LEVERKUSEN: Trainer Labbadia war am Geburtstag nicht in Feierlaune
ES BERICHTEN FRANK LUSSEM UND GEORGE MOISSIDIS
Nach feiern war Bruno Labbadia an seinem 43. Geburtstag gestern selbstredend nicht zumute. Zu tief saß der Ärger über die Pleite vom Samstag, über die Art und Weise, „in der wir uns in dieser Saison noch nicht präsentiert haben“, so der frustrierte Trainer.
Was genau passiert ist mit dieser Mannschaft, weiß niemand exakt zu beantworten. Eine gute und harmonische Vorbereitung auf die Rückrunde mündete in einem phasenweise begeisternden 3:1-Sieg gegen Angstgegner Cottbus. Diesem Pokalspiel folgte mit dem 1:1 in Dortmund ein Spiel, „das wir hätten gewinnen müssen“, so Sportchef Rudi Völler (48) und nun
in Düsseldorf ließ sich die Mannschaft klassisch auskontern. Ist das eine Krise? „Nein“, sagt Völler, „dazu waren wir zuletzt zu gut.“ Bruno Labbadia ergänzt: „Mit diesem Wort tue ich mich schwer.“
Fakt aber ist, dass René Adler an gewohnter (zugegeben mitunter auch unmenschlich anmutender) Sicherheit eingebüßt hat. Mit Lukas Sinkiewicz (23) stand vor ihm ein Verteidiger, der nach seiner langen Verletzungspause (Kreuzbandriss) schlicht und einfach noch nicht ins Team gehört. Sinkiewicz ist fit eine Bereicherung für dieses Team. Ein guter Innenverteidiger, ein Typ, der mitreißt, den Mund aufmacht auf dem Platz. Ein Führungsspieler. Doch in Dortmund verschuldete er das 1:0, gegen Stuttgart war er an drei Gegentoren nicht schuldlos. Die Frage stellt sich: Warum sitzt der Brasilianer Henrique (22) auf der Bank, der in der Hinrunde keine Minute verpasste? Labbadias Antwort: „Henrique kam in körperlich schlechter Verfassung aus dem Urlaub und erkrankte dann auch noch. Und Lukas war bärenstark in der Vorbereitung.“ Dies war er nun nicht mehr, möglicherweise zollt er den Anstrengungen des harten Aufbaus Tribut. Und konnte der Mannschaft nicht mehr helfen.
Unabhängig von ihm aber lässt die Vorstellung vom Samstag die Frage zu, ob in der LTU-Arena alle Hoffnungen auf den Durchbruch dieser Ansammlung von Hochveranlagten schwinden. Sechs Niederlagen in 19 Spielen sind eine Menge Holz, 26 Gegentore ebenso. Von hinten drängen Stuttgart, Wolfsburg, Schalke und Dortmund – es wird eng und es werden Nervenspiele für Bayer Leverkusen. Zunächst in Hoffenheim, dann gegen den Hamburger SV. Zwei Spiele, in denen vieles begradigt werden kann. An die andere Möglichkeit mag man in Leverkusen momentan nicht denken.
Quelle: kicker-Printausgabe vom 09.02.09