Bruno Labbadia musste einen Tag vor seinem 43. Geburtstag spüren, wie schnell es mit der Herrlichkeit in der Fußball-Bundesliga vorbei sein kann.
«In dieser Art haben wir uns in dieser Saison noch nicht präsentiert», sagte der Chefcoach von Bayer 04 Leverkusen nach der 2:4-Heimschlappe gegen den VfB Stuttgart. «Da habe ich keine Freude mehr, rein zu feiern.» Seinem Kollege Markus Babbel, als Retter in der Not geholt und zum fünften Mal ohne Niederlage in Liga eins, zeigte mit dem deutschen Meister von 2007 nach viel Mittelmaß endlich wieder spielerischen Glanz. «Ein toller Erfolg für diese Jungs. Sie haben um jeden Zentimeter gekämpft, dass war der Schlüssel zum Erfolg», freute sich Babbel.
Nach dem Abpfiff versuchte man im Bayer-Lager, der Pleite mit einer Jetzt-erst-recht-Mentalität zu trotzen. «Die Niederlage tut weh, wird uns aber nicht umwerfen, auch wenn sie im Kampf um einen Europacup-Platz ein kleiner Rückschlag ist», meinte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler nach der verpatzten Bundesliga-Premiere im Düsseldorfer Ausweichquartier. Trotz des sechsten Erstligaspiels ohne Sieg wollte Labbadia von einer Krise beim nun stark unter Druck stehenden Tabellenfünften nichts wissen: «Mit dem Wort tue ich mich schwer. Die Mannschaft hat in den letzten Wochen zu viel gut gemacht, um von einer Krise zu sprechen.» Leicht wird es nicht, aus dem Tief zu kommen: Am Freitag steht das Gastspiel beim Spitzenreiter 1899 Hoffenheim an, eine Woche danach die Partie gegen den Hamburger SV.
Gegen die starken Schwaben war von dem hochgelobten Kombinations-Spiel der Werkself nicht viel zu sehen, dafür aber viele individuelle Fehler zu entdecken. «Das ist für mich ein gebrauchter Tag gewesen», meinte Nationalkeeper René Adler, der vier Tage vor dem Länderspiel gegen Norwegen in Düsseldorf keine gute Figur machte. Bei den Treffern von VfB-Angreifer Mario Gomez (3./75. Minute) und dem Eigentor von Lukas Sinkiewicz (90.) - für Bayer waren Stefan Kießling (67.) und Neuzugang Angelos Charisteas (90./+1) die Schützen - war er ohne Chance. Doch beim Freistoß-«Hammer» zum vorentscheidenden 2:0 durch Thomas Hitzlsperger agierte er unglücklich. «Ganz Fußball-Deutschland weiß, dass er so einen harten Schuss hat», sagte Adler zu dem mit Tempo 125 km/h abgefeuerten Ball, gab aber ehrlich zu: «Der Ball darf da nicht reingehen, da sah ich einfach blöd aus.»
Kein großes Gewese wollte der 23-jährige Gomez um seine Saisontore neun und zehn machen, mit denen er das «Schaulaufen der Torjäger» vor dem Norwegen-Spiel gegen die auf Bayer-Seite ebenfalls für die DFB- Auswahl nominierten Stürmer Patrick Helmes und Stefan Kießling gewann. «Es ist alles sehr schnelllebig. Für die Nationalmannschaft muss man nicht nur ein gutes Spiel machen», meinte er, «und nicht drei Tage vor einem Länderspiel Gas geben.»
«Für uns ist Mario schon lange auf gutem Weg. Er hat in letzten Pflichtspielen wieder ordentlich Tore gemacht und er kann mehr machen», lobte VfB-Manager Horst Heldt den im Nationalteam zuletzt unglücklich agierenden Stürmer. «In Europa findet man nicht viele, die so eine Quote vorweisen können. Und weil es nicht allen auffällt, hat er heute zwei Tore gemacht.» Freuen konnte er sich aber auch über die Leistung des gesamten Teams: «Über weite Strecken haben wir alles richtig gemacht. Wir machen Schritt für Schritt ein paar Punkte gut, doch es ist noch ein weiter Weg.»
dpa, 10:51 Uhr