LEVERKUSEN: Lukas Sinkiewicz im Interview
Nach zwei Kreuzbandrissen in zwei Jahren startet Lukas Sinkiewicz (23) sein Comeback. Der kicker sprach mit Leverkusens Innenverteidiger.
kicker: Herr Sinkiewicz, nach Ihrem zweiten Kreuzbandriss streben Sie Ihr Comback an. Wie fit sind Sie?
Lukas Sinkiewicz: Ich habe viel gearbeitet. Jetzt kommt der Rest über die Spiele und das Mannschaftstraining. Körperlich bin ich auf einem guten Stand. Wenn ich fit bin und mich zeige, dann will ich auch spielen – schon im DFB-Pokal gegen Cottbus.
kicker: Ist das realistisch?
Sinkiewicz: Man kann alles erreichen, man muss es nur wollen.
kicker: Sie stehen für 100 Prozent Einsatz, ohne Rücksicht auf sich selbst …
Sinkiewicz (lacht): … deswegen passieren auch meine Verletzungen.
kicker: Denken Sie darüber nach, Ihren Stil zu ändern?
Sinkiewicz: Nein. Ich bin so groß geworden. Nach dem Motto: Alles oder Nichts. In Bergheim, meinem Heimatort, haben wir immer um einen Döner gespielt. Der hat drei oder vier Mark gekostet. Schon damals ging es mit 100 Prozent zur Sache. Alles oder Nichts. Wenn man es nicht mit Überzeugung macht, kann man es auch sein lassen.
kicker: Was machen Sie, um jetzt länger gesund zu bleiben?
Sinkiewicz: Ich habe die Ernährung umgestellt, mein Gewicht reduziert, lasse mich mehr pflegen, stärke die Rückenmuskulatur. Ich spiele zehn Jahre als Profi , da muss man eben einiges zurückstellen.
kicker: Trainer Bruno Labbadia hat eingefordert, dass Sie weniger auf Muskelmasse trainieren, dafür die Frequenz steigern.
Sinkiewicz: Nach dem ersten Kreuzbandriss habe ich bis zu 90 Kilo gedrückt. Von der Körpermasse kam ich schwer runter. Aber jetzt habe ich zweieinhalb Kilo weniger und fühle mich gut.
kicker: Hadern Sie mit Ihrem Pech?
Sinkiewicz: Es gibt Leute, denen geht es beschissener. Ich weiß: Nach einem Kreuzbandriss dauert es sechs Monate, dann bist du wieder da. Man lernt auch eine Menge.
kicker: Was?
Sinkiewicz: Wie schnelllebig Fußball ist. Dass du jetzt hinten dran bist und in zwei Monaten wieder im Vordergrund stehen kannst.
kicker: Im Jahre 2005 haben Sie drei Länderspiele absolviert. Haben Sie die Weltmeisterschaft 2010 abgehakt?
Sinkiewicz: Nein. Mittelfristig will ich wieder in die Nationalelf.
kicker: In der Liga konnte Bayer begeistern, ließ aber Punkte liegen. Ist die Mannschaft zu grün?
Sinkiewicz: Natürlich sind wir eine junge Mannschaft, aber wir haben viele Nationalspieler, und die meisten bei uns haben viele Bundesligaspiele. Woran es liegt, ist schwer zu sagen. Ob wir zu bequem geworden sind? Keine Ahnung. Wir müssen auf jeden Fall den Hebel umlegen.
kicker: Fehlt der Beißertyp?
Sinkiewicz: Ich glaube, ich bin so ein Typ. Vergangene Saison gegen St. Petersburg bin ich beim Stand von 1:4 reingekommen und habe sehr aggressiv gespielt. So bin ich wieder in die Elf gekommen. Ob das fehlt? Das müssen die sagen, die gespielt haben.
kicker: Bayer liegt drei Punkte hinter der Spitze. Ist der Titel realistisch?
Sinkiewicz: Man muss sich immer das Maximum als Ziel setzen. Also um die Meisterschaft zu spielen. Es ist machbar, wenn man die Hinrunde betrachtet. An den Bayern geht zwar kein Weg vorbei, aber sie haben keinen Freifahrschein zum Titel. Wir müssen attackieren.
INTERVIEW: STEPHAN VON NOCKS
Quelle: kicker-Printausgabe vom 15.01.09