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Immer am Anschlag
Leverkusen verteidigt gegen Schalke erfolgreich seine Spitzenposition: Diesmal ohne Nachlässigkeiten oder Leichtsinn. Trainer Labbadia setzt weiterhin auf eine hohe Qualität des Kaders. VON DANIEL THEWELEIT
LEVERKUSEN taz Nun, da der Herbst gekommen ist und der Alltag das Geschehen in der Bundesliga prägt, ist eigentlich nicht die Zeit der ganz großen Gefühle. Üblicherweise sortiert sich die Tabelle in dieser Phase, es werden Grundlagen geschaffen. In Leverkusen jedoch kursierte nach dem 2:1 (2:0) gegen Schalke 04 eine Euphorie, als wäre am vorletzten Spieltag der Sprung an die Tabellenspitze gelungen.
Als sei jetzt alles möglich. Manager Michael Reschke, eigentlich ein Mann von Besonnenheit, ballte die Fäuste und stieß auf dem Weg in die Katakomben ein donnerndes "Jaaa!" hervor. Die Spieler tollten wie junge Hunde durch die Gänge, und René Adler trug ein Grinsen im Gesicht, das wirkte, als sei es dort festgefroren. "Es ist ein Kindheitstraum, in der Bundesliga Erster zu sein", sagte der Torhüter, "dafür spielt man Fußball."
Die verteidigte Tabellenführung war aber nur der eine Grund für die ungewöhnliche Freude. Es war auch ein Sieg über die eigenen Zweifel. Die verspielte 3:0-Führunung von Karlsruhe aus der Vorwoche hat Spuren hinterlassen. Diesmal retteten sie ihre zwischenzeitliche 2:0-Führung mit letzter Kraft über die Zeit. Nach Toren von Stefan Kießling (30.) und Patrick Helmes (42.) sah Gonzalo Castro wegen zweier taktischer Fouls die gelb-rote Karte (67.). Das große Zittern begann. Kevin Kuranyi verkürzte auf 2:1 (85.), und in der 89. Minute traf Gerald Asamoah sogar zum Ausgleich, doch er stand um wenige Zentimeter im Abseits.
Die Tatsache, dass sie diesmal nicht nachlässig, überheblich oder leichtsinnig geworden waren, wurde als großer Entwicklungsschritt gewertet. Bruno Labbadia lobte "die Systemtreue und die taktische Disziplin", dass die Zukunft nach den wertvollen Erfahrungen dieser Wochen nun leichter wird, glaubt der Trainer aber nicht. Denn auch die Schwächen des Tabellenführers traten gegen die Schalke deutlich zu Tage.
Natürlich neigt die junge Mannschaft zu individuellen Fehlern, Castros Platzverweis war nur ein Beispiel. Auch Manuel Friedrich leistet sich immer wieder haarsträubende Abspielfehler, und auf der Bank gibt es keine defensivstarken Alternativen, mit denen das Team stabilisiert werden kann. Auch deshalb fällt es so schwer, Führungen über die Zeit zu bringen. Gegen Schalke wechselte Labbadia nur Sascha Dum für Helmes, und in der Nachspielzeit Theofanis Gekas für Kießling ein.
Dieses Problem kennen die Leverkusener natürlich. "Auf Kosten der Breite des Kaders haben wir im Sommer in Qualität investiert", erläuterte Labbadia. Eine Serie von Verletzungen darf sich diese Mannschaft nicht leisten. "Bei uns muss nahezu alles zu hundert Prozent laufen", sagte Labbadia, denn Geld für Neuzugänge im Winter sei aufgrund des Stadionbaus eher nicht vorhanden.