Spielbericht: Lauter Auswärtsmob - aus Leverkusen...

  • Das zweite Bundesligaspiel in Sinsheims neuer Rhein-Neckar-Arena geriet für 1899 Hoffenheim zu einem ähnlichen Debakel wie Leverkusens Premiere in Düsseldorf vor einer Woche. Der Tabellenführer unterlag Bayer Leverkusen mit 1:4, und ist auch atmosphärisch noch nicht ganz im neuen Heim angekommen, wie sportal.de beobachtet hat.


    Zweimal Patrick Helmes, Simon Rolfes und Gonzalo Castro trafen in einem vor allem vor der Pause hochklassigen Spiel für die Gäste, denen lediglich Sejad Salihovic mit einem Foulelfmeter etwas entgegenzusetzen hatte. Es war die erste Heimniederlage für den Aufsteiger in der Bundesliga.


    Ralf Rangnick brachte gegenüber dem 1:1 von Mönchengladbach drei Neue in die Startelf. Carlos Eduardo kam für Selim Teber, Timo Hildebrand nahm an Stelle von Daniel Haas wieder seinen Platz zwischen den Pfosten ein, und Per Nilsson ersetzte den verletzten Marvin Compper in der Innenverteidigung.


    Das zweite Bundesligaspiel in Sinsheims neuer Rhein-Neckar-Arena geriet für 1899 Hoffenheim zu einem ähnlichen Debakel wie Leverkusens Premiere in Düsseldorf vor einer Woche. Der Tabellenführer unterlag Bayer Leverkusen mit 1:4, und ist auch atmosphärisch noch nicht ganz im neuen Heim angekommen, wie sportal.de beobachtet hat.


    Zweimal Patrick Helmes, Simon Rolfes und Gonzalo Castro trafen in einem vor allem vor der Pause hochklassigen Spiel für die Gäste, denen lediglich Sejad Salihovic mit einem Foulelfmeter etwas entgegenzusetzen hatte. Es war die erste Heimniederlage für den Aufsteiger in der Bundesliga.


    Ralf Rangnick brachte gegenüber dem 1:1 von Mönchengladbach drei Neue in die Startelf. Carlos Eduardo kam für Selim Teber, Timo Hildebrand nahm an Stelle von Daniel Haas wieder seinen Platz zwischen den Pfosten ein, und Per Nilsson ersetzte den verletzten Marvin Compper in der Innenverteidigung.
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    Intensiver Fußball, intensiver Schneeregen


    Bruno Labbadia veränderte die Mannschaft, die gegen Stuttgart untergegangen war, auf zwei Positionen. Winterneuzugang Thomas Zdebel vertrat den gesperrten Arturo Vidal, und in einem überfälligen Wechsel kam Henrique für den zuletzt überforderten Lukas Sinkiewicz in die Innenverteidigung.


    Vor 30.150 Fans in der ausverkauften Sinsheimer Arena starteten beide Mannschaften im badischen Schneeregen sehr offensiv. Als sich Renato Augusto in der 3. Minute auf der rechten Seite gegen Andreas Ibertsberger durchsetzte, hatte Hoffenheim zuvor schon zwei Torraumszenen überstanden. Aber keine von beiden war so folgenreich wie der Ballverlust des Österreichers, dem das frühe 0:1 folgte. Renato flankte unverzüglich vors Tor, wo Patrick Helmes unbedrängt von Abwehrspielern seinen 14. Saisontreffer vollstreckte.


    Die Gastgeber zeigten sich vom frühen Rückstand geschockt, während Bayer 04 weiter druckvoll attackierte und bei Ballgewinn schnell in die Spitze kombinierte.


    Unglücksrabe Per Nilsson


    Gerade war Hoffenheim dann zur ersten Torchance gekommen (Sejad Salihovic hatte nach einer Flanke von Tobias Weis nur knapp am rechten Winkel vorbeigeköpft), da schlug Leverkusen zum zweiten Mal zu: Nach einem Freistoß von Tranquillo Barnetta rutschte 1899-Kapitän Nilsson auf dem glatten Rasen aus, und sein Gegenpart auf Leverkusener Seite, Simon Rolfes, schob den Ball zum 2:0 ein, nachdem Helmes ihn gedankenschnell bedient hatte. Allerdings war Hildebrand zum gleichen Zeitpunkt wie Rolfes mit der Hand am Ball - nach den Regeln hätte Schiedsrichter Dr. Helmut Fleischer das Tor also auch aberkennen können.


    Nach etwa der Hälfte der ersten Halbzeit kippte das Match allmählich zugunsten der Hausherren, und René Adler bekam mehr zu tun, als ihm lieb sein konnte. Der Keeper hatte nach 22 Minuten noch Glück, als er einen hohen Ball fallenließ und anschließend Demba Ba mit beiden Händen kurz festhielt. Ein kritischerer Schiedsrichter als Dr. Fleischer hätte hier schon Elfmeter verhängen können.


    Zehn Minuten später kam es dann erneut zum Aufeinandertreffen Bas und Adlers, und diesmal konnte der Unparteiische nicht mehr beide Augen zudrücken. Ba legte sich den Ball links am Keeper vorbei, direkte Torgefahr bestand eigentlich nicht, aber trotzdem grätschte der Nationalkeeper noch in den Mann. Er sah folgerichtig Gelb, und Standardspezialist Salihovic verwandelte eiskalt vom Punkt.


    Der König des ruhenden Balles


    So löblich Leverkusens Prinzip war, flach und kontrolliert aus der eigenen Abwehr herauszuspielen: Angesichts immer größerer Hoffenheimer Überlegenheit war das aber eine riskante Maxime, und sie rächte sich, als Thomas Zdebel direkt vor dem eigenen Strafraum der Ball versprang und er nur durch ein Foul an Weis reagieren konnte. Das bedeutete Freistoß aus 20 Metern zentral vor dem Tor, und eine weitere goldene Chance für Salihovic, dessen Versuch nur haarscharf über das rechte Lattenkreuz strich.


    Als Boubacar Sanogo kurz darauf Ba mit einem Steilpass verfehlte, schien der verdiente Hoffenheimer Ausgleich nur noch eine Frage der Zeit. Unübersehbar boten sich aber auch Leverkusen mehr und mehr Räume für Konter. Einen von diesen hätte Helmes verwerten können, wenn nicht Hildebrand exzellent mitgespielt hätte und außerhalb des Strafraums mit dem Fuß geklärt hätte.


    Direkt vor dem Pausenpfiff verschuldete dann erneut Ibertsberger einen Freistoß rechts vor dem Strafraum. Bayer verblüffte mit einer Variante, als Michal Kadlec den Ball flach rechts nach außen legte, von wo Barnetta ihn halbhoch in den Strafraum brachte. Zum Glück für 1899 stand dort Weis. Zum Pech für 1899 schlug er jedoch über den Ball. Der hinter ihm lauernde Helmes dankte es und schlug erbarmungslos zum 1:3 zu.


    Drei Standards, drei Gegentore


    Für die zweite Hälfte brachte Rangnick Chinedu Obasi und Isaac Vorsah für Nilsson und Weis und stellte damit auf ein 4-3-3 wie in der Vorrunde um. Diese Maßnahme erwies sich schon drei Minuten nach Wiederanpfiff als fatal. Eine Ecke Barnettas von links kam an die Grenze des Fünfmeterraums, Hildebrand blieb auf der Linie, und Gonzalo Castro setzte sich im Kopfballduell gegen den gerade eingewechselten Vorsah durch. Der Kopfball des nur 170 cm großen Außenverteidigers kam perfekt und endete im Netz.


    Zum dritten Mal war Hoffenheim nach einer Standardsituation bezwungen. Und wenn man Toren vor und nach der Pause einen "psychologisch wichtigen Zeitpunkt" bescheinigt, dann war die Psyche der Gastgeber hier gleich doppelt getroffen.


    Leider war mit diesem neuerlichen Rückschlag tatsächlich der Wille der Badener gebrochen - was sowohl für die Mannschaft galt, die nun mit merklich weniger Elan ihre Angriffe vortrug, als auch für die Fans, die schon in der ersten Hälfte nicht unbedingt Hexenkessel-Atmosphäre erzeugt hatten, nun aber endgültig den "Leverkusen"-Gesängen der mitgereisten Bayer-Fans die Bühne überließen. Ein Club, der selbst zum Champions League-Finale 2002 sein Kartenkontingent nicht ausschöpfte, hat es auch noch nicht allzu oft erlebt, dass seine Anhänger in fremden Stadien Heimspielatmosphäre erzeugen.


    Lauter Auswärtsmob - aus Leverkusen...


    Mit etwas mehr Glück hätte Leverkusen sogar das fünfte Tor des Abends und das zehnte Saisontor gegen Hoffenheim (Hinspiel 5:2) erzielt. Aber Helmes verfehlte mit seinem Flachschuss knapp das Tor, Castros Direktabnahme strich über die Latte, und der eingewechselte Pirmin Schwegler scheiterte direkt vor Hildebrand an einem starken Reflex des Keepers.


    Dr. Fleischer pfiff pünktlich ab - konsequenterweise, denn die Luft war in diesem Match schon seit der 48. Minute raus gewesen. Leverkusen hat sich im Titelrennen mit einem Paukenschlag zurückgemeldet und empfängt am kommenden Wochenende im nächsten Gipfeltreffen den HSV. Hoffenheim aber muss in den nun folgenden zwei schweren Auswärtsspielen in Dortmund und Stuttgart versuchen, den leichten Abwärtstrend zu stoppen - bevor dann Anfang März Werder Bremen in die neue Heimstätte in Sinsheim kommt. Hoffentlich sind dann Spieler und Fans eher in Heimspielstimmung.


    Daniel Raecke


    Quelle