Von ALEXANDER HAUBRICHS
Leverkusen – Welch ein schöner Blick: Bayer grüßt erstmals seit Jahren wieder von der Tabellenspitze – und bei den ersten dürften da leise Meisterträume erwachen.
Einer, der das Gefühl kennt, ist Michal Kadlec. Der junge Tscheche war nicht nur dreimal tschechischer Champion mit Sparta Prag.
„Ich stand auch schon auf dem Meisterwagen, als mein Vater Miroslav mit dem 1. FC Kaiserslautern sensationell Meister wurde“, erzählt Kadlec.
Als der Aufsteiger zum Titel durchmarschierte, war er elf Jahre alt. „Ich habe kaum etwas gesagt, nur gestaunt, wie euphorisch die Leute feiern können. Seit damals ist es mein heimlicher Traum, selbst einmal hier in Deutschland die Meisterschaft zu feiern. Auch wenn das in diesem Jahr vermessen wäre: Irgendwann will ich das mal mit Bayer schaffen.“
Dass die Leverkusener schon jetzt zu den Kandidaten auf den Titel gezählt werden, daran hat Kadlec einen nicht unwesentlichen Anteil. Seit dem Abgang von Diego Placente 2005 suchte der Klub nach einer Lösung auf der linken Abwehrseite. Jetzt hat man sie gefunden.
„Wir wollen noch vor Weihnachten die Option bei Michal ziehen“, sagt Manager Michael Reschke. Für rund 2,5 Millionen Euro kaufen sie dann den Nationalspieler. „Das freut mich, denn ich will hier länger bleiben“, sagt der 23-Jährige, der seine Klasse auch in Karlsruhe unter Beweis stellte.
Neben einer ordentlichen Defensivleistung waren es vor allem seine Standards, die immer wieder für Gefahr sorgten. Sein Hammer-Freistoß erinnerte dabei an die vielen Treffer seines Vaters in Kaiserslautern. Allein in der Saison 1993/94 traf der Lauterer Libero sechsmal per Freistoß.
„Vielleicht habe ich ihm das in die Wiege gelegt. Aber es ist vor allem harte Arbeit. Ich sage ihm immer: Du musst nach jedem Training noch 15 Minuten üben“, sagt der Vize-Europameister von 1996, der in der Pfalz aufwuchs und deshalb perfekt Deutsch kann.
„Michal hat es als mein Sohn nicht immer leicht, die Leute vergleichen ihn mit mir, dabei ist er ein ganz anderer Typ.“
Aber die „Klebe“ hat er vom Papa. „Dabei war es erst mein erstes Freistoßtor im Profifußball. In Prag durfte ich nie schießen“, erzählt Kadlec.
In Leverkusen schon. Trainer Bruno Labbadia: „Mir haben die Extraschichten imponiert. Er macht viel mit Co-Trainer Eddy Sözer. Das zahlte sich jetzt mit diesem wunderschönen Freistoß aus. Michal ist ein ganz wichtiger Mosaikstein für uns.“
Einer, der weiß, wie schön Titel sind. Und deshalb alles gibt, um mit Bayer welche zu erringen.