„Monsieur“ Renato

  • BILD-Interview mit dem Bayer-Spielmacher


    Bayer gegen Bayern – das Spiel des Jahres (15.30 Uhr) in der BayArena.


    „Es ist auch für mich der absolute Saison-Höhepunkt“, sagt Samba-Rakete Renato Augusto (20). „In Brasilien ist München der mit Abstand bekannteste Bundesliga-Klub. Allein deshalb ist es etwas ganz Besonderes, zum ersten Mal gegen diesen Verein zu spielen.“ Wenn Bayer weiter oben bleiben will, muss Renato heute die Bayern wegmixen!
    Renato und Kumpel Douglas (r.) nehmen die hübsche Dolmetscherin Susanne Weber in ihre Mitte


    Renato und Kumpel Douglas (r.) nehmen die hübsche Dolmetscherin Susanne Weber in ihre Mitte


    BILD: Es ist auch das Duell des wohl besten Liga-Neulings Renato gegen den besten Liga-Spieler Ribéry...


    Renato: „Das Urteil ehrt mich. Ribéry ist tatsächlich der Beste. Aber man kann uns auch so nicht vergleichen. Unser Spiel ist zu unterschiedlich.“


    BILD: Ihre Vorbilder?


    Renato: „Ich habe mich an Einigen orientiert. Kopieren wollte ich niemanden. Aber zu einem habe ich schon immer aufgeschaut, weil bei ihm einfach alles unglaublich leicht aussah: Zinédine Zidane!“
    Renato fühlte sich im Café „Bahia Brasil“ richtig wohl


    Fast wie zuhause: Renato fühlte sich im Café „Bahia Brasil“ richtig wohl


    BILD: Viele Bayer-Stars wechselten in der Vergangenheit nach München. Es heißt, die Bayern hätten auch Sie längst im Fokus...


    Renato: „Mag sein. Aber ich bin kein Typ, der zu weit in die Zukunft schaut. Es bringt doch jetzt nichts, darüber nachzudenken, was in ein oder zwei Jahren sein wird. Ich denke nur an Bayer und gebe alles.“


    BILD: Schnee, Eis, und Kälte – hat Ihnen der deutsche Winter noch nicht den Spaß am Fußball genommen?


    Renato: „Nein, das nicht. Aber es ist schon eine völlig neue Situation für mich. In Bielefeld musste ich letzte Woche zum ersten Mal in meinem Leben auf Schnee spielen. Es war schrecklich kalt – vor allem an den Füßen. Aber vielleicht war es sogar gut, dass es so hart war. Diese Erfahrung kann mir keiner mehr nehmen.“


    BILD: Wie schützen Sie sich?


    Renato: „Ich schmiere mir die Füße mit einer Spezial-Creme gegen Kälte ein.“


    BILD: Neues Klima, neue Kultur und mit 20 zum ersten Mal von zu Hause weg. Wie schwer war die Umstellung?


    Renato: „Ehrlich gesagt hatte ich es mir alles viel schwieriger vorgestellt – vor allem die ersten sechs Monate. Sicher habe ich ab und an Heimweh. Aber ich fühle mich schon jetzt sehr wohl hier. Man sagt, die Deutschen seien so verschlossen. Ich dagegen habe genau das Gegenteil erfahren und fühle mich schon wie zu Hause. Im Verein, in meiner Wohnung. Und wenn ich durch die Kölner Straßen gehe, erinnert mich vieles an Rio.“


    BILD: Nur der Strand fehlt...


    Renato: „Auf jeden Fall! In Rio wohnen wir direkt am Meer. Das ist hier schon etwas Anderes. Es sind die Kleinigkeiten, die mir hier fehlen – zum Beispiel, dass ich meine Freundin oder Freunde nicht einfach anrufen und mich spontan verabreden kann. Oder ein Kino oder Theater in meiner Muttersprache. Und die Nähe zu meiner Familie. Sie ist schließlich in Rio mein Lebensmittelpunkt.“


    BILD: Wo haben sie gelernt, so mit dem Ball zu zaubern?


    Renato: „Auf Bolzplätzen zwischen den Häusern in Rio.“


    BILD: 14 Jahre später drohte Ihnen das Karriere-Ende...


    Renato: „Eine schlimme Zeit. Nach einem Zusammenprall hatte ich mehrere Brüche im Gesicht. Ein Knochen hat nur Millimeter mein Auge verfehlt. Nach der OP hatte ich lange Zweifel, ob ich jemals wieder richtig sehen könnte. In dieser Zeit hat mir meine Tante ein rotes Heiligen-Bändchen als Schutz gegeben. Diesen Glücksbringer trage ich seitdem immer am Handgelenk.“


    Quelle: bild.de