Bayern-Trainer rechnet mit Supertalent Kroos ab

  • Wechsel nach Leverkusen
    Bayern-Trainer rechnet mit Supertalent Kroos ab

    Von Lars Wallrodt


    Vorerst ist Toni Kroos beim FC Bayern gescheitert. Auf WELT ONLINE erklärt Münchens U23-Trainer Hermann Gerland, warum das Talent den Sprung zu den Profis nicht schaffte und der Wechsel zu Bayer Leverkusen richtig ist. Denn erfolgreiche Ausleihgeschäfte mit jungen Spielern haben bei Bayern München Tradition.



    WELT ONLINE: Ärgert Sie Kroos’ Wechsel?


    Hermann Gerland: Ich komme ohne ihn super klar, hatte ja auch nicht besonders viel mit ihm zu tun. Er hat meist bei den Profis trainiert, ich hatte ihn höchstens mal vor Spielen bei mir. Zuletzt hat er sich ja sogar geweigert, in der Dritten Liga zu spielen.


    WELT ONLINE: Dennoch gibt der FC Bayern den besten Spieler der U17-Weltmeisterschaft 2007 ab.


    Gerland: Kroos ist ja nicht verkauft, sondern ausgeliehen. Babbel haben wir auch damals zum HSV verliehen und bekamen einen fertigen Spieler zurück. Bei Lahm war es ähnlich. Außerdem spielen auf Kroos’ Position Ribery, Ze Roberto, Schweinsteiger und Borowski. Wen soll Klinsmann denn davon rausnehmen?


    WELT ONLINE: Dann müsste Talenten grundsätzlich von einem Wechsel zum FC Bayern abgeraten werden.


    Gerland: Das ist so nicht richtig. Im DFB-Pokal gegen Stuttgart kamen fünf ehemalige Jugendspieler zum Einsatz: Rensing, Lell, Lahm, Schweinsteiger und Ottl. Welcher andere Verein hat eine solche Quote?


    WELT ONLINE: Bietet Ihr Klub dem Nachwuchs eine faire Chance?


    Gerland: Ja. Wir bilden Spieler in der Jugend und bei den Amateuren aus. Wer sich dort durchsetzt, wird auch seine Chance bei den Profis bekommen. Die Aufgabe des Cheftrainers ist allerdings, Punkte und Titel zu holen, nicht Spieler auszubilden.


    WELT ONLINE: Immerhin hatte Manager Uli Hoeneß für Kroos die Nummer zehn reserviert.


    Gerland: Auf diese Aussage müssen sie Hoeneß ansprechen, nicht mich. Ich kann nur sagen, dass ein junger Spieler Spiele braucht, um sich weiterzuentwickeln. Die hätte Kroos bei mir bekommen. Aber er hat gesagt: ‚Ich spiele nicht mehr bei Hermann Gerland in der Dritten Liga.’ So verzichtete er auf Einsätze. Da frage ich mich: Wie will er sich verbessern ohne Spielpraxis?


    WELT ONLINE: Bekommt er die in Leverkusen?


    Gerland: Ich gehe davon aus. Er ist nicht preiswert, so einer wird nicht für die Bank geholt.


    WELT ONLINE: Trauen Sie ihm nach seiner Rückkehr zu, eine wichtige Rolle in München zu spielen?


    Gerland: Er hat unglaubliche fußballerische Qualitäten. Aber er muss sie mit Leistungsbereitschaft paaren. Das hat er viel zu wenig gemacht. Er hat in jedem Spiel Aktionen, wo man mit der Zunge schnalzt. Dann verliert er den Ball, läuft weiter und fehlt hinten. Das geht heutzutage nicht mehr, daran muss er in Leverkusen arbeiten. Dort muss er zeigen, dass er einer ist, der es packen kann und will.


    WELT ONLINE: Herrschte zu viel Rummel um ihn?


    Gerland: Ja, aber dafür konnte er nichts. Er wurde für jede Aktion bejubelt. Wenn er mal eine Ecke getreten hat und einer unserer tollen Kopfballspieler hat ihn reingemacht, hieß es doch gleich: Super Aktion von Kroos. Er wurde in den Himmel gehoben, bekam nur Zucker. Das ist für einen jungen Spieler nicht gut.



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