LEVERKUSEN: Routinier sorgt für Flexibilität
Als Bayer Leverkusen Thomas Zdebel (35) verpflichtete, waren alle überrascht. Doch schon im Trainingslager in Belek wurde klar, warum Bruno Labbadia ihn im Kader haben wollte. Zentral vor der Abwehr eingesetzt, überzeugte er in den Testspielen und zeigte sich zufrieden: „Ich habe bewiesen, dass ich nicht nur Lückenbüßer bin.“
Diese Rolle ordneten ihm viele auf den ersten Blick zu. Doch Zdebel bringt Labbadia neue Optionen. „Ich kann noch nicht sagen, ob er Stammspieler wird oder von der Bank kommt, aber mit ihm sind wir flexibler geworden“, erklärt der Trainer. In der Tat: Gegen Galatasaray nahm Zdebel zur Halbzeit die Position vor der Abwehr ein, Simon Rolfes rückte ins zentral offensive Mittelfeld. Mit diesem Schachzug kann Labbadia bei Bedarf – wenn sein Team unter Druck gerät – die Ballsicherheit im Herzstück des Teams erhöhen, ohne an Griffigkeit einzubüßen. „Mit Zweikampfstärke und Aggressivität kann ich Reizpunkte setzen“, sagt Zdebel.
Dass er nicht alle Rückrundenspiele bestreiten wird, ist ihm auch klar. Bezüglich eines Stammplatzes „mache ich mir keine großen Illusionen“, so der Rechtsfüßer, der dennoch überzeugt ist, „dass ich der Mannschaft helfen kann.“
Egal, wie oft und wie lange er eingesetzt wird, eines ist für ihn nach seiner Zeit als Bochumer Kapitän klar: „Ich bin nach wie vor ein Führungsspieler – auch wenn ich auf der Bank oder der Tribüne sitze. Die Rolle wünscht man sich von mir. Daran wird sich nichts ändern. Die Jungen brauchen vielleicht jemanden, der ihnen den Weg weist.“ Labbadia fordert: „Thomas soll im Training und auch im Spiel seine Erfahrung einbringen.“
Ob er dies übers Saisonende hinaus darf, hängt vom Erfolg ab. Kommt Zdebel („Ich fange hier wieder bei Null an“) auf fünf Einsätze über eine bestimmte Spieldauer oder qualifiziert sich Bayer für einen internationalen Wettbewerb, verlängert sich sein bis Ende Juni 2009 laufender Vertrag automatisch um ein Jahr.
„Wenn wir unsere Ziele erreichen und ich meinen Teil dazu beitrage, dann bin ich zufrieden“, sagt der Stratege. Seine bisherigen Auftritte sprechen dafür, dass er länger bleibt. Die seiner Mannschaft auch. „Sie ist stark genug, um ganz oben mithalten zu können“, urteilt Zdebel, „man sollte sich bewusst sein, wie minimal der Abstand zur Spitze ist.“ Damit am Saisonende vielleicht nochmal alle überrascht sind. Und am besten positiv.
STEPHAN VON NOCKS
Quelle: kicker-Printausgabe vom 19.01.09