato Augusto, Vidal, Barnetta (Schwegler); Kießling, Helmes. - Wolfsburg: Benaglio; Riether, Madlung, Barzagli, Schäfer; Hasebe, Josué, Gentner; Misimovic; Dzeko, Grafite. - SR.: Stark (Ergolding).