Von Kerstin Thesing, 09.01.09, 19:43h
Wenn Michal Kadlec aus seinem Zimmer schaut, blickt er auf weiße Bunker und das satte Grün eines malerisch angelegten Golfplatzes. Es ist die erste Vorbereitung, die der Verteidiger beim Werksclub absolviert. Zu Saisonbeginn kam der 24-Jährige mit Verspätung.
BELEK - Das Sueno-Hotel im türkischen Belek, in dem sich die Fußball-Profis von Bayer 04 Leverkusen derzeit auf die Bundesliga-Rückrunde vorbereitet, lädt förmlich zum Golfspielen ein - nicht aber Michal Kadlec. „Lust hätte ich schon“, sagt der Tscheche und grinst verschmitzt, „auch wenn ich wirklich nicht weiß, ob man das was ich mache, Golf nennen kann.“ Allein sich aufzuraffen, zwischen anstrengenden Trainingseinheiten noch das Eisen zu schwingen, fällt ihm schwer. „In Tschechien hatten wir zwei Monate, um uns vorzubereiten, hier müssen ein paar Wochen reichen.“
Es ist die erste Vorbereitung, die der Verteidiger beim Werksclub absolviert. Zu Saisonbeginn kam der 24-Jährige mit Verspätung. Er steht ja eigentlich bei Sparta Prag unter Vertrag und hätte dort auch bleiben sollen, wenn die Tschechen nicht die Champions-League-Qualifikation verpasst hätten. Die Finanznot machte Kadlec den Weg für ein Leihgeschäft mit Bayer frei. Den Ausschlag für Leverkusen gab dabei, dass Manager Michael Reschke sich schon im Jahr zuvor intensiv um den Sohn des früheren Bundesliga-Liberos Miroslav Kadlec bemüht hatte. Aber auch der Vater, der mit Bruno Labbadia gemeinsam für den 1. FC Kaiserslautern spielte, hatte seinen Anteil. „Es ist natürlich großartig, wenn man so einen Fachmann in der Familie hat“, sagt Michal. Manchmal hätte er aber auch gern einen weniger prominenten Vater. „Vor allem in Tschechien werde ich oft mit ihm verglichen und ich hasse es, wenn man mich nur als Sohn von . . . wahrnimmt.“
Der in der Pfalz aufgewachsene Kadlec ist viel zu bescheiden, um seine Leistung in der Hinrunde zu bewerten, aber weit über die Bayer-Baustelle hinaus hat sich längst herumgesprochen, dass er ein Volltreffer auf dem Transfermarkt war. Seit dem Abgang von Diego Placente 2005 verteidigte auf der linken Seite im Werksclub keiner mehr so souverän wie Kadlec und dieser kann - anders als der Argentinier damals - auch noch Akzente in der Offensive setzen.
Kein Wunder, dass die Leverkusener die Kaufoption ziehen wollen. „Wir sind uns einig“, sagt der Nationalspieler, der angeblich 2,5 Millionen Euro Ablöse kostet: „Im Januar werde ich unterschreiben.“ Bei Bayer hat Kadlec Großes vor. Seit er als Elfjähriger seinen Vater nach dessen sensationellem Titelgewinn der Lauterer auf dem Meisterwagen begleiten durfte, will er auch selber die „Schale“ holen - am liebsten schon in dieser Saison. Kadlec: „Warum nicht? Wir sind drei Punkte hinter Rang eins. Und wir haben nur eine gute Hinrunde gespielt. Wenn uns eine sehr gute Rückrunde gelingt, ist alles möglich.“