„Der Titel? Warum nicht?“

  • LEVERKUSEN: Castro kämpft sich wieder ran


    Aus Belek berichtet Stephan Von Nocks


    Er ist das Aushängeschild der Leverkusener Nachwuchsarbeit. Doch auch wenn er mit seinen 21 Jahren bei Bayer als rechter Verteidiger gesetzt ist, verlief die Hinrunde für Gonzalo Castro nicht zufriedenstellend: „Das war Durchschnitt, mein Anspruch ist höher“, erklärt das Talent selbstkritisch.


    Eine Einschätzung, die Bruno Labbadia gefällt. „Gut, dass er erkennt, dass er nicht so gespielt hat, wie er und wir es erwartet haben“, sagt der Trainer, der von Castro den nächsten Schritt fordert: „Er muss hungriger werden, Bälle fordern, körperlich zulegen, sich pro Halbzeit sechs- oder siebenmal über außen einschalten.“


    Denn in der Offensive agiert Castro nicht mehr so unbekümmert wie einst. „Wenn du jung bist, denkst du weniger nach“, nennt er einen Grund – und das mit 21. Der spielstarke und dynamische Akteur, der vor vier Jahren sein Ligadebüt feierte, erfüllt in der jungen Leverkusener Mannschaft schon Führungsaufgaben. „Mein Status ist ein anderer als vor zwei oder drei Jahren. Jetzt muss ich Verantwortung übernehmen. Das fordert auch der Trainer.“ So früh steht selten ein 21-Jähriger in der Pflicht. Was Castro nicht als Last empfindet: „Bei Schalke wäre ich einer der Jüngsten, aber so eine Rolle muss man annehmen. Es bringt jeden weiter!“


    Labbadia sieht ohnehin eine andere Ursache für die Stagnation, deutet mit Blick auf die ersten Trainingstage im türkischen Belek an: „Bislang ist er mit einer sehr ordentlichen Einstellung dabei. Zwischen der Vorbereitung im Sommer und jetzt ist ein deutlicher Unterschied. Er muss dranbleiben. Wenn er die Bereitschaft mitbringt, wird er wieder in die Nähe der Nationalmannschaft kommen.“ Die hat Castro (fünf Länderspiele) ohnehin im Visier: „Ich will wieder dabei sein. Ein anderes Ziel gibt es nicht.“


    Genauso ambitioniert ist er, was die Liga betrifft. Platz fünf stellt ihn nicht zufrieden: „Unser Anspruch muss höher sein! Wir sind nur drei Punkte von der Spitze entfernt. Die haben auch nicht besser gespielt.“ Deswegen gibt er den Titel als Ziel aus: „Wir sind eine junge, willige Mannschaft und standen nicht umsonst drei Spieltage auf Platz eins. Warum soll das nicht auch nach dem 34. Spieltag so sein?“


    Zum Beispiel weil Bayer bislang zu oft gewonnen geglaubte Spiele aus der Hand gab? Castro weiß: „Wenn wir führen, müssen wir die Spiele auch über die Runden kriegen. Wir waren nie unterlegen. Wir haben nur durch Nachlässigkeit und fehlende Konsequenz verloren.“ Mehr Entschlossenheit ist gefragt – von Bayer und von Gonzalo Castro selbst.


    Quelle: kicker-Printausgabe vom 12.01.09