Renato Augusto - Der Pimpf von Maracana

  • Wie großartig Renato Augusto von Bayer 04 Leverkusen kickt, wurde zuletzt beim Hallenturnier in der Lanxess-Arena deutlich, als sogar die Fans des Erzrivalen 1. FC Köln den Bayer-Star bejubelten. „Ich weiß das zu würdigen“, grinst der 20-Jährige.


    BELEK - Constant Djakpa konnte einem wirklich leid tun. Der Verteidiger von Bayer 04 Leverkusen macht gerne Faxen und so wirkte seine Verzweiflung leicht übertrieben, aber schön ist es nicht, wenn man bei Eins-gegen-Eins-Übungen ausgerechnet gegen Renato Augusto antreten muss. Mit sechs Jahren hat Renato Soares de Oliveira Augusto angefangen, auf dem Kleinfeld Fußball zu spielen, erst mit 13 wechselte er auf das große Feld. Diesem Umstand und seinem herausragenden Talent hat der Brasilianer sein bemerkenswertes Feingefühl im Umgang mit dem Ball zu verdanken.


    Wie großartig er kickt, wurde zuletzt beim Hallenturnier in der Lanxess-Arena deutlich, als sogar die Fans des Erzrivalen 1. FC Köln den Bayer-Star bejubelten. „Ich weiß das zu würdigen“, grinst der 20-Jährige: „Ich kenne mich mit Derbys aus. Bei uns in Rio de Janeiro haben wir gleich vier große Vereine.“ Renato Augustos Familie gehört zum gehobenen Mittelstand der Stadt, aufgewachsen ist er in der Nähe des berühmten Maracana-Stadions. „Früher habe ich mir dort jedes Spiel angeschaut.“


    2005 wurde der laufstarke Mittelfeldmann selber Profi, bei Flamengo Rio de Janeiro. Ausgebremst wurde er nur einmal - nach einem schweren Zusammenprall Anfang 2008. Ein Gegenspieler traf ihn mit dem Schuh am Auge. „Ich hätte fast mein Augenlicht verloren“, erinnert sich Renato Augusto. Drei Mal war sein Jochbein gebrochen, ein Bruchstück wäre fast in der Augenhöhle gelandet. „Man hat mir nichts gesagt, um mich zu schonen. Nur meine Mutter wusste Bescheid.“


    Renato Augusto hatte Glück. Als nach zehn Tagen die Schwellung zurückging, konnte er wieder sehen und seine Karriere als Fußballer fortsetzen. Allerdings bestritt der Jungstar bis zum Sommer nur noch sechs Spiele für Flamengo. Dies wiederum war die Chance für Bayer. Denn die Ablösesumme für den zuvor unerschwinglichen Junioren-Nationalspielers sank auf einen Wert, der für den Werksclub machbar war. Zehn Millionen Euro überwiesen die Leverkusener. Davon gingen 52 Prozent an Flamengo, den Rest teilen sich eine Investorengruppe und eine Sportrechtefirma. „Trotzdem entscheide nur ich, wohin ich gehe und wie lange ich bleibe“, erklärt der ernsthafte junge Mann, der sich bekanntlich entschied, seinen Vertrag bis 2014 zu verlängern.


    „Ich fühle mich wohl bei Bayer, fast wie zuhause“, erklärt der Wahl-Kölner, der sich mit Hilfe der Leverkusener erstaunlich schnell eingelebt hat. Derzeit wohnt sein bester Freund bei ihm. Seine Mutter und seine Freundin, die in Rio studiert, besuchen ihn so oft sie können. „So habe ich ein wenig Brasilien in Deutschland“, schmunzelt der Nachbar von Bayer-Stürmer Patrick Helmes. Wie gut es von Beginn an lief - immerhin hat Renato Augusto in der Bundesliga jedes Spiel bestritten, ein Tor erzielt und fünf Vorlagen geliefert - hat ihn selbst überrascht. „Ich wollte erstmal ankommen und hätte nicht gedacht, dass ich so oft spielen würde.“ Und das, obwohl ihn Manager Michael Reschke mit eben diesem Versprechen an den Rhein gelockt hatte.


    „Viele meiner Landsleute sitzen nach einem Wechsel in Europa erstmal nur auf der Bank. Das wollte ich nicht“, erklärt der 20-Jährige: „Außerdem sind fast alle Brasilianer, die bei Bayer gespielt haben, in die Nationalmannschaft berufen worden.“ Das ist natürlich auch sein großes Ziel, auch wenn der offensive Mittelfeldmann weiß, dass es nicht leicht ist. „Ausgerechnet auf meiner Position spielen bei uns die Besten der Welt.“ Auf jeden Fall aber will Renato Augusto in die Leverkusener Vereinsgeschichte eingehen: „So wie Tita und Jorginho. Das würde mich stolz machen.“


    Quelle: rundschau-online