25.01.2009 09:10
An der Tabellenspitze lieferten sich die TSG 1899 Hoffenheim und Bayer 04 Leverkusen lange einen spannenden Zweikampf. Dann aber folgte ein kleiner Einbruch der Rheinländer und der ganz große Wurf blieb ihnen verwehrt. Nur zwei Siege in den letzten sechs Spielen der Hinrunde waren für einen Platz unter den ersten drei der Liga zu wenig. Stattdessen zogen noch weitere Mannschaften an der Werkself vorbei. Immerhin steht aber zur Winterpause ein Rang zu Buche, der für das internationale Geschäft berechtigen würde.
Von Dennis WEINACHT
Leverkusen. „Man muss sich immer das Maximum als Ziel setzen. Also um die Meisterschaft zu spielen. Es ist machbar, wenn man die Hinrunde betrachtet. An den Bayern geht zwar kein Weg vorbei, aber sie haben keinen Freifahrtschein zum Titel. Wir müssen attackieren“, erklärte Lukas Sinkiewicz in der Winterpause. In der Tat sah es während der Hinrunde lange so aus, als könnte Bayer 04 Leverkusen um den Titel mitspielen. Am Ende sind sie aber nur Fünfter hinter der TSG 1899 Hoffenheim, dem FC Bayern München, Hertha BSC Berlin und dem Hamburger SV. Nicht zu vergessen aber, dass sie dennoch nur drei Punkte hinter dem Spitzenreiter liegen. In der Rückrunde ist also noch alles möglich.
Die Vorbereitung: Die Vorbereitung in Leverkusen lief gut. Von den vier Testspielen wurde keines verloren. Zuletzt gab es einen knappen 1:0-Erfolg gegen den Zweitligisten TuS Koblenz. Fast schon sinnbildlich, dass ausgerechnet Theofanis Gekas dabei den Siegtreffer erzielte. Das Wintertrainingslager absolvierten die Rheinländer vom 8. bis zum 14. Januar im türkischen Belek. Den Abschluss dieser Tage feierten sie anständig mit einem 6:0-Kantersieg gegen den FSV Frankfurt. Beeindruckend war aber auch das 3:1 gegen Galatasaray Istanbul. Insgesamt konnte Trainer Bruno Labbadia zufrieden mit den Darbietungen seiner Mannschaft sein. Die Werkself scheint für die Rückrunde in der Bundesliga gerüstet zu sein. Vor allem die Treffsicherheit im Torabschluss war häufig sehr überzeugend!
Die Transfers: Auch in der Winterpause hat Bayer 04 Leverkusen wieder kräftig am Kader gebastelt. Jedoch wird bereits in Hinsicht auf die kommende Saison geplant und gesucht. Für die Rückrunde tat sich nicht allzu viel. Einmal sorgten sie aber für eine echte Überraschung, als der Transfer von Tomasz Zdebel vom VfL Bochum bekannt wurde. Viele fragten sich danach: Was will der Verein mit diesem Spieler. Nicht wenige dachten eher an eine Reservistenrolle. Das aber wies der 35-Jährige entschieden zurück: „Auch für mich war das überraschend, ein krönender Abschluss nach der Entwicklung in Bochum. Die Initiative ging von Bayer aus, dann lief alles ratz-fatz. Es hat mir gut getan, eine gewisse Wertschätzung von anderen Vereinen zu erfahren. Vielleicht brauchten sie einen, der den Altersschnitt hebt.“ Auch an das Ende seiner Karriere und ein Engagement hinter den Kulissen wollte Zdebel noch nicht denken: „Ich bin nicht gekommen, um das Funktionsteam aufzufüllen. Ich fühle mich noch zu wertvoll für eine Mannschaft, um mir darüber Gedanken zu machen. Und bisher haben wir auch nicht darüber geredet.“
Das war gut: Für die Fans waren die Spiele mit Beteiligung Bayer Leverkusens zumeist ein echtes Spektakel. Die Werkself spielte häufig mit offenem Visier, stellt die drittbeste Offensive der Liga. Besonders hervorzuheben ist, dass die Neuzugänge unglaublich gut integriert werden konnten. Renato Augusto war einer der besten Spieler überhaupt in der Hinrunde. Nicht zu verachten ist auch die Leistung von Patrick Helmes, der auf Anhieb zum besten Torjäger des Klubs wurde. Natürlich konnten sich die Mannen von Bruno Labbadia auch wieder zu einhundert Prozent auf Schlussmann René Adler verlassen.
Die sorglose Spielweise der Mannschaft brachte vor allem auswärts brauchbare Ergebnisse. Leverkusen ist auf fremden Plätzen die zweitbeste Truppe. Das Konzept von Trainer Bruno Labbadia fruchtete sehr schnell. Außerdem fand er sich selbst auch gut in der neuen Liga zurecht. In einer jungen Mannschaft kann er mit seiner souveränen und zielstrebigen Art für Ruhe sorgen. Das könnte vor allem im Endspurt der Saison von großem Vorteil für alle Beteiligten sein.
Das muss besser werden: Wenn man die sorglose Spielweise der Mannschaft auf fremden Plätzen lobt, muss sie aber als negativen Punkt im eigenen Stadion anführen. Denn dort ließ sich die Mannschaft häufig auskontern. Die Gäste-Teams lauerten meist nur auf schnelle Gegenangriffe und nicht selten machte ihnen Bayer den Gefallen. Da ist dringend noch Handlungsbedarf. Denn in der reinen Heimtabelle ist Leverkusen Neunter.
Möglicherweise könnte es da sogar zum Vorteil werden, dass die Mannschaft in der Rückrunde in Düsseldorf ran muss. Die heimische BayArena wird umgebaut, die LTU-Arena soll als neues Domizil dienen. Gefährlich könnte das aber auch bei den Derbys werden. Die anderen Mannschaften vom Rhein, etwa die Teams aus Köln oder Mönchengladbach, haben ein deutlich höheres Fan-Volumen. So könnte es durchaus passieren, dass die Heimspiele auch nur auf dem Papier solche sind. Insgesamt wird es aber wichtig sein, dass die junge Mannschaft in manchen Phasen vor allem eben bei Heimspielen taktisch kluger und geduldiger spielt.
Goal.com-Meinung: An der Tabellenspitze ist es eng, wie schon lange nicht mehr. Keine Mannschaft darf unterschätzt werden. Leverkusen schon gar nicht. Wenn die besagten Mängel in den Griff zu kriegen sind, kann Bayer in diesem Jahr die Champions League erreichen. Und sogar noch mehr ist möglich: Mit ein wenig Glück kann Patrick Helmes seine Mannen und Trainer Labbadia zum Titel ballern!