Wenn Wünsche wahr werden

  • Wenn Wünsche wahr werden


    Von Christoph Pluschke, 03.02.09, 19:06h, aktualisiert 03.02.09, 19:26h
    Kurz vor Schließung des Transferfensters schlägt Bayer nochmal so richtig zu: Toni Kroos ist wohl die Bedeutenste der drei Neuverpflichtungen. Der vom FC Bayern ausgeliehene Jungstar glaubt, dass der Bayer-Fußball ihm besonders liegt.



    LEVERKUSEN - Toni Kroos schaut sich ein wenig irritiert um, als er den Schauplatz seines ersten öffentlichen Termins für den künftigen Arbeitgeber betritt. Das Gebäude befindet sich in ziemlich marodem Zustand, von den Wänden bröckelt der Putz. Da ist der junge Mann ein ganz anderes Ambiente gewohnt vom mondänen Klubgelände des großen FC Bayern an der Säbener Straße im Münchner Stadtteil Giesing. Dort ist es schick, kein Vergleich zu dieser Leverkusener Ulrich-Haberland-Halle am Rande der Großbaustelle BayArena, wo einstweilen die Pressekonferenzen des Werksklubs abgehalten werden - allerdings nur für den Übergang, bis das neue Stadion mit all seinen neuen und komfortablen Räumlichkeiten im Sommer fertiggestellt ist.


    Für den Übergang ist auch Kroos hier. Der 19-Jährige, der nicht wenigen Fachleuten hierzulande als das größte deutsche Fußballtalent seit langer Zeit gilt, aber bei den Bayern zuletzt nur ein frustrierenden Reservistendasein fristete, soll sich in der jungen, aufstrebenden Leverkusener Mannschaft unter Trainer Bruno Labbadia weiterentwickeln, um eines Tages gereift nach München zurückzukehren. So hat es der FC Bayern, so hat es vor allem aber er selbst gewollt. „Ich habe schon länger über einen Wechsel nachgedacht, und bei diesen Überlegungen ist Leverkusen immer so etwas wie ein Wunschverein gewesen“, erklärt Kroos bei seiner Vorstellung und liefert die Begründung gleich mit: „Meiner Meinung nach gehört Bayer zu den besten Mannschaften Deutschlands und braucht sich hinter niemandem in der Bundesliga zu verstecken. Der Fußball, der hier gespielt wird, könnte mir liegen.“


    Zu allererst aber müsse er mal richtig fit werden, ergänzt der Junioren-Nationalspieler, der momentan noch einen Bänderriss im Sprunggelenk auskuriert und darauf hofft, in anderthalb Wochen ins Mannschaftstraining einsteigen zu können. Ob er nicht Angst habe, vom Regen in die Traufe zu kommen, will jemand wissen - eine durchaus berechtigte Frage, denn im jetzt schon glänzend besetzten Leverkusener Mittelfeld dürfte die Konkurrenzsituation auch nicht viel weicher sein als in München. „Wenn ich fit bin, werde ich meine Chance über Einwechslungen bekommen und versuchen, da zu sein, wenn jemand schwächelt“, antwortet Kroos.


    Rudi Völler sitzt daneben und grinst. „Wir werden an Toni viel Freude haben“, prophezeit der Bayer-Sportchef, der im Übrigen nicht davon ausgeht, dass die Bayern von ihrem vertraglich zugesicherten Recht Gebrauch machen und Kroos bereits im nächsten Sommer zurückbeordern: „Das passiert nur, wenn der Worst Case eintritt und sich bei den Münchnern jemand schwer verletzen sollte, andernfalls gehen wir und auch Bayern-Manager Ui Hoeneß fest davon aus, dass der Spieler bis 2010 bei uns bleibt.“


    Anders verhält es sich bei Gabor Kiraly (32) und Angelos Charisteas (28), die an diesem Mittag ebenfalls auf dem Podium in der Haberland-Halle als Bayer-Neuzugänge präsentiert werden; sowohl der vom englischen Zweitligisten FC Burnley gekommene ungarische Torhüter („Ich wollte unbedingt nochmal in Deutschland spielen“) als auch der zuletzt für den 1. FC Nürnberg tätige griechische Stürmer („Dieser Transfer macht mich glücklich“) sind vorerst nur bis Ende der laufenden Saison ausgeliehen. Kiraly soll den am Knie operierten Ersatz-Keeper Benedikt Fernandez vertreten, verspricht aber volles Engagement: „Meine Aufgabe ist es, René Adler zu unterstützen, aber ich werde Vollgas geben, als wenn ich die Nummer eins wäre“, sagte der einstige Berliner Hertha-Schlussmann. Charisteas ersetzt bis Ende Juni seinen zunächst nur auf Leihbasis zum FC Portsmouth transferierten Landsmann Theofanis Gekas; bei eben dem hat sich der Schütze des EM-Final-Siegtores 2004 auch über die Leverkusener Verhältnisse schlau gemacht und teilt mit: „Fanis hat mir nur Gutes erzählt.“



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