„Nein! Nein! Nein! Hoffenheim wird nicht Meister!“
Herr Daum, wird Bayer Meister?
Christoph Daum: Ich gönne es Leverkusen von Herzen. Bayer wurde gezielt verstärkt. Aber mit dem Umzug nach Düsseldorf haben sie einen Nachteil.
Drei Punkte Rückstand auf Hoffenheim. Herr Labbadia, glauben Sie an den Titel?
Bruno Labbadia: Wenn man nicht den Glauben hätte, dass Bayer irgendwann Deutscher Meister wird, wäre man hier falsch. Unser Ziel ist das internationale Geschäft. Wir brauchen kurzfristigen Erfolg. Damit die Spieler sehen: Bei uns wächst nicht nur das Stadion, sondern auch das Team.
Wie denken Sie über Bruno Labbadia?
Daum: Die junge Trainer-Generation, die nach mir kommt, wird von Bruno angeführt. Er arbeitet akribisch, hat immer Lösungen für seine Spieler parat, legt großen Wert auf Standards und genaues Pass-Spiel. Er kann ein Top-Trainer werden.
Labbadia: Qualität ist, wenn sich ein Coach wie Christoph Daum so lange auf Top-Niveau bewegt. Als Spieler hätte ich ihn gerne als meinen Trainer erlebt.
Herr Daum, schauen Sie sich noch etwas Trainern ab?
Daum: Bei Diego Simeone in Argentinien fiel mir auf, dass er sehr eng an der Mannschaft dran war. Früher war das bei mir auch so. Da habe ich immer mitgekickt. Im Laufe der Jahre wollte ich mehr auf Distanz gehen, habe aber gemerkt, dass die Spieler jedoch die Nähe zu mir brauchen.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, wen würden Sie von Bayer nach Köln holen?
Daum: Gebt mir Helmes und den Kießling – dann wäre ich hochzufrieden.
BamS-Kolumnist Günter Netzer behauptet, Lukas Podolski sei beim FC Bayern gescheitert. Sehen Sie das auch so?
Labbadia: Wer beim Anspruch der Bayern zu den besten 18 Spielern gehört, kann nicht gescheitert sein. Zudem ist seine Tor-Quote in der Nationalelf doch unglaublich gut.
Daum: Lukas ist nicht gescheitert! Oder ist Roy Makaay beim FCB gescheitert? Was Poldi in seiner Einsatzzeit geleistet hat, ist aller Ehren wert. Vielleicht hat einiges zwischen Bayern und Poldi nicht gepasst. Aber für seine Entwicklung war die Zeit in München sehr gut.
Wirklich?
Daum: Hätte er sich sonst in der Nationalelf so gut behaupten können?
Labbadia: Ich will da mal einhaken. Neulich habe ich einen Scout von Manchester United gefragt: ‚Wie viele Stammspieler habt ihr?‘ Er sagte: ‚17 bis 18!‘ Das ist auch einer der Gründe, warum ManU ab Ende März/Anfang April trotz der vielen Spiele auf einem Top-Niveau spielt. Nur bei uns gibt es gleich immer einen Aufschrei, wenn einer wie Podolski zeitweise auf die Bank muss. Dabei braucht eine Mannschaft auf Top-Niveau, sowohl national als auch international, mehr als elf Stammspieler.
Herr Daum, Sie haben gesagt: ‚Poldi kann beim FC nur der Anfang sein!‘
Daum: Das stimmt!
Was haben Sie mit Köln vor?
Daum: Stufe 1 ist diese Saison ein Mittelfeld-Platz, die nächste Stufe ist das obere Mittelfeld. Über Weiteres zu reden, wäre heute töricht.
Was erwarten Sie von Herbstmeister Hoffenheim 2009?
Daum: Ich war ja der Erste, der darauf hingewiesen hat, dass Hoffenheim seine Unschuld eingebüßt hat!
Wird Hoffenheim Meister?
Daum: Nein! Nein! Nein!
Herr Labbadia?
Labbadia: Ich traue der TSG vieles zu. Hoffenheim hat die finanziellen Mittel, sie legen das Geld sinnvoll an. Es wird sich zeigen wie sie mit Rückschlägen, wie jetzt der Verletzung ihres Top-Torjägers Ibisevic, umgehen. Auf jeden Fall wird durch Hoffenheim der Kampf um die internationalen Plätze noch enger.
Daum: Warten wir mal auf längere Sicht ab, wenn bei denen der Alltag einkehrt ...
Werden in der Bundesliga zu hohe Gehälter bezahlt?
Labbadia: Im Vergleich zu anderen Ligen lebt die Bundesliga nicht über ihre Verhältnisse.
Daum: Die Vereine leisten auch enorme soziale Arbeit. Wir sind uns der Verantwortung, gerade in der heutigen Zeit, bewusst. Das ist die andere Seite von Umsätzen oder Einnahmen. Ja, wir verdienen schon sehr viel Geld. Was mein verstorbener Vater in drei Schichten im Jahr verdient hat, verdienen einige mit Fußball in der Woche.