Labbadia: Ich will nicht so grau werden, wie Rudi
Schöner Trainer, schöner Fussball
ULRICH BAUER, KAI TRAEMANN und DENNIS BROSDA
Leverkusen mischt die Liga auf. Nach dem 2:3 im ersten Saisonspiel gegen Dortmund sind sie bis auf Rang zwei der Tabelle geklettert. Das Erfolgsrezept: Schöner Fußball und ein schöner Trainer.
BILD fragte Bruno Labbadia (42): Wir entdecken erste graue Haare bei Ihnen. Sind Sie reif für eine Färbung?
Labbadia: „Tja, das sind die ersten Folgen des Trainer-Lebens. Aber färben werde ich sie nicht. Ich hoffe nur, dass ich in Sachen graue Haare den Rudi Völler so schnell nicht einhole...“
BILD: Wie wichtig ist Ihnen Schönheit?
Labbadia: „Als Spieler hat es mich überhaupt nicht interessiert, wie ich auf dem Platz aussehe. Als Trainer habe ich eine andere Sichtweise: Jedes Spiel ist ein Fest. Deshalb trage ich Anzug. Das habe ich auch der Mannschaft so erklärt. Eine gewisse Darstellung gehört heute dazu im Fußball. Und ich fühle mich wohl im Anzug, habe in der Mode – wie auch im Fußball – meinen Weg gefunden.“
BILD: Haben Sie einen Glücksanzug?
Labbadia: „Nein, ich variiere zwischen drei, vier Anzügen. Hauptsache, sie sind blau...“
BILD: Warum blau?
Labbadia: „Das passt zu mir. Das finde ich schön. Wobei: Es ist gar nicht so leicht, blaue Anzüge zu kaufen.
BILD: Wer kauft ein? Sie oder Ihre Frau?
Labbadia: „Ich kaufe lieber alleine ein. Dafür nehme ich mir auch gerne Zeit. Ein guter Anzug will gut ausgewählt sein.“
BILD: Sind Sie eitel?
Labbadia: „Eitel wäre falsch, ich rede lieber von Selbstachtung. Es ist mir wichtig, dass ich mich in meiner Haut wohl fühle. Deshalb gehe ich täglich vor dem Training laufen – auch wenn ich manchmal lieber im Bett liegen bleiben möchte. Ich brauche das Laufen, kann dort über alles nachdenken – und es verleiht mir geistige Frische.“
BILD: „Wie lange brauchen Sie morgens im Bad?
Labbadia: „Manchmal drei bis fünf Minuten. Dann reicht mir Wasser im Gesicht, etwas Gel im Haar und Zähneputzen. Mal benutze ich Haarschaum und pflege die Haut intensiver. Das kommt auf den Anlass an.“
BILD: Haben Sie auch Laster?
Labbadia: „Ich rauche nicht, trinke kaum Alkohol. Nur mal im Sommer ein Weißbier oder beim Essen ein schönes Glas Wein. Was Essen angeht, bin ich ein Genussmensch.“
BILD: Welcher Trainer ist Ihr Vorbild?
Labbadia: „Ich habe mir bei vielen etwas abgeschaut. Es sind aber nicht nur Leute aus dem Fußball, die mich interessieren.“
BILD: Sondern?
Labbadia: „Ich beobachte viel. So imponiert mir zum Beispiel Barack Obama.“
BILD: Inwiefern?
Labbadia: „Er hat Charisma, eine beeindruckende Präsenz, wirkt extrem zielstrebig. Ich spreche jetzt nicht über Inhalte seiner Reden und seiner Pläne, sondern nur über seine Außendarstellung.“
BILD: Obama ist die neue Nummer 1. Ist Bayer auch schon reif für den Titel?
Labbadia: „Für Antworten darauf ist es noch zu früh. Klar ist aber für uns: Wenn wir diese junge, hungrige Mannschaft zusammenhalten wollen, brauchen wir bereits kurzfristigen Erfolg. Unser Ziel muss es sein, einen internationalen Wettbewerb zu erreichen. Sonst besteht die Gefahr, dass wir unsere besten Spieler verlieren könnten.“
BILD: Das heißt?
Labbadia: „Jeder Spieler möchte sich doch auf der europäischen Fußball-Bühne präsentieren. Und das Größte ist es natürlich für ihn, wenn man einen Titel gewinnt.“
BILD: Steht bei Ihnen eine Meisterprämie im Vertrag?
Labbadia: „Dort steht viel...“
BILD: Ja oder nein?
Labbadia: „Wer als Trainer bei einem Spitzenklub wie Bayer unterschreibt, muss an alles denken. Dies hier ist für mein Trainerteam und mich die beste Herausforderung, die wir uns derzeit vorstellen können. Von daher ist das Wort Meisterschaft bei uns auch nicht verboten – aber bitte alles zu seiner Zeit.“
BILD: Glauben Sie wirklich, Bayer das berühmte Vize-Gen austreiben zu können?
Labbadia: „Ich allein kann das sicher nicht. Das hier ist keine One-Man-Show. Wir haben ein leistungsbereites Team, eine qualifizierte Vereinsführung, ein funktionierendes Team um die Mannschaft herum – da ist jeder wichtig. Wenn ich ein entscheidender Impulsgeber in unserem Verein sein kann, bin ich es gerne. Und wir bei Bayer, wir glauben an uns...“