München/Leverkusen - Rudi Völler hat zwei aufreibende Tage hinter sich.
"Für unsere Verhältnisse hat sich in den vergangenen 48 Stunden viel getan - aber aus einer gewissen Logik heraus", erklärte Bayer Leverkusens Sportdirektor am Dienstag.
Da präsentierten die Rheinländer ihre drei Last-Minute-Zugänge Gabor Kiraly, Angelos Charisteas und Toni Kroos.
Im Fokus stand dabei erwartungsgemäß der bisherige Bayern-Reservist Kroos . Dem ist der Wechsel von der Isar an den Rhein offensichtlich leicht gefallen.
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"Leverkusen war mein Wunschverein"
"In München war ich mit meiner Einsatzzeit nicht mehr zufrieden, hier soll es besser werden", meinte der U-21-Nationalspieler, hinter dem die halbe Liga her war. "Bayer Leverkusen ist für mich eine Art Wunschverein."
Umgekehrt war das Riesentalent eine Art Wunschspieler für die Leverkusener. "Wir hatten das geistig schon abgehakt und nicht mehr dran geglaubt, ihn zu bekommen", sagte Völler im Gespräch mit Sport1.de.
Umso überraschter war der Ex-Teamchef, als der Anruf aus München kam. (Leverkusen holt Toni Kroos)
Völler will "Schritt nach vorne machen"
Das zunächst auf eineinhalb Jahre angelegte Leihgeschäft mit dem 19-Jährigen ist ein Coup, der die Ambitionen des Klubs deutlich macht.
"Wir sind diesen Transfer auch eingegangen, um noch den ein oder anderen Schritt nach vorn zu machen", so Völler.
Und er steht stellvertretend ist für einen Wandel, den die Werkself in der jüngeren Vergangenheit vollzogen hat.
Jahrzehntelang haftete Leverkusen der Ruf an, vor allem ein gutes Händchen zu haben bei der Verpflichtung brasilianischer Kräfte (Emerson, Sergio, Ze Roberto, Juan oder Lucio).
Paradigmenwechsel zur Talentschmiede
Spätestens der Kroos-Deal aber zeigt, für welche Qualität die sportlich Verantwortlichen inzwischen ebenso stehen:
Nämlich ebenso reizvoller Magnet wie Schmiede zu sein für Talente, die das Zeug haben, sich zu internationalen Superstars zu entwickeln. Talente statt fertige Spieler - ein Paradigmenwechsel unterm Bayer-Kreuz.
Der hiesige Fußball-Nachwuchs nimmt seine Zukunft selbst in die Hand - immer häufiger zugunsten der Leverkusener.
Das mag im speziellen Fall auch daran liegen, dass beim Rekordmeister junge Spieler kaum Chancen haben, wie nun selbst Bayern-Manager Uli Hoeneß zugab. (Null Bock auf Bayern)
Labbadia lockt
Dann jedoch nach Leverkusen zu gehen, spricht aber für das Positiv-Image des einstigen Pillen-Klub: Das frühere Schmuddelkind eines Konzerns, in dessen Stadt es noch nicht mal einen wirklichen Hauptbahnhof gibt, ist mittlerweile angesagt.
Das Projekt Bayer 09 mit dem offensiv ausgerichteten Trainer Bruno Labbadia lockt und verspricht die Perspektive, die anderen offenbar abgeht.
Patrick Helmes, der vor der Saison von Aufsteiger Köln lieber nach Leverkusen wechselte als woanders hin, schwärmte unlängst:
"Hier entsteht etwas Großes Mein Kopf ist nur bei Bayer. Auf andere Vereine schaue ich gar nicht."
Rasante Entwicklung
Der 24 Jahre alte Torjäger, der seinen Vertrag im Herbst deshalb bis 2013 vorzeitig verlängerte, ist nur einer der Eckpfeiler des neuen Bayer-Bauwerks.
So wie Helmes äußerten sich zuletzt auch Sturmkollege Stefan Kießling (24) und Rene Adler (23), der in Leverkusen zum Nationalkeeper avancierte. Oder Neuzugang Michal Kadlec (24).
Und ihre rasante Entwicklung spornt zum Nachahmen an. Die große Wahrscheinlichkeit auf Champions-League- oder UEFA-Cup-Teilnahme sowieso.
Auch für Kroos scheint das besonders reizvoll. Zumal gerade die Position hinter den Spitzen sich noch besser interpretieren lässt, als es derzeit Arturo Vidal tut.
"Einen Schritt nach vorn"
Nun könnte bei Bayer ein "magisches" Mittelfeld-Dreieck aus dem genesenen Bernd Schneider, dem Brasilianer Renato Augusto und dem Ex-Münchner entstehen - wie in der erfolgreichen Saison 2001/2002 mit Schneider, Michael Ballack und Yildiray Bastürk.
Völler formuliert es gegenüber Sport1.de so: "Es gibt bei uns drei dieser besonderen Positionen im Mittelfeld. Toni hat bewiesen, dass er die alle spielen kann."
Umgekehrt ist es für Kroos die Chance, schneller durchzustarten und doch nicht verheizt zu werden. So wie Simon Rolfes, der seit seinem Wechsel 2005 von Alemannia Aachen mittlerweile gestandener Nationalspieler ist.
Bei optimalem Verlauf könnte auch Kroos sehr schnell ein Kandidat für die DFB-Auswahl werden.