„Platz eins im Hinterkopf“

  • Bayer-04-Coach Bruno Labbadia hält an seinen ehrgeizigen Zielen fest: Er hat die Meisterschaft noch im Hinterkopf. In Belek lässt er seine Spieler bis zu dreimal am Tag zum Training antreten.


    Leverkusen - Bayer Leverkusen hat die deutsche Meisterschaft noch lange nicht abgehakt. Trotz des Einbruchs am Ende vergangenen Jahres, als der Werksklub nur einen Sieg in vier Spielen verbuchte, hält Trainer Bruno Labbadia vor der Rückrunde an seinen ehrgeizigen Zielen fest. "Wir wollen den ein oder anderen Punkt mehr als in der Hinrunde mitnehmen. Außerdem sind es nur drei Punkte bis ganz oben, da sollte man auch Platz eins im Hinterkopf haben", sagte der Coach im Trainingslager der Leverkusener in der Türkei.


    Damit dies klappt, müsse seine Mannschaft aber zunächst mal "die gleiche Bereitschaft wie im ersten Halbjahr an den Tag legen", meinte Labbadia, der seinem Ruf als akribischer Arbeiter in Belek alle Ehre macht. Bis zu dreimal täglich lässt der 42-Jährige seine Spieler schwitzen. Doch die Vorbereitung hatte schon viel früher begonnen: "Wir haben den Jungs schon direkt nach dem letzten Hinrundenspiel Hausaufgaben mit auf den Weg gegeben", berichtet Labbadia bei angenehmen 17 Grad und strahlendem Sonnenschein.


    Der Nachfolger von Michael Skibbe war grundsätzlich mit der Hinrunde zufrieden, zumal seinem Team neben 1899 Hoffenheim der attraktivste Fußball der Liga attestiert wurde. Auch die Fakten sprechen für sich. In Rene Adler, Simon Rolfes und Goalgetter Patrick Helmes hat Bayer wieder drei Nationalspieler. Stürmer Stefan Kießling spielte eine starke Hinserie und zählt genauso zum erweiterten Kreis der DFB-Elf wie Rechtsverteidiger Gonzalo Castro, der allerdings noch Luft nach oben hat.


    Für den neuerlichen Aufschwung sei aber auch das glückliche Händchen bei den letzten Transfers verantwortlich. Mit Michal Kadlec von Sparta Prag landeten Sportchef Rudi Völler und Manager Michael Reschke genauso einen Volltreffer wie mit Helmes sowie den Brasilianern Henrique und Renato Augusto, dessen Kontrakt bereits bis 2114 verlängert wurde. Die anderen Leistungsträger sollen ebenfalls längerfristig an den Verein gebunden werden.


    Zunächst gilt die Konzentration aber der Vorbereitung auf die Rückrunde, wobei Labbadia bislang sehr zufrieden sein kann. Die Testspiele gegen die türkischen Teams Galatastaray Istanbul und Bursaspor gewannen die Rheinländer jeweils überzeugend 3:1. "Ich möchte mit dieser Mannschaft den nächsten Schritt machen, und dafür bin ich bereit, enorm viel zu investieren. Wir haben einen starken Kader, wollen möglichst viele Siege in der Rückrunde erzielen und dazu schönen Fußball bieten", meinte der Coach.


    Ob Bayer nach dem Überraschungscoup mit Mittelfeldakteur Thomas Zdebel, der vom VfL Bochum an den Rhein wechselte, im Winter noch einmal auf dem Transfermarkt zuschlägt, hängt auch stark mit der Personalie Theofanis Gekas zusammen. Der Grieche ist hinter Helmes und Kießling nur Ersatz. Bisher fand sich allerdings kein Klub, der die von Bayer geforderten 3,5 Millionen Euro zahlen wollte. Sollte sich für Gekas noch ein Käufer finden, würde das Geld in den Schweizer Eren Derdyok vom FC Basel investiert. Bleibt Gekas, muss sich Derdyok noch gedulden.


    Unabhängig davon kann Labbadia in der Rückrunde auf zwei "Neuzugänge" zurückgreifen. Neben Abwehrspieler Lukas Sinkiewicz, der nach zwei Kreuzbandrissen erneut den Anschluss finden will, ist auch Routinier Bernd Schneider wieder im Mannschaftstraining. Der 35-Jährige war nach seiner Bandscheiben-OP im April vergangenen Jahres außer Gefecht und wurde nach nur wenigen Trainingseinheiten im neuen Jahr gleich schon wieder von einer Grippe heimgesucht. Doch Labbadia gibt dem Nationalspieler alle Zeit der Welt: "Wir üben keinen Druck auf ihn aus und werden ihn behutsam aufbauen."
    (sid)


    Quelle: express