Schnell, direkt und offensiv - so spielt das Team von Bayer 04 Leverkusen seit je her. Unter Bruno Labbadia ist nun Reife hinzugekommen. Der Coach war schon als Spieler ein Kämpfer – und weiß, wie man Meister wird.
Es bedarf keiner allzu großen Fantasie, um sich in die Haut von Uli Hoeneß hineinzudenken. Der Manager des FC Bayern München ist leicht zu durchschauen, und insofern kann man sich ausmalen, wie viel Freude ihm die beiden jüngsten Spiele seiner Mannschaft bereitet haben. Der Auswärtssieg gegen den traditionellen Rivalen Leverkusen hat ihn vermutlich noch mehr gerührt als der Sieg gegen den Emporkömmling Hoffenheim – weil er perfekt in sein Weltbild passte, dass die Leverkusener nie, nie, nie etwas reißen werden. Wenn er sich da nicht mal täuscht.
Jedenfalls scheint sich Bayer diesmal nicht so leicht abschütteln zu lassen. Die traditionelle Niederlage gegen die Bayern hat die Mannschaft erstaunlich gut weggesteckt. Das war nicht immer so. In der vergangenen Saison wurden die Leverkusener zu Beginn der Rückrunde noch als ernster Anwärter auf den Titel gehandelt, dann verloren sie in München – und stürzten anschließend in der Tabelle ins Bodenlose.
Dieser Absturz war für die Leverkusener eine traumatische Erfahrung – weil er als höchst ungerecht empfunden wurde: Wir spielen doch den schönsten Fußball, schnell, direkt, offensiv. Warum wird das nicht belohnt? Schnell, direkt und offensiv spielt Bayer immer noch, hinzugekommen ist eine Reife, die das Team in der vorigen Saison noch nicht hatte: Sie kann mit Rückschlägen umgehen. Der ungerechten Niederlage gegen Hertha folgten vier Siege, dem 0:2 gegen die Bayern jetzt der Erfolg in Mönchengladbach. Man darf dahinter durchaus den Einfluss des neuen Trainers vermuten. Bruno Labbadia war schon als Spieler ein Kämpfer. Und er weiß, wie man Meister wird. Nicht nur mit den Bayern hat er das geschafft, auch mit Kaiserslautern. Einem Außenseiter wie Leverkusen.