Calli: „Ich schwöre, ich habe nie mit Daum gekokst“

  • Es war einer der größten Bundesliga-Skandale: Eine freiwillige Haarprobe überführte 2000 Christoph Daum (damals Leverkusen-Trainer) des Kokain-Konsums. Reiner Calmund (59) war Leverkusen-Manager – und schreibt über den Skandal in seinem Buch.


    Ich kenne Christoph Daum seit vielen Jahren. Wir verbrachten jede Menge Tage und Nächte miteinander. Dabei geschahen Dinge, die man als durchschnittlicher Familienvater besser verschweigt.


    Aber beim Augenlicht meiner fünf Kinder beschwöre ich heute erneut: Bei keiner dieser Gelegenheiten ist auch nur ein Gramm Kokain konsumiert worden. Ich habe es nie und nimmer bemerkt.


    Calli zu BILD: „Das Ergebnis aus dem Gerichtsmedizinischen Institut Köln war wie ein Keulenschlag für mich. Ich hatte das Gefühl, mir zieht einer den Boden unter den Füßen weg. Selbst bei den ganzen biochemischen Tests oder Blutuntersuchungen, die wir mit der Mannschaft halbjährlich gemacht haben, ging Daum mit gutem Beispiel voran. Ich empfand es auch als gutes Zeichen, dass Christoph der Haarprobe direkt zustimmte.“


    Aus diesem Grund habe ich mich weit für Christoph Daum aus dem Fenster gelehnt, nachdem Uli Hoeneß seine Verdächtigungen vorgebracht hatte. Ich lehnte mich so weit heraus, dass ich voll auf die Straße knallte. Meine Überzeugung von Daums Unschuld, ließ mich Koryphäen wie Franz Beckenbauer und Uli Hoeneß über die Maßen attackieren. Es kam anders. Ich war im Unrecht. Beckenbauer und vor allen Dingen Hoeneß verziehen mir.


    Ich durchlebte damals eine schlimme Zeit. Wurde verdächtigt, attackiert, lächerlich gemacht. Meine heutige Frau war es, die mir zur Seite stand in diesen Wochen und Monaten, die in der Rückschau nur noch bizarr erscheinen, unwirklich und verrückt.


    Calli zu BILD: „Ich habe zu Schlafmitteln gegriffen, sonst hätte ich nicht länger als zwei Stunden durchschlafen können. Es hat halt unaufhörlich im Kopf getickt.“


    Ich habe mich längst mit Christoph Daum ausgesprochen, heute kann man unser Verhältnis wieder als freundschaftlich bezeichnen.


    Christoph Daum schreibt dazu selbst im Calmund-Buch: „Ich habe damals einen Fehler gemacht. Darüber gibt es keine Diskussion. Ich habe mich in persönlichen Gesprächen für diesen Fehler bei Reiner entschuldigt. Doch es benötigte viele Treffen, viele Gespräche, ehe wir uns von der Affäre lösen und wieder auf die Dinge schauen konnten, die uns verbanden. Heute sind wir wieder Freunde. Gott sei Dank!“


    Was die Bundesliga angeht, halte ich es für eine meiner großen Lebens-Niederlagen, nicht ein einziges Mal die Schale in der Hand gehalten zu haben. Bei aller Freude über die zweiten Plätze. Das ist mein Alptraum, das schmerzt unverändert.


    Kennen Sie den Anton aus Tirol? Diesen ersten großen Hit von DJ Ötzi? Dieser Song ist mein Rotes Tuch! Diesen Song spielten die Techniker am 28. Mai 2000 bei unserem Spiel in Unterhaching (0:2) vor dem Spiel, nach jedem Tor, bei den Einspielungen der Bayern-Tore (die Münchner siegten zeitgleich 3:1 gegen Werder Bremen und wurden dank der besseren Differenz Deutscher Meister) und natürlich nach dem Schlusspfiff. Das kann ich nicht mehr hören, da werde ich aggressiv und sauer.


    Was 2000 der „Anton“ war, wurde zwei Jahre später der Queen-Song „We are the champions“, gerne begleitet von herunter regnenden Glanzpapierschnipseln, die ekelhaft kleben. Diese Szene ist mir gleichfalls ein Horror.


    Zehn Tage vorher war in Leverkusen wegen der theoretischen Chancen auf den Meistertitel die Konfettimaschine angerollt. Umsonst! Eine Woche später beim Pokalfinale in Berlin regneten die blauen und weißen Schnipsel in den Farben von Schalke 04 zu den Klängen von Queen auf uns traurige Verlierer. In Glasgow das gleiche Spiel. (...) Queen und Konfetti kann ich nicht mehr ertragen!


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